Schüler des Leonardo-da-Vinci-Gymnasiums sprachen mit dem 97-jährigen Holocaust-Überlebenden Abba Naor. 2026 besichtigen sie das KZ Dachau.
„Zeigt der Welt, dass wir alle gleich sind an Wert“Holocaust-Überlebender spricht an Kölner Gymnasium

In der vollen Aula spricht der 97-jährige Kriegs- und Holocaust-Zeitzeuge Abba Naor per Videoschalte zu den Jugendlichen.
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Was der heute 97-jährige Abba Naor an Leid erlebt hat, würde für mehrere Menschenleben reichen. Schon mit 13 Jahren musste Naor, der in Litauen geboren wurde, mit seiner Familie ins dortige Ghetto Kaunas ziehen und erlebte dort mit, wie sein älterer Bruder erschossen wurde. Später verlor er seine Mutter und den jüngeren Bruder, die in Auschwitz ermordet wurden. Er selbst überlebte die Konzentrationslager Stutthof und Dachau, bevor er im Mai 1945, genau an seinem 17. Geburtstag während des „Todesmarschs“ der KZ-Häftlinge von immer weiter heranrückenden US-Einheiten nahe des Tegernsees befreit wurde.
Heute ist Naor, der in Israel und in München lebt, einer der selten gewordenen noch lebenden Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs und des Holocausts; regelmäßig stellt er sich für Gespräche mit Jugendlichen zur Verfügung. Diesmal waren die Jahrgangsstufen EF und Q1 des Leonardo-da-Vinci-Gymnasiums dabei: Einen ganzen Vormittag lang sprachen sie über Videokonferenz und Großleinwand mit dem bemerkenswerten Mann, der von der KZ-Gedenkstätte Dachau aus zugeschaltet war. Die Teilnahme war den Mädchen und Jungen freigestellt, dennoch war die Aula der Schule an der Blücherstraße 15-17 bemerkenswert voll. Nach einer langen Schilderung mit Archivbildern sammelten die Jahrgangsstufen in einer kleinen Pause ihre Fragen an Naor, die sie anschließend stellten.
„Ich musste sehr schnell erwachsen werden, ich hatte keine andere Wahl“
Es waren bedrückende Momente, als der Zeitzeuge von seinen Jugendjahren im Zeichen der Verfolgung, der Unmenschlichkeit, des alltäglichen Grauens und der allgegenwärtigen materiellen Not erzählte. „Ich musste sehr schnell erwachsen werden, denn ich hatte keine andere Wahl. Schließlich musste ich auf meinen jüngeren Bruder aufpassen“, blickte er auf seine Jugendjahre im litauischen Ghetto zurück, nachdem sein älterer Bruder ermordet wurde. „Ich wollte leben und nicht sterben.“
Bemerkenswert ist, dass sich Naor angesichts des erlittenen Unrechts nicht hat brechen lassen. „Trotz allem, was ich erlebt habe – und das war nicht wenig –, sage ich: Das Leben ist eine feine Sache. Wir kommen als Gäste auf diese Welt und sollten das Leben genießen.“ Die junge Generation sei aufgerufen, das Wissen weiterzutragen. „Zeigt der Welt, dass wir alle gleich an Wert sind, einer wie der andere. Die Welt wartet auf Euch, ihr seid die Zukunft und kennt zugleich die Vergangenheit.“ Im kommenden Jahr werden beide Jahrgangsstufen im Rahmen von Stufenfahrten das KZ Dachau selbst besuchen.
