Oper KölnBühnen-Chefs wussten um Risiko – Warum wurde Kämmerin nicht gefragt?

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Die Oper am Offenbachplatz in Köln

Die Oper am Offenbachplatz in Köln

Köln – Die Bühnen der Stadt Köln haben nach Rundschau-Informationen einen Teil ihres 100-Millionen-Euro-Darlehens bei der „Bank of China“ angelegt – die Bühnen sind als Eigenbetrieb der Stadt nicht an deren Regeln gebunden. Die Vorgaben der Stadt erlauben eine Geldanlage in China selbst nicht. Offenbar handelt es sich aber um den deutschen Ableger der Bank, die Frage war am Dienstagnachmittag nicht zu klären, ebenso wie die Frage, wie viel Geld die Bühnen dort angelegt haben.

Sie äußern sich nicht zu Verträgen. Die Stadt Köln teilte der Rundschau mit: „Außerdem werden Investitionen in Länder kategorisch ausgeschlossen, die bestimmte Kriterien, unter anderem im Kampf gegen die Korruption, nicht erfüllen. China erfüllt die Kriterien nicht, sodass eine unmittelbare Anlage dort nicht möglich wäre.“

Bühnen legen 15 Millionen Euro bei Privatbank Greensill an

Wie berichtet, haben die Bühnen der Stadt Köln 15 Millionen Euro bei der Bremer Privatbank Greensill angelegt – doch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat die Bank am 3. März geschlossen, so will sie Geld sichern und die Zahlungsunfähigkeit verhindern. Für die Bühnen könnte die Insolvenz nun zum Problem werden, ihnen droht der Verlust der 15 Millionen Euro – noch ist es aber nicht soweit. Das soll sich bis April klären, wenn der BaFin Ergebnisse vorliegen. Die Bühnen haben zu je null Prozent ab Januar zwei Tranchen à 7,5 Millionen Euro für vier und fünf Monate angelegt.

So wollten sie Negativzinsen umgehen, die viele Banken ab einer Höhe von 100.000 Euro verlangen. Das Problem: Als Eigenbetrieb der Stadt fallen sie aus der Einlagensicherung. Sie gilt nicht für Bund, Land, Kommunen oder ihre Eigenbetriebe wie die Bühnen, wenn eine Bank zahlungsunfähig ist – sie erhalten also kein Geld zurück.

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In den Fokus rückt immer mehr die Frage, ob die Bühnen-Verantwortlichen um den geschäftsführenden Direktor Patrick Wasserbauer nicht doch die Stadt hätten fragen müssen, was sie mit einem Teil des 100-Millionen-Darlehens machen. Die Bühnen-Chefs haben sich die Summe am 28. Dezember auf einen Schlag als Darlehen für die Sanierung von Oper und Co. geholt, brauchten aber nicht das gesamte Geld sofort.

Sie mussten einen Teil anlegen und entschieden das, ohne die städtische Kämmerei zu fragen – obwohl es in der NRW-Verordnung heißt: „Vorübergehend nicht benötigte Geldmittel des Eigenbetriebs sollen in Abstimmung mit der Liquiditätslage der Gemeinde angelegt werden. Wenn die Gemeinde die Mittel vorübergehend bewirtschaftet, ist sicherzustellen, dass die Mittel dem Eigenbetrieb bei Bedarf wieder zur Verfügung stehen.“

Warum kam die Sparkasse als Hausbank nicht zum Zug?

Und die Bühnen wussten um die Risiken der Geldanlage für Eigenbetriebe bei der Privatbank Greensill, das bestätigte Wasserbauer am Dienstag im Betriebsausschuss Bühnen. Zuvor hatte vor allem die FDP-Fraktion ihn am Montag für den drohenden Verlust angezählt. Wasserbauer, zuletzt mit neuem Vertrag bis 2026 ausgestattet, verteidigte sich: „Ich bin Hasardeur genannt worden, das ist nicht richtig. Ich habe versucht, günstige Konditionen sicherzustellen. Wir haben nicht spekuliert.“

Sicherer wäre allerdings eine Anlage bei der Sparkasse Köln Bonn gewesen. Zum einen gehört sie zu 70 Prozent der Stadt Köln, zum anderen nimmt sie zwar laut Wasserbauer auch Negativzinsen, aber im Falle einer Insolvenz sind auch die Anlagen von Kommunen gesichert – anders als bei der Privatbank Greensill. 

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