"Kids"-Gärten in Köln-GremberghovenKinder lernen im Garten fürs Leben

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Die Schülerinnen Buket (l.) und Alexandra laden Blätter auf einen Haufen.

Etliche Löcher hat Obinna mit dem Spaten schon ausgehoben und damit hat der Siebenjährige wichtige Vorarbeit geleistet. Denn in die Löcher kommen Brombeerpflanzen – solche ohne Dornen. Genau das Richtige für die Pänz der Kitas und der Grundschule in Gremberghoven. Sie sind es nämlich, die die leckeren Beeren später ernten sollen. Die Pflanzen hat Vito aus seinem eigenen Garten mitgebracht. Vito kommt ursprünglich aus Süditalien und kennt sich mit dem Anbau von Obst- und Gemüse aus. Schließlich stammt er aus einer Bauernfamilie. Sein Wissen um die Pflanzen gibt Vito gerne an die Kinder weiter.

Säen, wachsen, ernten, naschen und verarbeiten

Und die sind froh, in ihrem Veedel einen eigenen Garten zu haben. „Kids-Gärten Gremberghoven“ heißt das Projekt, dass der hiesige Bürgerverein in Leben gerufen hat. Rund 800 Quadratmeter groß ist das Gelände zwischen Rather Straße und Talweg, auf dem die Kinder sich auf ganz besondere Art und Weise austoben können. Säen, wachsen, ernten, naschen und verarbeiten – all das können die Kinder nun live vor Ort erleben.

Die „Kids-Gärten“ ist eine Idee von Gunther Geisler. Der Vorsitzende des Bürgervereins Gremberghoven war vor einiger Zeit zu Gast in einer Kita im Veedel. Dort wollten sie den Kindern näher bringen, dass Früchte und Gemüse nicht einfach nur im Supermarkt zu kaufen gibt. „Doch hatte die Kita dafür aus Platzgründen nur kleine Beete zur Verfügung“, erzählt Geisler. Das musste sich ändern, fand der Vorsitzende des Bürgervereins.

Alte Tradition im Eisenbahnerviertel

Schließlich sei man ja in Gremberghoven, dem Stadtteil, der in alter Tradition als Eisenbahnerviertel mit Gärten zur Selbstversorgung auch „Gartenstadt“ genannt wird. Zu diesem Namen passten die kleinen Beete der Kita nicht wirklich.

Geislers Idee kam an. Nicht nur im Bürgerverein, sondern auch bei der Wohnungsbaugesellschaft Vonovia. Zwei verwilderte Gärten wurden für das Projekt zur Verfügung gestellt und angemietet. Zwei Jahre lang wurden die mit viel ehrenamtlichen Engagement auf Vordermann gebracht.

„Der Unrat wurde in rund 30 Kleinlastern hier abtransportiert“, berichtet Geisler. Wasser- und Stromleitungen zu den Gärten wurden gelegt. Die Jugendwerkstatt Porz hat Beeteingrenzungen aus Holz hergestellt, mit Spendengeld konnten eine Küche installiert und mit Mitteln der Stadt zwei Gartenlauben aufgestellt werden. 

Hobby-Gärtnerinnen und -Gärtner leiten die Kinder an

„Der Zuspruch für das Projekt ist groß“, sagt Gunther Geisler. Hobby-Gärtnerinnen und -Gärtner packen mit an und leiten die Kinder an. Im Schnitt ein Mal die Woche sind seit der Eröffnung Mitte September Pänz aus Kita oder Grundschule in kleineren Gruppen vor Ort. Dieses Mal ist es eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern der Friedrich-List-Grundschule.

Sie sorgen dafür, dass die „Kids-Gärten“ winterfest gemacht werden. Während ein Teil der Gruppe Tulpenzwiebel oder Osterglocken in die Erde bringen, sorgen andere dafür, dass das Laub von den Wegen kommt. Mahircan sorgt mit einer Harke dafür, dass die Blätter auf einem, Haufen landen. Der wird von der neunjährigen Alexandra und der ein Jahr jüngeren Buket in eine Schubkarre geladen und zu einer bestimmten Stelle im Garten gebracht. Dort kommt das Laub auf einen großen Haufen. Warum? Alexandra kennt die Antwort: „Für die Igel.“

Die Kinder lernen, wie Obst und Gemüse entsteht

Die Arbeit in den Gärten macht den Kindern Spaß. Zeit für eine Runde Fangenspielen bleibt aber genauso wie eine Stärkung mit Zimtschnecke oder Weckmann. Für Jessica Görlich vom Offenen Ganztag der Schule sind die „Kids-Gärten“ ein tolles Projekt. „Sie sind an der frischen Luft, haben Bewegung und lernen, wie Obst und Gemüse entsteht.“

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Auch den Punkt Gruppendynamik findet sie wichtig. „Die Kinder können später sagen: Das haben wir zusammen geschafft.“ Zusammen sollen die Mädchen und Jungen „aber nicht nur säen und ernten, sondern auch das Obst und Gemüse später verarbeiten können“, sagt Geisler. In der eigenen Küche ist alles da, was dazu benötigt wird. Dann können auch die Brombeeren zu leckerer Marmelade verarbeitet werden – wenn sie nicht schon vorher von den Pänz weggenascht worden sind.

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