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So schön ist NippesNicht hip, aber sehr lebendig

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Durch Palmenblätter sieht man auf einen Platz mit Tischen, Stühlen und Sonnenschirmen.

Die Stühle und Tische der Weinstube Morio auf dem Schillplatz sind fester Bestandteil des sommerlichen Straßenbilds in Nippes.

Zwischen Wochenmarkt-Trubel und Feierabend-Kölsch: In Nippes fühlt sich urbanes Leben entspannt an. Das Veedel bietet allen Generationen etwas.  

Nippes hat es zu Fernsehberühmtheit gebracht: In der ab 2018 produzierten Serie „Andere Eltern“ lieferte der Stadtteil die Kulisse für die Geschichte einer Initiative junger, stilbewusster Latte Macchiato-Eltern, die gemeinsam eine Kita gründen. Wenn auch das auf die Schippe genommene Klientel durchaus zum Straßenbild gehört, ist Nippes doch mehr als nur der Ort, wo Ehrenfelder hinziehen, wenn sie Kinder kriegen. Denn das ehemalige Arbeiterviertel vereint die Vorzüge vieler Welten: Es ist vielfältig und weltoffen, aber nicht hip, lebendig, aber nicht überfüllt. Es ist urban, wird aber selten laut, bleibt immer entspannt.

Autofreie Siedlung, Clouth-Quartier und Afrika-Viertel prägen Köln-Nippes

An einer Straße stehen neugebaute Wohnblöcke.

Das Clouth-Quartier ist eins der größten Wohnungsbauprojekte Kölns der vergangenen Jahre.

Nippes gliedert sich in verschiedene Quartiere auf: Im Südwesten findet sich das Sechzigviertel, das aus einer Siedlung von Arbeitern des benachbarten, früheren Eisenbahnausbesserungswerks hervorgegangen ist. Das Werk ist schon längst Geschichte, auf dessen Gelände entstand das heutige Stellwerkviertel, das auch die über Nippes hinaus bekannt gewordene autofreie Siedlung umfasst. Im Nippeser Kernland zwischen Kempener Straße und Niehler Straße ist viel alte Bausubstanz erhalten geblieben und in manchen der von der von preußischen Dreifensterhäusern geprägten Straßenzüge finden sich noch bepflanzte Vorgärten. Das beschauliche Afrika-Viertel bildet die nördliche Grenze und das Clouth-Quartier, das im vergangenen Jahrzehnt aus den Ruinen der Clouth-Werke entstand, prägt den Nippeser Osten.

City-Feeling auf der Neusser Straße

Der Eingang zur U-Bahn-Haltestelle Florastraße liegt direkt neben der viel genutzten Neusser Straße.

Rund um die U-Bahn-Haltestelle Florastraße ist die Neusser Straße am lebendigsten.

Hauptschlagader des Veedels ist die Neusser Straße, die auf ihrem Nippeser Abschnitt zur Einkaufsmeile wird und City-Feeling aufkommen lässt. Hier ist Nippes am geschäftigsten, am hektischsten und auch ein wenig chaotisch, etwa auf Höhe des Aufgangs der U-Bahn-Station „Florastraße“, wo sich viele den Weg zur nächsten Ampel sparen und die Straße wild kreuzen.

Markt auf dem Wilhelmplatz

Auf einem Platz mit Freilicht-Tribüne sind Marktstände aufgebaut.

Der tägliche Markt auf dem Wilhelmplatz verleiht dem Veedel ein ganz eigenes Flair.

Chaotisch kann es auch auf dem Wilhelmplatz werden, der Herzkammer des Veedels. An sechs von sieben Wochentagen bieten hier Markthändler Obst, Gemüse, Kleidung sowie sonstigen, äh, Nippes an. Gerade samstags wird es ganz schön wuselig, wenn sich Lieferwagen und SUVs auf den umgebenden Straßen stauen und Marktkunden sich zwischen ihnen hindurchschlängeln. Wem das zu viel Lebendigkeit ist, der findet nur zwei Gehminuten entfernt den beschaulichen Baudriplatz, wo man auf den Stufen im Schatten des Kirchturms von St. Marien verschnaufen kann. Noch einmal drei Gehminuten mehr und man ist am Schillplatz, einem der Orte, an denen Köln seinem Ruf als nördlichste Stadt Italiens gerecht wird und auf dem in den Sommermonaten die Tische der Lokale Morio und Gernot's zum Verweilen einladen. Wer mit Kindern unterwegs ist, für den lohnt der Weg zum Leipziger Platz.

Viele Parks in Nippes laden im Sommer zum Erholen im Freien ein

Viele Kinder und Erwachsene sind auf einem neuen Spielplatz mit neuen großen Holz-Klettergeräten.

Der frisch eröffnete Spielplatz im Johannes-Giesberts-Park ist eine neue Attraktion im Veedel.

Im Sommer spiel sich ein Teil des Nippeser Lebens der Straße ab: Grüppchen von Nachbarn, die den Tag an der Straßenecke mit einem Feierabend-Kölsch ausklingen lassen, sind ein alltäglicher Anblick. Wenn der Markt abgebaut ist, wird der Wilhelmplatz zum erweiterten Kinderzimmer, der Schillplatz zum Treff der Jugendlichen. Freiluft-Freunde haben es auch nie weit bis zur nächsten Grünfläche: mit Nippeser Alhambra, Lohsepark, Lis-Böhle-Park, Johannes-Giesberts-Park, Nordpark, Toni-Steingass-Park sowie dem Nippeser Tälchen verfügt Nippes über seinen ganz eigenen Grüngürtel. Höhepunkt und Abschluss der Sommersaison bildet seit einigen Jahren der Blaue Abend im September, an dem das ganze Veedel auf den Beinen zu sein scheint.

Ein Ausgehviertel ist Nippes nicht, doch das gastronomische Angebot kann sich sehen lassen: Zwischen gutbürgerlicher Küche im Haus Schnackertz, italienischen Tapas im Bisù Nippes, authentischer chinesischer Küche im Fromanda und Burgern bei Hornochse sowie dem kleinen Ecklokal Fink mit seiner intimen Wohnzimmer-Atmosphäre ist für jeden Geschmack etwas zu finden. Und auch Nachtschwärmer haben mit der Kneipe Flora 6 einen Anlaufpunkt, auf den sich alle Generationen einigen können.