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Neues Stadtarchiv in KölnGanz neu und doch voller Mängel – lange Liste an Problemen

Lesezeit 3 Minuten
Das Stadtarchiv am Eifelwall ist neu und hat dennoch Mängel.

Das Stadtarchiv am Eifelwall ist neu und hat dennoch Mängel.

Eigentlich ist das Stadtarchiv am Eifewall ganz neu. Dennoch gibt es eine Reihe von eklatanten Mängeln. Die Errichterfirma hat die Frist zur Beseitigung einfach verstreichen lassen. Nun soll es eine andere Firma richten. Doch das wird nicht einfach.

Es ist nicht so, als würden die Bewegungsmelder gar nicht funktionieren. Immerhin geht das Licht an, wenn jemand in ihren Reaktionsbereich tritt. Es geht halt nur nicht wieder aus. Mit etwas gutem Willen könnte dieser Punkt also als „halber Defekt“ auf der Liste der Baumängel im neuen Stadtarchiv verbucht werden. Und Großherzigkeit fällt bei dieser Mängelliste leicht, es steht ja reichlich drauf. Jeder Defekt für ist vielleicht keine große Sache. Jedoch einige davon sind für ein Archiv mit solch historisch wertvollen Archivarien vollkommen inakzeptabel.

Frist verstrichen

Die Gebäudewirtschaft der Stadt Köln hatte der verantwortlichen Errichterfirma die Liste übermittelt, Behebung gefordert und dafür eine Frist gesetzt. Jedoch: „Die Frist für die Mängelbeseitigung ist am 12.Juli 2023 ergebnislos verstrichen“, sagt eine Stadtsprecherin. Imgrunde keine schlechte Nachricht, denn nun kann die Gebäudewirtschaft die Beseitigung der teils gravierenden Mängel bei einer Firma ihres Vertrauens in Auftrag geben. Doch es deutet sich schon an: Die Leitung des Stadtarchives wird wohl noch eine ganze Weile mit den Mängeln an ihrem Haus leben müssen.

Der Sonnenschutz hängt in Fetzen

Da sind beispielsweise die Jalousien. Sonnenlicht ist Gift für altes Schriftgut und Fotografien. Jedoch, wer das Stadtarchiv besucht, beispielsweise um die laufende Ausstellung „Fotografen sehen Köln“ im Erdgeschoss zu besuchen, der entdeckt im Innenhof unweigerlich Sonnenjalousien die in Fetzen frei im Wind wehen. Die Absauganlage in der Archivgutreinigung macht einen Höllenlärm. Die Mitarbeiter dort können sich aussuchen, ob sie entweder taub werden wollen, oder die Anlage auslassen und die Gefahr eingehen, gesundheitsgefährdende Partikel einzuatmen. Archivalien brauchen zu ihrem Schutz eine konstante Temperatur — nicht zu war, nicht zu kalt. Aber die Klimaanlage im Magazin des Stadtarchives kann wohl nicht betrieben werden — aus Brandschutzgründen, heißt es. Selbst Sicherheitseinrichtungen sind wohl nicht frei von Mängeln, ist zu erfahren.

Folgt auch noch ein Rechtsstreit?

„Für die Mängelbeseitigung wurde jetzt eine Firma aus dem Rahmenvertrag der Gebäudewirtschaft beauftragt“, sagt eine Stadtsprecherin auf Nachfrage der Rundschau. Jedoch: „Da aber auch diese Firma unter dem Fachkräftemangel leidet, ist eine Mängelbeseitigung erst ab dem 14. August 2023 möglich. Darüber hinaus muss sich die neue Firma zunächst in die Komplexität des Gebäudes einarbeiten.“ Das klingt nicht danach, als würden in Kürze alles rund laufen im neuen Stadtarchiv. Und dann ist da ja noch die Frage, wer bezahlt die Arbeiten? „Die Kosten sind von der Errichterfirma zu tragen. Die Stadtverwaltung geht zwar in Vorleistung, die Errichterfirma muss der Stadt die Kosten jedoch erstatten“, so die Stadtsprecherin. Setzt voraus, die Errichterfirma zahlt. Ansonsten dürfte sich wohl ein Rechtsstreit an die Baumaßnahme anschließen.


Der Neubau am Eifelwall

2021 feierte die Stadt Köln nach rund vier Jahren Bauzeit die Eröffnung des Neubaus für das Historische Archiv an der Ecke Luxemburger Straße/Eifelwall. Das Darmstädter Architektenbüro Waechter + Waechter hatte 2011 das Wettbewerbsverfahren gewonnen. Damals noch mit dem Plan, auch die Kunst- und Museumsbibliothek dort unterzubringen.

Die Pläne wurde kurz darauf wieder verworfen, aus einem siebenstöckigen Entwurf wurde der dreistöckige Bau, in dem heute neben dem Stadtarchiv auch das Rheinische Bildarchiv untergebracht ist. Insgesamt stehen auf 22584 Quadratmetern Fläche rund 50 Regalkilometer für das Historische Archiv sowie 2,2 Regalkilometer für das Bildarchiv. Die Kosten für den nicht ganz fehlerfreien Neubau lagen bei 90 Millionen Euro. 3 Sonderausstellungen gab es bereits im Neubau.

„Vergiss es! Vom Erinnern und Vergessenwerden“ 2021 und 2022; „Colonian Rhapsody“ — Spuren einer Musikstadt im Wandel der Zeit 1945-1990 und die aktuelle Ausstellung 2022/23 und aktuell „Fotografen sehen Köln: Glasnegative 1875-1960 aus dem Rheinischen Bildarchiv.“ Die historische Bilderreise ist noch bis September zu sehen. (rom)