Agnesviertel in KölnWarum die Bäume am Fort X gefällt werden müssen

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Jedes Jahr das selbe Leid: Von der Rußrindenkrankheit befallene Bäume werden gefällt.

Köln – Mittlerweile ist es ein wiederkehrendes, trauriges Phänomen – Baumfällungen in Parks, öffentlichen Anlagen und Wäldchen. So wie kürzlich am Fort X im Agnesviertel. „Wir wollen das nicht“, betont der stellvertretende Leiter des Grünflächenamtes, Dr. Joachim Bauer. Aber es gehe um die Verkehrssicherheit – und hier blieben keine anderen Möglichkeiten offen.

Hintergrund ist unter anderem die an vielen Ecken der Stadt auftauchende Rußrindenkrankheit. Ein Pilz, der als „Sekundärschaden“ bereits geschwächte Bäume befällt – im Falle des Fort X vornehmlich Ahorne und Hainbuchen –, sich in den Kronen ausbreitet und später auf den ganzen Stamm übergreift.

„Wir hatten drei trockene Sommer hintereinander. Das heißt nicht, dass die Bäume deshalb direkt absterben. Aber sie reduzieren ihren Stoffwechsel und sind damit anfälliger für Krankheiten“, erklärt Bauer.

Pflanzen reduzieren den Stoffwechsel

Krankheiten, die erst später sichtbar werden: Etwa am Kronensterben. Und dort, wo sich Menschen aufhalten, werden die Bäume gefällt – zu groß ist die Gefahr, dass die Äste abbrechen und im Zweifel sogar die Stämme umstürzen, wenn nur noch der Torso vorhanden ist. Zudem gilt die Rußrindenkrankheit auch für Menschen als gefährlich. (s.Infokasten).

Die Rußrindenkrankheit

Ursache für die Rußrindenkrankheit ist der Pilz „Cryptostroma Corticale“. Ursprünglich stammt der Schlauchpilz aus Nordamerika, 2005 wurde er erstmals in Deutschland entdeckt. Infektionen werden durch trockenes und heißes Klima und Wasserknappheit begünstigt. Betroffen von der Rußrindenkrankheit sind vor allem Ahornbäume. Sie können innerhalb eines Jahres absterben. Bei Inhalation der Sporen kann der Pilz auch beim Menschen schwere Entzündungen der Lungenbläschen auslösen, die von Reizhusten, Fieber, Atemnot und Schüttelfrost begleitet sind. (two)

In kleineren Wäldchen, wo sich nicht nur Spaziergänger, sondern auch viele Kinder aufhalten, werden die befallenen Bäume deshalb gefällt. „In großen Wäldern wie in Dünnwald machen wir das nicht“, sagt Bauer – da werden die Bäume sich selbst beziehungsweise der Natur überlassen.“

Die Stümpfe im Fort X werden ausgefräst und weitgehend entfernt, eine Nachpflanzung mache dort aber keinen Sinn: „Die Kronen der Nachbarbäume werden zusammenwachsen und Setzlingen nicht genügend Licht und Platz lassen“, sagt Bauer. Allzu viel Hoffnung, dass es mit der erneuten Fällung gut sein werde, macht er nicht: „Wenn sich das Klima weiter so entwickelt und wir immer mehr trockene Sommer haben, werden wir mit dem Problem auch weiter rechnen müssen.“ Obwohl es viel geregnet habe in den letzten Wochen, seien die unteren Bodenschichten immer noch zu trocken. Allerdings: Bekommen wir wieder „normale“ Sommer mit genug Regen, können sich auch die Bäume wieder erholen.

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Wie viele andere Kommunen auch, macht man sich auch in Köln Gedanken über die langfristige Entwicklung der heimischen Vegetation. Hält der Klimawandel weiter an – und auch nach Bauers Einschätzung wird sich die Entwicklung nicht mehr zurückdrehen –, wird sich auch langfristig der Bestand ändern. „Dazu sammeln wir etwa im Waldlabor bereits entsprechende Erfahrungen“, so Bauer.

Das Ganze sei aber ein Prozess, der sich über viele Jahre hinziehe: „Wir können nicht von heute auf morgen einen Wald mit angepasster Vegetation pflanzen.“ Dass die Wäldchen aber versteppen, die Gefahr sieht Bauer nicht: „Es wird dort immer etwas wachsen, auch Bäume. Aber eben die, die mit den veränderten Bedingungen am besten zurechtkommen.“

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