Wo jahrelang ein leerstehendes Kaufhaus prägte, sind 130 Wohneinheiten und etwa 5.400 Quadratmeter Grundfläche für gewerbliche Nutzungen entstanden.
Lobende Worte und Kritik„Neue Mitte Porz“ offiziell eröffnet

Am Freitag wurde die „Neue Mitte Porz“ offiziell eröffnet.
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Mit lobenden Worte auf der Bühne, aber auch Kritik von der Anwohnerschaft ist am Freitag die „Neue Mitte Porz“ offiziell eröffnet worden. „Offene Wege zum Rhein, einladende Plätze, neuer Wohnraum, Geschäfte und Räume für Begegnung – das ist die Neue Mitte Porz. Ein starkes Signal für die Zukunft – und ein starkes Zeichen für eine gerechte Stadtentwicklung, die nicht nur auf das Zentrum Kölns schaut, sondern alle Stadtteile mit ihren spezifischen Herausforderungen und Potenzialen ernst nimmt“, sagte etwa Bürgermeister Andreas Wolter in seiner Eröffnungsrede.
Wo jahrelang ein leerstehendes Kaufhaus das Bild der Porzer Innenstadt prägte, sind nun 130 Wohneinheiten und etwa 5.400 Quadratmeter Grundfläche für gewerbliche Nutzungen entstanden. Das Projekt wurde durch die Stadtentwicklungsgesellschaft der Stadt „Moderne Stadt“, gemeinsam mit den Bauherren Sahle Wohnen und der Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft (ASWG) umgesetzt.
Kritik von Porzer Anwohnern
Bis hierhin ist es eine lange Geschichte. 2014 hat die Stadt Köln das 2009 geschlossene Hertie-Kaufhaus erworben. Um der fortschreitenden Verödung der Porzer Innenstadt entgegenzuwirken wird eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Geprüft werden sowohl Erhalt und Abbruch des Hertie-Komplexes. Der Stadtrat beschließt im Herbst 2015 eine städtebauliche Neuordnung des Friedrich-Ebert-Platzes und dem Hertie-Areal. Der Betonklotz im Herzen von Porz-Mitte soll abgebrochen, drei neue Häuser mit Geschäften und Wohnungen neu gebaut werden.
Im Juni 2016 wird die Stadtentwicklungsgesellschaft Moderne Stadt mit der Umsetzung beauftragt. Nach der Abbruchgenehmigung rollen im November 2017 die Bagger an. Der Abbruch geht schnell. Mitte 2018 wird der letzte oberirdische Teil des Hertie-Gebäudes abgetragen. Ende desselben Jahres erhält Moderne Stadt die Baugenehmigung für Haus 1. Dort ist heute der Rewe untergebracht. Im Juni 2019 erfolgt die Grundsteinlegung für Haus 1. Zu Beginn des Jahres 2021 beginnen die Arbeiten an den Häusern 2 und 3. Während weiter in der Porzer Innenstadt gebaut wird, wird im September 2022 der Rewe-Markt eröffnet. Zuvor sind bereits die ersten Wohnungen darüber bezogen worden. Haus 3, das die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft baut, ist im März 2023 fertiggestellt. Die Arbeiten an Haus 2 der Sahle Wohnen ist ein gutes Jahr später fertig. Bereits zu diesem Zeitpunkt gewinnt die Neue Mitte Porz einen Preis, den Polis Award für „Reaktivierte Zentren“.
Von einem reaktivierten Zentrum sei man aber jetzt noch weit entfernt, sagt ein Herr am Rand der Veranstaltung. Und Anita Mirche, Vorsitzende des Bürgervereins Porz-Mitte, berichtet, dass sich einige Bürgerinnen und Bürger sich etwas anderes darunter vorgestellt haben. „Was den meisten Menschen fehlt, sind Geschäfte, wo auch Klamotten gekauft werden können.“ Ein weiterer Drogeriemarkt oder noch eine Apotheke, die in Haus 2 untergebracht sind, hätte man auch schon zuvor gehabt. Zum Thema Branchenmix sagt ein jüngerer Mann, dass man sich nicht wundern müsse. „Wenn die Leute immerzu im Internet bestellen, bleiben die Geschäfte aus den Innenstädten weg.“ Eine andere Frau echauffiert sich über Autos in der Porzer Innenstadt. Damit meine sie nicht die Baustellenfahrzeuge. Solange hier noch gebaut wird, meine jeder Hinz und Kunz hier mit dem Pkw reinfahren zu dürfen, so die Seniorin.

Restarbeiten an der „Neuen Mitte Porz“.
Copyright: René Denzer
Und eine Baustelle wird die Porzer Innenstadt bleiben. An einigen Stellen ist das Pflaster noch nicht ausgetauscht. Das Dechant-Scheben-Haus steht noch, obwohl die Kirchengemeinde mittlerweile Räume in Haus 3 nutzt. Das hat mit der Deutschen Bank als einzige Mieterin zu tun. Sie hatte auf den laufenden Mietvertrag im Dechant-Scheben-Haus bis Juni 2026 gepocht. Doch hier scheint Bewegung ins Spiel gekommen zu sein. Wie Pfarrer Berthold Wolff zu berichten weiß, hat die Deutsche Bank zum Ende 2025 gekündigt. Derzeit laufen auch Gespräche mit Abrissfirmen, sagt Wolff. Doch in trockenen Tüchern ist derzeit noch nichts. Mit dem Abriss des Dechant-Scheben-Hauses, das die Stadt gekauft hat, soll nicht nur eine dunkle Ecke in der Neuen Mitte Porz entfernt und die Pfarrkirche St. Josef freigestellt werden, sondern auch zu den neuen Häusern hin ein Platz geschaffen werden.
Und dann gibt es noch weitere Projekte, die mit dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) Porz-Mitte angepackt werden sollen. Die Entwicklung der Bahnhofstraße gehört genauso dazu, wie der Glashüttenpark. Ebenfalls zur Aufwertung von Porz-Mitte soll der Rheinboulevard beitragen. Im Bereich der denkmalgeschützten Kopflindenallee am Rhein soll die Aufenthaltsqualität verbessert werden. Um Rhein und Innenstadt besser zu verknüpfen, soll auch die Brücke über die Hauptstraße angepackt und die Pavillons auf ihr abgebrochen werden. Eine Verbreiterung der Brücke scheint vom Tisch, sie ist einfach zu teuer.