Neuanfang mit 50Kölnerin wechselt von der Werbung in die Weinhandlung

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Eine 50 Jahre alte Frau mit dunklen Haaren steht in einem Weinladen. Hinter und vor ihr sind Regale und Kisten mit Weinflaschen.

Britta Pallada macht mit 50 Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau

Tausche Agenturstress und Termindruck gegen einen Arbeitsplatz beim Lieblingsladen im Veedel: Mit 50 entschloss sich Britta Pallada, noch einmal etwas ganz Neues zu machen.

Die Werbetexterin aus Nippes absolvierte beim Weinhaus Kleefisch am Wilhelmplatz eine Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel. In diesem Sommer hat sie ihre Abschlussprüfung mit „sehr gut“ bestanden. Ende Oktober wurde sie, mit den anderen „Einser-Prüflingen“ des Jahrgangs, bei einer Feier in der Motorworld Köln am Butzweilerhof von der IHK geehrt. Ein Gespräch über einen beruflichen Neustart in der Lebensmitte.

Frau Pallada, was gab den Ausschlag für Sie, nach all den Jahren Ihren Beruf zu wechseln?

Pallada Ich hatte die vergangenen 25 Jahre als Werbetexterin bei Agenturen in Düsseldorf gearbeitet. Im Juni 2020 war ich gekündigt worden – offiziell in Folge der Corona-Pandemie, hinter vorgehaltener Hand aber wegen einer Verjüngung des Teams. Schon Jahre hatte ich aber das Gefühl gehabt, dass es nicht mehr das war, was ich machen wollte. Ich musste täglich von Nippes nach Düsseldorf pendeln. Es herrschte sehr viel Druck, der Berufsalltag war von Abgabefristen geprägt.

Und nun sind Sie Verkäuferin in einer Weinhandlung.

Ich hatte ein halbes Jahr Kündigungsfrist und daher Zeit zu überlegen, was ich wirklich machen will, und was nicht. Ich hatte dann gesehen, dass das Weinhaus Kleefisch Auszubildende suchte – und ich beschloss, mich einfach mal zu melden. Anfangs dachte ich, es ist vielleicht eine Schnapsidee – die aber zum Laden passt, schließlich haben wir ja auch Spirituosen hier (lacht). Die Rückmeldung war sehr positiv, zumal hier viele arbeiten, die durch einen Quereinstieg in den Laden gekommen sind.

Anfangs hielten sie mich für die Lehrerin
Britta Pallada, Einzelhandelskauffrau

Wie ging die Umschulung vonstatten?

Die Agentur für Arbeit half mir sehr bei der Umschulung, die Erfahrung war positiv überraschend. Ich bekam unbürokratisch Hilfe; mit dem Arbeitslosengeld I, das ich erhielt, ging es prima. Auch bekam ich eine Weiterbildungsprämie nach meiner bestandenen Zwischen- sowie der Abschlussprüfung. Als Auszubildende im Einzelhandel mussten Sie dann ja auch in die Berufsschule, in eine Klasse mit erheblich jüngeren Mitschülern. Ja, ich hatte das ganz klassische Programm mit zwei Berufsschul-Tagen in der Woche. Natürlich waren viele deutlich Jüngere in meiner Klasse. Anfangs hielten sie mich für die Lehrerin – und fragten mich etwa auf dem Flur, ob ich den Klassenraum für sie aufschließen könnte. In meiner Klasse waren alle Handelsbranchen vertreten, von Lebensmitteln, Elektronik über Sport, Bürobedarf und vieles mehr. Wegen meiner vorherigen Berufserfahrung war meine Ausbildung auf zwei Jahre verkürzt.

Wie sehen Sie heute rückblickend Ihren Schritt?

Ich bin heilfroh, aus dem Druck heraus zu sein. Nun habe ich nette Leute um mich und kurze Wege zur Arbeit, nur fünf Minuten mit dem Fahrrad. Früher, als ich nach Düsseldorf fahren musste, hatte ich immer diejenigen beneidet, die morgens aufs Rad stiegen, um zur Arbeit zu kommen. Es konnte mir nichts Besseres passieren, als aus der alten Werbemühle herauszukommen.

Worauf kommt es bei der Arbeit im Weinladen an?

Beim Thema Wein lernt man täglich hinzu. Das gilt auch für den Bereich der Spirituosen, immerhin haben wir ein riesiges Whiskey-Sortiment hier. Neben dem Fachwissen spielt auch die Kommunikation mit der Kundschaft eine große Rolle. Im Übrigen tut mir die Bewegung im Laden gut, im Vergleich zur früheren sitzenden Tätigkeit.

Was trinken Sie selbst am liebsten?

Ich bin selbst ein großer Wein-Fan und war schon vor meinem beruflichen Start 20 Jahre lang eine Kundin des Ladens. Persönlich liebe ich vor allem Weißweine und Sekt, gerade deutsche Winzersekte. 

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