Aus für die „Fritz Middelanis“Rheinfähre im Kölner Norden nur noch für Fuß- und Radverkehr

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Die Rheinfähre „Fritz Middelanis“ aus dem Jahr 1962.

Die Rheinfähre „Fritz Middelanis“ aus dem Jahr 1962.

Die Tage der Autofähre „Fritz Middelanis“ im Kölner Norden sind gezählt. Die Stadt Leverkusen als 50-Prozent-Gesellschafter der Fährgesellschaft will sie durch eine Personen- und Fahrradfähre ersetzen.

Seit 1962 verkehrte das von vier Dieselmotoren angetriebene Fährschiff „Fritz Middelanis“ zwischen Köln-Langel und Leverkusen-Hitdorf. In letzter Zeit fiel es immer häufiger wegen technischer Defekte  aus. Nach einer Havarie am 5. Dezember, als mitten auf dem Rhein die Steuerung versagte, wurde der Fährbetrieb vorläufig eingestellt, um die Ursache des Schadens zu finden. Nun sieht es so aus, dass die 62 Jahre alte Fähre wohl nie mehr fahren wird. Die Stadt Leverkusen will, dass die „Fritz Middelanis“ durch eine neue batterieelektrische Personen- und Fahrradfähre ersetzt wird.

Fähre soll durch batterieelektrische Variante ersetzt werden

Drei Gutachten wurden nach der Havarie der „Fritz Middelanis“ in Auftrag gegeben: zur Hydraulik, zur elektrischen Steuerung und zur Bordelektronik der Fähre. Zwei liegen vor, das zur Elektronik steht noch aus. Die Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) als Mitgesellschafter und Betreiber der Fähre hatte zuletzt stets betont, man wolle erst nach Vorliegen aller drei Gutachten über die Zukunft der Fähre beraten.

Doch am Donnerstag preschte die Stadt Leverkusen vor. Sie erklärte per Pressemitteilung: „Nach Bewertung von zwei Gutachten (...) steht fest, dass eine Reparatur der Fähre mit unverhältnismäßigen hohen Kosten verbunden wäre. Im Rahmen einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung wurde festgestellt, dass sowohl der Umbau zu einer Hybridfähre als auch die Anschaffung einer gebrauchten Ersatzfähre oder der Neukauf einer batterieelektrischen Autofähre wirtschaftlich nicht umsetzbar ist.“

Als weitere Gründe, die alte Autofähre abzuschaffen, führte die Stadt Leverkusen an: Die Zahl der beförderten Pkw sei rückläufig, und wegen der angespannten Verkehrssituation in Hitdorf wolle man, „Umgehungs- und Schwerverkehr“ aus dem Ortsteil heraushalten. Zudem könne die Teilöffnung der neuen Autobahnbrücke am 4. Februar zu einem weiteren Rückgang der Pkw-Transporte auf der Fähre führen. Ab 4. Februar dürfen auch Lastwagen wieder über die Brücke fahren. Sie war seit 2012 für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt - seitdem war die Fähre für Lkw und Landmaschinen bis 32 Tonnen die einzige Möglichkeit, im Kölner Norden den Rhein zu überqueren. Wird sie durch eine reine Personen- und Fahrradfähre ersetzt, müssen sich die Landwirte in der Gegend Alternativen suchen, um mit ihren Traktoren den Rhein zu überqueren.

Fähre ist seit Jahren defizitär

Die Fährgesellschaft Rheinfähre Köln-Langel-Hitdorf GmbH gehört der Stadt Leverkusen und der HGK zu je 50 Prozent. Der Betrieb schreibt seit Jahren rote Zahlen. Im Jahr 2023 wurden nach Angaben der HGK rund 94.000 Fußgänger und Radfahrer sowie knapp 34.000 Pkw und 3500 Lkw befördert.

Der Leverkusener Stadtrat soll nun am 19. Februar die Vertreter der Stadt Leverkusen in der Fährgesellschaft anweisen, Planungen „für eine neue batterieelektrische Personen- und Fahrradfähre und damit verbunden die Verwertung der derzeitige Fähre Fritz Middelanis“ zu beauftragen. Der Finanzausschuss wird nächsten Montag darüber beraten. 

Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD) sagte: „Mit einer klimafreundlichen, batteriebetriebenen Personen- und Fahrradfähre zwischen Hitdorf und Köln-Langel würden wir die Verkehrswende hin zu alternativen Mobilitätsangeboten erfolgreich umsetzen. Zugleich würde dadurch der steigenden Zahl an Radfahrenden, nicht zuletzt durch die Nutzung des E-Bikes als beliebtes Fortbewegungsmittel bei Pendlerinnen und Pendlern, mit einer solchen Fähre Rechnung getragen werden. Durch eine gute Einbindung in das Tarifsystem des Deutschlandtickets und im besten Fall in den ÖPNV-Verbund würde die Fähre auch in Zukunft ein wichtiger Baustein zur Verbindung der nördlichen Stadtteile von Leverkusen und Köln darstellen.“

HGK-Sprecher Christian Lorenz wollte die jüngste Entwicklung nicht kommentieren. Man befinde sich in einem laufenden Prozess.

Dass die HGK gegen den Willen der Stadt Leverkusen den Weiterbetrieb der defizitären Autofähre befürworten wird, steht nicht zu erwarten. Von daher dürfte die letzte Fahrt der „Fritz Middelanis“, die seit dem 5. Dezember im Niehler Hafen liegt, wohl zur Verschrottung führen, sofern sich nicht noch ein Interessent für sie findet.

Richrath betonte: „Unabhängig davon, wie sich die Rheinfähre Köln-Langel/Hitdorf GmbH zukünftig aufstellen wird, ist es mir wichtig, den Schulterschluss zwischen den Städten Köln und Leverkusen zu betonen. Gemeinsam ist es unsere Aufgabe die Mobilitätswende in der Region nach vorne zu bringen. Die Einbeziehung der Wasserstraße muss für die Rheinstädte die logische Konsequenz und gemeinsames Ziel sein.“

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