Kölner FamilienbetriebLongericher Apotheke feiert 100-Jähriges – Sorge um Entwicklung der Branche

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Köln-Longerich, Jubiläum  Charlotten-Apotheke

Die Charlotten-Apotheke in Alt-Longerich wird 100 Jahre alt.

1987 hat Thomas Grützner die Apotheke von seinem Vater übernommen. Nicht ohne Sorge blickt er auf die Entwicklung der Apothekenlandschaft.

Die Entscheidung, damals die Apotheke seines Vaters zu übernehmen, reifte bei Thomas Grützner erst allmählich heran. „Ganz am Anfang, nach dem Abitur, wusste ich noch nicht ganz genau, was ich machen wollte. Ich absolvierte dann erstmal die Ausbildung zum Pharmazeutisch-Technischen Assistenten an der Kölner PTA-Schule“, erinnert er sich. Die Tätigkeit gefiel ihm jedoch so gut, dass er dabei bleiben sollte: Nach seinem Praktikumssemester, damals in der Mauenheimer Elefanten-Apotheke, bewarb er sich auf einen Studienplatz. 1985 war er mit seinem Studium fertig.

Ganztägiges Fest am Samstag, 1. April, in Longerich geplant

Nun feiert sein Betrieb, die Charlotten-Apotheke in Alt-Longerich, ihr 100-jähriges Bestehen. Das Team lädt für Samstag, 1. April, ab 10 Uhr zum ganztägigen Fest ein. Unter anderem gibt es eine Kosmetik-Fachberatung, eine Hautanalyse, einen Ausschank von Vitamindrinks und ein Glücksrad, bei dem unter anderem alte Apotheken-Standgefäße, Kosmetik und kleinere Preise zu gewinnen sind. Für Kinder gibt es eine Hüpfburg, Ballonzauberei und Kinderschminken.

Die Leute sollen wissen, dass sie von uns eine neutrale Empfehlung bekommen. Das ist genau das, was ich an meinem Beruf mag
Thomas Grützner, Inhaber

Die Charlotten-Apotheke wird in bereits dritter Generation betrieben, davon seit zwei Generationen im Hause Grützner: 1923 eröffnete der Gründer Ernst Ranweg den Betrieb zunächst als Zweigstelle der Nordstadt-Apotheke. Damals befand sie sich noch am Heckweg. 1930 zog der Betrieb zu seinem heutigen Standort an der Grethenstraße 13 um, wo sie Thomas Grützners Vater Werner, der mit seinen Eltern kurz vor Kriegsende aus Dresden übersiedelt war, im Jahr 1962 übernahm. Ganz kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, von 1946 bis 1948, hatte er in der Apotheke schon sein Praktikum absolviert.

Charlotten-Apotheke wird seit zwei Generationen von Familie Grützner betrieben

1987 übergab er dann, nachdem er sich mit 68 Jahren zur Ruhe gesetzt hatte, den Betrieb an seinen Sohn. Die ersten fünf Jahre zunächst als Pächter, dann als Besitzer. Im Jahre 1990 wurde die Apotheke aufwändig restauriert, wobei die alten Teile behutsam in das Neue integriert wurden. Heute gehören neun Personen zum Team der Apotheke, inklusive Thomas Grützner, seiner Frau und seinem Sohn. Seine Hauptaufgabe als Apotheker sieht er eindeutig in der Beratung der Kundschaft, weniger im Verkauf, wie er betont.

„Die Leute sollen wissen, dass sie von uns eine neutrale Empfehlung bekommen. Das ist genau das, was ich an meinem Beruf mag.“ Und die Fähigkeit, Medikamente wie Salben und Kapseln selbst herstellen zu können, sei wichtig – und angesichts der momentan zu beobachtenden Lieferengpässe bei manchen Arzneien werde diese momentan sogar wieder bedeutender. „Früher hatten wir auch Tee selbst hergestellt, aber das gibt es heute nicht mehr“, ergänzt Grützner schmunzelnd.

Nicht ohne Sorge blickt der 65-Jährige auf die Entwicklung der Apothekenlandschaft in den vergangenen Jahren. „Es gibt die Befürchtung, dass mehr die großen Apotheken überleben werden“, sagt er. „Aber ich bin zugleich der Überzeugung, dass auch die kleinen Apotheken in den Veedeln ihren Platz haben. Hier ist ein solides Fundament vorhanden, zumal man die Kundschaft seit vielen Jahren betreut und auch die Kontakte zu den Arztpraxen bestehen.“

Das medizinische Netzwerk vor Ort und die Kontakte zu den Arztpraxen seien sehr gut. Immer wieder schön sei es zu sehen, wenn die einstigen Kinder, die mit ihren Eltern in die Apotheke kamen, heute selbst Familie haben. „Diese Entwicklung mitzubekommen, ist schon etwas ganz Besonderes.“

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