Soziale KaufhäuserKölner Second-Hand-Läden bieten viel für diejenigen, die wenig haben

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Das Verkaufsteam des Bella Flora steht im Laden. Vor und hinter ihnen hängt Kleidung.

Das Verkaufsteam des Bella Flora

Second-Hand liegt im Trend. Aber nicht nur deswegen ist das soziale Kaufhaus De Flo ein beliebter Treffpunkt in Köln-Nippes.

Im „Bella Flora“, dem Second-Hand-Laden für Mode und Accessoires im „De Flo“-Gebäudekomplex an der Florastraße 120, hat Andreas Kratz seinen Traumjob gefunden. „Ich liebe die Kundschaft und die Arbeit mit den Leuten“, schwärmt er. Gemeinsam mit seinem Kollegen Heinz Schneider und der Ehrenamtlerin Sabine Lieke hilft der geschmackssichere Mitarbeiter beim Auswählen und kümmert sich auch um die Schaufenster-Dekoration.

Alle haben gut zu tun, denn das Geschäft ist voller Kunden, die auf der Suche sind nach dem neuen Lieblingsteil aus zweiter Hand. „Wir sind kein klassisches Sozialkaufhaus, sehr wohl aber ein soziales Kaufhaus mit erschwinglichen Preisen“, merkt Kratz an. Auch der Trend zum Second-Hand-Konsum mache sich deutlich bemerkbar. „Viele junge Kunden haben wir hier und Studierende. Es spricht sich einfach rum. Inzwischen haben wir sogar Kundschaft aus Düsseldorf und Bonn.“

Laden an der Florastraße in Nippes ist eine Institution

Der mit der Wiedereröffnung neu gestaltete Modeladen „Bella Flora“, im linken Ladenlokal im Erdgeschosses des Gebäudekomplexes, ist ein Magnet bei „De Flo“. Die gemeinnützige GmbH unter Trägerschaft des Sozialdienstes Katholischer Männer (SKM) hatte im Mai die Eröffnung ihres Neubaus an der Florastraße 114-122 gefeiert.

Neben dem Second-Hand-Laden, einem Möbel- und Einrichtungskaufhaus und zahlreichen Betrieben wie Schreinerei und Renovierung, Garten- und Landschaftsbau, dem Transportgewerk mit Abholung der Möbelstücke und des Hausrats bei den Spendern sowie Gruppenräumen gibt es auch 37 Wohneinheiten in den fünf Etagen des Neubaus – gedacht für Menschen mit wenig Chancen auf dem regulären Immobilienmarkt. „Wir sind inzwischen eine feste Institution im Veedel geworden, ein Treffpunkt“, bilanziert zufrieden Nicole Syré, die Leiterin von „De Flo“.

Auch Gesundheitsberatung in der Florastraße 

„Viele Menschen kommen regelmäßig zu uns, einige davon sogar täglich.“ Die Einrichtung arbeitet mit Menschen, nur schwer auf dem herkömmlichen Arbeitsmarkt vermittelt werden können. Fester Bestandteil der Arbeit mit den Menschen sei die Lebens- und Gesundheitsberatung bei persönlichen Problemen. „Unsere erste Frage ist immer: Wie komme ich gut in die neue Tätigkeit hinein, und wie kann ich mich hier wohlfühlen?“

In den verschiedenen Gewerken erhalten sie eine sinnvolle und dankbare Arbeit. „Wir bieten ihnen vor allem eine sinnstiftende Tätigkeit, sowohl im Handwerk als auch im Dienstleistungs-Sektor. Dabei ist die Tagesstrukturierung ein wichtiges Element“, weiß Syré.

Läden arbeiten ausschließlich mit gespendeten Sachen

„Die Leute gehen mit dem guten Gefühl nach Hause, etwas geschafft zu haben.“ Außer dem gemeinsamen Arbeiten gibt es auch Aktivitäten und Ausflüge, etwa ins Museum. Demnächst ist ein regelmäßiger Koch- und Backkreis geplant. Sowohl im Mode- als auch im Möbelhaus wird ausschließlich mit gespendeten Sachen  gearbeitet – die in den hausinternen Betrieben häufig aufgearbeitet und „upgecyclet“ werden. So wird aus einem anfangs schmucklosen Möbelstück etwa ein Hingucker mit Art-Deco-Anklängen.

Und was nicht mehr für den Verkauf verwendet werden kann, wird oft zu etwas ganz Neuem – etwa zu Holzbalken für den Bau der Theke im integrierten Café, das voraussichtlich im ersten Quartal 2023 wiedereröffnen soll. „Wir sind sicher, dass das Café ein toller Neuzugang fürs Veedel sein wird, für die Nachbarschaft und die Beschäftigten“, freut sich die Leiterin. Und einige Bluejeans aus dem Spendenfundus wiederum wurden im Patchwork-Stil zusammengenäht und so zu den Kabinenvorhängen im „Bella Flora“.

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