Pilotprojekt ab JanuarIn diesem Kölner Theater zahlt jeder, was er kann

Lesezeit 2 Minuten
Die Literaturadaption „Anette, ein Heldinnenepos“ steht auf dem aktuellen Spielplan des FWTs.

Die Literaturadaption „Anette, ein Heldinnenepos“ steht auf dem aktuellen Spielplan des FWTs. Foto: Jan Niklas Berg

Das Freie Werkstatt Theater (FWT) in der Südstadt führt zum Jahresbeginn als erstes Kölner Theater ein solidarisches Preissystem ein. So sollen wieder mehr Menschen als bisher den Weg ins Theater finden.

Das Freie Werkstatt Theater (FWT) in der Südstadt führt zum Jahresbeginn als erstes Kölner Theater ein solidarisches Preissystem ein. Besucherinnen und Besucher im Freien Werkstatt Theater sollen künftig selbst entscheiden, welchen Eintrittspreis sie zahlen. Damit soll mehr Menschen als bisher ermöglicht werden, ins Theater zu gehen. Die neuen Eintrittspreise gelten zunächst bis Ende Februar. Dann sollen die Erfahrungen ausgewertet werden.

Fünf Preisstufen

„Für nicht wenige Menschen machen die Eintrittspreise einen Theaterbesuch zum Luxus. Diese Hürde soll abgebaut werden“, teilt das FWT mit. Die Idee: Jede Zuschauerin und jeder Zuschauer schätzt für sich selbst ein, welcher Eintrittspreis zu seiner aktuellen Lebens- und Einkommenssituation passt. Dafür gibt das Theater fünf verschiedene Preisstufen vor, zwischen 6 und 30 Euro .

Die Preise gelten für alle Veranstaltungen, außer für Premieren, einzelne Sonderveranstaltungen und Schulklassen. Ermäßigungen wie etwa der Kölnpass werden hinfällig. Beim Preisrahmen habe man sich an den Eintrittsgeldern orientiert , die in der freien Theaterszene Kölns üblich sind.

Seit längerem wird in der Politik darüber diskutiert, wie man nach der Pandemie das Publikum mit finanziellen Anreizen in kulturelle Veranstaltungen locken kann. Das daraus erdachte „Kulturticket“ wird es frühestens im kommenden Jahr geben (wir berichteten). Aber auch schon vor Corona gab es Überlegungen, wie etwa die „Fast-Besucher“-Studie des Kulturamts von 2018. Diese empfahl in ihrem Fazit eine „dauerhafte stärkere Differenzierung der Preise nach unten“, damit der Preis für die oft jüngeren „Fast-Besucher“ kein Hindernis für den Theaterbesuch mehr darstelle.

Ende Februar soll nun entschieden werden, ob das veränderte Preissystem im FWT dauerhaft eingeführt werden wird. Denn eine kurzfristige Marketingkampagne soll es auf keinen Fall sein. „Wir sehen den Zugang zu Kultur als Schlüssel für die Publikumsentwicklung an unserm Haus. Deshalb wollen wir Preisbarrieren abbauen“, sagt Gerhard Seidel, der das FWT gemeinsam mit Guido Rademachers leitet. „Wir setzen darauf, dass unser Publikum den Solidaritätsgedanken annimmt, der unserem neuen Preissystem zugrunde liegt.“ Sprich: Wer sich Kultur leisten kann, ohne rechnen zu müssen, ist eingeladen, mehr zu zahlen als andere.

Rundschau abonnieren