Köln-GremberghovenWohnung von Familie mit fünf Kindern geräumt

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Vor der Räumung der Wohnung der Familie Winand fand eine Demo statt.

Vor der Räumung der Wohnung der Familie Winand fand eine Demo statt.

Bis zum letzten Moment hatte die alleinerziehende Mutter gehofft, in ihrer Wohnung in Gremberghoven bleiben zu können. Doch sie wurde am Dienstag geräumt. Die Stadt Köln bezieht Stellung.

Gerichtsvollzieher und Polizei führten am Dienstag die angekündigte Zwangsräumung der Wohnung von Jacqueline Winands und ihren fünf Kindern zwischen zwei und zehn Jahren durch. Bis zum letzten Moment hatte die alleinerziehende Mutter gehofft, in ihrer Wohnung in Gremberghoven bleiben zu können.

Am Freitag hatte das Verwaltungsgericht Köln der Stadt untersagt, die sechsköpfige Familie wie geplant in Ehrenfeld unterzubringen. In seinem Beschluss hatte es kritisiert, wie die Stadt ihre gesetzliche Unterbringungsverpflichtung generell umsetze und sie aufgefordert, etwa für Familien mit minderjährigen Kindern wohnortnahe Hotelzimmer zu mieten.

Mitglieder des Vereins Sozialistische Selbsthilfe Mülheim und der Initiative „Recht auf Stadt Köln“ protestierten vor Ort mit den Kabarettisten Jürgen Becker und Martin Stankowski gegen die Räumung und die geplante Unterbringung der Familie. Grund der Zwangsräumung waren Mietschulden; diese waren laut Jacqueline Winands durch ausbleibende Zahlungen des Jobcenters entstanden.

Ersatz in Köln-Ehrenfeld angeboten

Die Stadt ihrerseits prüft eine Beschwerde gegen die Eilentscheidung. Sie sieht im Angebot einer 85 Quadratmeter großen Wohnung mit zwei Bädern und zwei Küchen die Flächenkriterien sogar als übererfüllt an, zumal auch die „Gewährung von Mobilitätshilfen“ – etwa die Einrichtung eines Shuttles zu und von den Kinderbetreuungsangeboten – in Rede steht. Zudem sei das Finden eines Ersatzwohnraumes nicht nur durch Mietschulden, sondern auch durch „wiederkehrende Polizeieinsätze“ erschwert worden. „Die präventiven Maßnahmen des Sozialamts zum Erhalt der Wohnung waren ausgeschöpft“, heißt es seitens der Stadt. Die Familie werde bereits seit dem Jahr 2017 von der Fachstelle Wohnen wegen mehrerer bedrohter Mietverhältnisse betreut.

Nach der Räumung protestierte die Familie mit ihren Unterstützern vor dem Rathaus weiter, wo sich Sozialdezernent Harald Rau dem Gespräch stellte. Er bot der Familie eine 41 Quadratmeter große Wohnung in der Innenstadt als Alternative an. „Das ist viel zu klein für sechs Menschen, darunter fünf Kinder, von denen eines Asperger-Autismus hat“, sagt die 34-jährige Mutter. Hinter dem Angebot, so die Stadt, stehe auch die Überlegung, dass die Wohnung durch einen Träger der Wohnungslosenhilfe betreut werde. „Aus dieser Situation heraus ist die Vermittlung von Wohnraum besser möglich“, so eine Sprecherin.

„Nicht ausreichender Wohnraum und Überforderung mancher Menschen als Mieterin oder Mieter sind immer größer werdende Hürden“, sagt Sozialdezernent Harald Rau. Insbesondere, wenn Kinder betroffen seien, betreffe und bekümmere ihn eine solche Situation sehr. (eb)

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