Fachklinik für seelische Gesundheit statt Universal-KlinikumAusstellung zeigt neue Ausrichtung von Niehler Krankenhaus St. Agatha

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In einem OP-Raum sind einige Arbeiten aus der Kunsttherapie ausgestellt. Die Operationsliege ist aus dem alten Inventar der Räumlichkeiten erhalten geblieben.

In einem OP-Raum sind einige Arbeiten aus der Kunsttherapie ausgestellt.

Mit einer Ausstellung von Werken aus der Kunsttherapie präsentiert sich das St.-Agatha-Krankenhaus als Klinikum für seelische Gesundheit.

Hier befand sich einst für Angehörige der Ort der guten Wünsche und des zeitweiligen Abschiednehmens: An der früheren OP-Schleuse in der ersten Etage eröffneten Susanne Jost, Direktorin an St. Agatha, mit der Chefärztin Susanne Kowohl, dem Kunsttherapeuten Ludger Bönsch und Pressesprecherin Izabela Ockenfels die Ausstellung „Seelenleben“. Es ist eine beeindruckende, unter die Haut gehende multimediale Schau, die im Rahmen der 7. Köln-Bonner Woche für Seelische Gesundheit Werke aus 40 Jahren Kunst- und Gestaltungstherapie im Klinikum zeigt.

Mit dem Fahrradsimulator durch New York und auf den Col de Tourmalet

Immer wieder zeigen sich in den Bildern und Figuren der Gegensatz zwischen Angst und Trauer, in düsteren Farben ausgemalt, und leuchtenden Elementen, die Hoffnung und Zuversicht darstellen. Das Ganze vor der Kulisse des Ex-Operationssaals, in dem bewusst die OP-Liegen, Waschtische und Ausrüstung wie Kittel und Röntgenschürzen verblieben sind.

In einem abgedunkelten Nebenraum kann man einem Patienten zuhören, der unter Depressionen leidet; in einem anderen kommt eine Essstörungs-Patientin zu Wort. Als Kontrastprogramm kann man Platz nehmen auf dem Fahrrad-Simulator aus der Sporttherapie, mit dem man virtuell durch die Hochhausschluchten von New York City oder auf dem berühmten Tour-de-France-Pass Col de Tourmalet radeln kann.

Einige Frauen und ein Mann stehen im Flur eines Krankenhauses.

An der früheren OP-Schleuse fand die Einführung in die Ausstellung statt.

Zugleich soll die Schau dazu beitragen, psychische Erkrankungen zu entstigmatisieren. „Die Kunsttherapie hat sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts als eigenständige Therapierichtung etabliert“, erläuterte Kowohl. „Und Werke von seelisch Erkrankten haben einen eigenen künstlerischen Stellenwert.“ Auch für ihn sei es immer wieder beeindruckend, was in den Therapiesitzungen entstehe, so Bönsch. „Manche Menschen sagen, sie hätten keine Ideen, aber das stimmt nicht.“

St. Agatha in Köln-Niehl ist nun Fachklinik für seelische Gesundheit

Die Ausstellung „Seelenleben“ passt genau zur neuen Ausrichtung des St.-Agatha-Krankenhauses: Seit Anfang 2023 ist das einstige, relativ kleine Universal-Klinikum an der Feldgärtenstraße 97 eine reine Fachklinik für seelische Gesundheit. „Bis in die letzte Januar-Woche wurden hier noch Patienten operiert“, schilderte Jost. „Wir haben uns entschieden, die somatischen Bereiche in die Schwesterkliniken weiterzugeben.“ Im einstigen OP findet seitdem die Kunsttherapie statt.

Ein Hintergrund der Spezialisierung ist die Fusion Ende 2022, bei dem die Stiftung der Cellitinnen mit Sitz in der Südstadt und die Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria zusammengingen. Die neue, gemeinsame Stiftung bewirtschaftet 86 Einrichtungen in der Großregion Köln und dem südlichen Rheinland – Krankenhäuser, MVZ, Seniorenheime, Hospize, mobile Pflegedienste, Pflegeschulen, Akademien und weiteres. Neben dem 1905 eröffneten St.-Agatha-Krankenhaus gehören St. Vinzenz in Nippes, Heilig Geist in Longerich, St. Franziskus in Ehrenfeld oder St. Antonius in Bayenthal zum Verbund. Die Spezialisierung des Alt-Niehler Klinikums hatte sich schon seit einigen Jahren angedeutet: So eröffnete 2019 die psychiatrische Tagesklinik im vierstöckigen Neubau direkt an der Feldgärtenstraße.


Die Ausstellung ist noch am 19. und 20. Oktober, jeweils von 14 bis 18 Uhr, zu sehen. Um 15 und 17 Uhr finden Führungen statt im St. Agatha-Krankenhaus, Feldgärtenstraße 97.

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