Neuer Bürgeramtsleiter in PorzKarl-Heinz Merfeld will viel verändern

Endlich loslegen können: Der neue Amtsleiter scharrte in den letzten Wochen mit den Hufen. Nun soll es mit der Arbeit losgehen.
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Porz – Plastikblumen, Holzvertäfelung, gelber Anstrich – die Kantine für die Mitarbeiter des Bürgeramtes Porz hat schon bessere Tage gesehen. Dennoch hat sie der neue Leiter des Bürgeramtes Porz, Karl-Heinz Merfeld, als Ort für seine erste Pressekonferenz in neuer Funktion ausgesucht. Und das gleich aus zwei Gründen: Zum einen, weil die Maler im Haus sind und unter anderem Merfelds Büro neu streichen. Zum anderen aber, weil sich gerade in Sachen Kantine etwas ändern soll.
Der erste Punkt habe durchaus mit Eigennutz zu tun, gibt Merfeld offen zu. „Wenn ich mich in einem Büro am Tag länger aufhalte als im eigenen Wohnzimmer, dann will ich mich in den nächsten viereinhalb Jahren meiner Dienstzeit dort auch wohlfühlen“, sagt der 61-Jährige lächelnd.
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Aber nicht nur er. Wohlfühlen, das sollen sich nämlich auch die Mitarbeiter des Bürgeramtes, wenn sie die Kantine künftig besuchen. Dazu soll nicht nur eine Umgestaltung sorgen, sondern auch verlängerte Öffnungszeiten – von 7 bis 13 Uhr anstatt wie bis jetzt nur bis 11 Uhr. „So können sich meine Mitarbeiter auch mal mittags eine Kleinigkeit zu essen kaufen.“ Eine zweite Kantinenkraft werde gerade eingearbeitet, und für die Umgestaltung wolle er Gespräche mit der Kämmerei führen, damit die Geld zur Verfügung stellt, sagt Merfeld.
Die Kantine als Ort zum warten
Er hat mit der Kantine noch ganz andere Pläne. „Wenn man vormittags im Bürgeramt unterwegs ist, sieht man oft eine volle Meldehalle. Und auch beim Ausländeramt reichen die Stühle für die Wartenden nicht aus.“ Die Folge: mangels Sitzplätzen nehmen Wartende auf den Treppenstufen Platz. Die sollen künftig in der Kantine sitzen können: „Bei einer Tasse Kaffee fällt das Warten leichter.“ Damit die Menschen wissen, wann sie dran sind, sollen zwei Monitore angebracht werden, die für Meldehalle und Ausländeramt anzeigen, welche Nummer der Wartenden als nächstes dran ist. Mit dieser Neuerung erhofft sich Merfeld auch, dass die Kantine nicht mehr wie bisher Verluste von rund 900 Euro im Jahr schreibt.
Sein Job sei der des „Kümmerers“, sagt Merfeld. Nicht nur für seine Mitarbeiter, sondern natürlich auch und in erster Linie für die Bürger und für den Stadtbezirk. In den habe er sich an der Seite des bisherigen Bürgeramtsleiters Norbert Becker immerhin rund fünfeinhalb Monate einarbeiten können. Eine lange Zeit, zu lang, wie Merfeld findet: „Maximal drei Monate hätten gereicht.“ Da sitze man in den Startlöchern, will loslegen, sei aber nominell noch gar nicht im Amt. „Das ist jetzt anders. Jetzt freue ich mich, loslegen zu können.“
Auf Worte sollen Taten folgen
Und es gibt schon einiges, was auf Merfelds Liste steht. „Mich haben in den vergangenen Wochen und Monate schon etliche Bürger, Vereine und Institutionen auf Themen angesprochen.“ Bis dato habe er aber nur „Lippenbekenntnisse“ abgeben können und sich Dinge notiert. Dabei soll es jetzt natürlich nicht mehr bleiben: „Diese Dinge müssen jetzt abgearbeitet werden“, sagt Merfeld. Seien es die Themen Spielhallen oder das Stromhäuschen am Urbacher Marktplatz, die Müllsituation im gesamten Bezirk oder auch der Grünwuchs auf dem Bürgersteig.
Die Themen seien vielfältig. Auch wenn er nicht alle lösen könne, sei es seine Pflicht, die Themen zumindest an AWB, Grünflächenamt, Polizei oder die Ordnungsbehörden weiterzugeben.
Mehr Aufgaben als gedacht
„Ich habe die Aufgabenvielfalt ehrlich gesagt so nicht erwartet, als ich hierher kam“, so Merfeld. Wenn man den Bezirk als Verwaltungsleiter betreuen, der Kümmerer sein will, gehe es um wesentlich mehr Aufgaben, als man zunächst vielleicht gedacht habe.
Beispielsweise, dass in der Karnevalszeit rund 30 Vereinen und Gesellschaften auf einen zukommen. „So etwas gibt es in anderen Bezirken nicht.“ Ebenso wenig, dass das Bürgeramt selbst derart viele Veranstaltungen auf die Beine stellt. Eine Seniorensitzung oder das Berufsforum gehörten zwar nicht zum primären Aufgabenbereich eines Bürgeramtsleiters, „aber solche Veranstaltungen sind enorm wichtig für den Bezirk. Die, die sich etabliert haben, werde ich auch weiterführen“.
Andere werden vielleicht noch hinzukommen. „Der ,Rheinachtsmarkt’ soll dieses Jahr vergrößert und attraktiver werden. Da sollte die Verwaltung auch mitmachen“, betont Merfeld.
Der Bezirk soll gestärkt werden
Um all das umzusetzen, dazu bedarf es guter Kontakte. Nicht nur zum Wirtschaftskreis, sondern natürlich auch zur örtlichen Politik. Merfelds Ziel: den Bezirk zu stärken. Das gehe nur gemeinsam. Deshalb sieht er seine Aufgabe auch darin, zwischen Politik, Bezirksbürgermeister, Verwaltung und Bürgervereinen zu vermitteln. „In der jüngsten Zeit haben vielleicht manche Menschen den Eindruck gewonnen, Bezirksvertretung und Bürgervereine stünden in Konkurrenz miteinander.“
Etwa, weil Beschlüsse, die die Politik vor Jahren gefasst hatte, auf einmal umgesetzt werden, weil sie durch einen Bürgerverein nochmals ins Gespräch gebracht worden seien. Getreu dem Motto: Die Verwaltung springt, wenn der Bürgerverein mobilisiert, die Verwaltung schläft, wenn die Politik etwas beschließt.
Merfeld als Mittler zwischen Verwaltung und Bürgervereinen
Aber genau das sei eben nicht der Fall. Manche Themen dauerten leider etwas länger. Natürlich habe die Politik als die gewählten Volksvertreter „zurecht den Anspruch, dass sie der Verwaltung die Aufgaben geben und uns beauftragen“. Nichtsdestotrotz seien die Bürgervereine für die Verwaltung als Ansprechpartner wichtig, weil sie das aktuelle Sprachrohr der Bürger darstellten. Hier wolle er Mittler sein. Gemeinsam könne viel erreicht werden für den Bezirk.
Zur Person
Seit 45 Jahren ist Karl-Heinz Merfeld bei Stadtverwaltung tätig. Zuletzt leitete der 61-Jährige elf Jahre lang das Amt für Wirtschaftsförderung.
Von 1999 bis 2003 leitete er als Pressesprecher unter den Oberbürgermeistern Harry Blum und Fritz Schramma das Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, bevor er die Privatisierung des damaligen Verkehrsamtes in die Kölntourismus GmbH als Geschäftsführer gestaltete. (rde)
Den Bezirk erkundet Karl-Heinz Merfeld im Übrigen auch fotografisch. Immer wenn er unterwegs ist, macht er mit seinem Smartphone Fotos und stellt sie unter dem Titel „Porzer Impressionen“ auf seine Facebook-Seite. So lerne er den Bezirk auf seine eigene Weise kennen, sagt er. Die schönsten Impressionen zieren auch demnächst auch seine Bürowände, neben den Bildern von New York. Vielleicht in Anlehnung an den Hit der Popgruppe Trio Rio: „New York, Porz, Tokio“.