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Altenberger HofDer Sensenmann vom Nippeser Tälchen

Lesezeit 3 Minuten
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Landschaftsgärtner Marcus Nitzsche auf der Wildblumenwiese am Altenberger Hof

Nippes – Eine Jahrtausende alte, zwischenzeitlich etwas in Vergessenheit geratene landwirtschaftliche Technik kommt im Nippeser Tälchen derzeit zum Einsatz: Um die Wildblumenwiese zu stutzen und zugleich die Ausbreitung der ausgereiften Saaten auf der Wiese zu unterstützen, hat der Landschaftsgärtner Marcus Nitzsche per Hand-Sense die Wiese gemäht.„Es ist für Pflanzen und Tiere wesentlich schonender, als mit einem Rasenmäher zu Werke zu gehen oder gar mit einem Mähroboter“, sagt Nitzsche. „Denn so können Kleintiere, die sich im Gras verbergen, noch flüchten, und auch für die Pflanzen ist der Rückschnitt schonender.“ Ein effektives körperliches Training ist es ganz nebenbei auch noch.

Naturnah mitten in Köln

„Allgemein geht in der Stadt langsam der Trend dazu hin, blühende Streifen am Weges- oder Grünflächenrand auch mal stehen zu lassen anstatt zu mähen. Das ist auch eine Generationenfrage, denn es wird heute nicht mehr so als unordentlich, sondern als naturnah und insektenfreundlich empfunden.“ Auch muss das Sensen nicht unbedingt länger dauern als das Mähen.

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Landschaftsgärtner Marcus Nitzsche auf der Wildblumenwiese am Altenberger Hof

Die von der Stadt im vergangenen Herbst neben dem Bürgerzentrum Altenberger Hof auf 150 Quadratmetern Fläche angelegte Wildblumenwiese hat sich prächtig entwickelt: Im Frühjahr leuchteten hier die blühenden Blumen. Nachdem sie nun größtenteils verblüht sind, wurde es Zeit für die erste Mahd; die zweite erfolgt im Herbst.

In den nächsten Tagen soll das gemähte Gras zu Heu trocknen, und das Saatgut dabei herausfallen – so dass es auch im nächsten Jahr wieder schön blüht. Neben Blumen gibt es zahlreiche Kräutersorten, unter anderem Sauerampfer, Wilde Möhre und Spitzwegerich. „Auf einer solchen Wiese ist der Artenreichtum höher als in so manch einem Wald“, weiß Betina Küchenhoff vom städtischen Umweltamt. Der Rückschnitt müsse sein, damit auch diese kleineren Pflanzen ihre Chance haben und keine Pflanzenart überhand nimmt.

Lichtblick während Corona-Hochphase

„Gerade in der Hochphase der Pandemie war die Wiese für viele Menschen ein Lichtblick“, weiß Helga Gass, geschäftsführende Vorständin des Vereins Zug um Zug (der Pate der Wiese und Träger des Bürgerzentrums ist) und Leiterin des Bürgerzentrums Nippes. „Wir haben sehr viele positive Rückmeldungen erhalten. Häufig standen Spaziergänger um die Wiese herum und bestaunten die Blütenpracht.“ Sehr positiv sei auch, dass die Wiese weder zerstört noch vermüllt worden sei, auch nachdem das zwischenzeitlich ums Areal herum angebrachte Flatterband entfernt worden war.

Nachbarn kannten Altenberger Hof nicht

„Überhaupt haben während der Lockdown-Wochen etliche Bürger ihr näheres Umfeld durch das Spazierengehen erst richtig entdeckt. Einige Leute, die in der Nachbarschaft wohnen, hatten bis dahin den Altenberger Hof überhaupt noch nicht gekannt.“ In den nächsten Tagen soll, nach gemeinsam gefasstem Entschluss, das Flatterband noch einmal angebracht werden, eventuell mit einem Hinweisschild, dass die gemähte Wiese nicht zum Grillen betreten wird.