Nach einem Streit mit ihrer Vermieterin über Schimmel in ihrer Wohnung drohten Anna Waldmeister und ihrer Tochter die Zwangsräumung und Obdachlosigkeit.
ZwangsräumungSchimmeldrama in Porz – Mutter und Tochter finden dank Unterstützung neues Heim

Anna Waldmeister mit ihrer Tochter und Rainer Kippe vor ihrem neuen Heim am Stammheimer Ring.
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Fliederfarben leuchten die Wände im Schlaf- und im Arbeitszimmer der Tochter. Sie hat ein eigenes kleines Reich im vorderen Teil des Häuschens, „als Entschädigung für die schlimme Zeit, die hinter ihr liegt“, sagt Mutter Anna Waldmeister (Name geändert). Sie selbst schläft auf einer Matratze im Wohnzimmer. Sonst ist der Raum noch unmöbliert. Langfristig sollen Sofa und Sessel dort stehen – und Waldmeister wird sich ein Bett für die kleine Kammer im hinteren Bereich des Hauses anschaffen.
Das neue Heim ist zwar recht leer, aber blitzeblank. Seine neuen Bewohnerinnen sind stolz, voller Freude und Dankbarkeit. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass ihre Geschichte so gut ausgeht am Stammheimer Ring.

Anna Waldmeister in ihrer Wohnung an der Wasserturmstraße in Porz. Die Wände es Kinderzimmers weisen schwarzen Schimmelbefall auf.
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Schimmel verursachte einen eskalierenden Streit
Das Drama, das Mutter und Tochter erlebten, begann in ihrer alten Wohnung an der Wasserturmstraße in Porz (Wir berichteten). Diese war in allen Räumen von schwarzem Schimmel befallen. Waldmeister sah mehrere Ursachen dafür: eine defekte Belüftungsanlage in einem Zimmer, wo man die Fenster aufgrund der Lärmbelästigung durch die nahegelegenen Gleise nicht öffnen konnte, mangelhafte Abdichtungen an den Fenstern, mehrere Rohrbrüche in der Küchenwand. Doch die Vermieterin behob die Schäden nicht, sondern beschuldigte Waldmeister, nicht richtig zu lüften.
Diese schaltete die Wohnungsaufsicht der Stadt Köln ein. Diese blieb jedoch indifferent und empfahl ein Gutachten – das Waldmeister sich nicht leisten konnte. Die Mängellage sei vielschichtig, der Sachverhalt komplex. Waldmeister stellte verärgert die Mietzahlungen ein – was sich als Fehler herausstellte. Denn nun erhob die Vermieterin Räumungsklage und gewann. Mittlerweile ist Waldmeister klüger: Die Experten der Sozialistischen Selbsthilfe Mülheim (SSM) haben ihr erklärt, dass sie zwar ein Recht gehabt hätte, die Miete zu mindern, aber nicht, die Zahlung gänzlich einzustellen. So lieferte sie den Grund für eine Kündigung. Die Räumungsklage war erfolgreich und somit die Grundlage für eine Zwangsräumung.
Der kleinen Familie drohte die Obdachlosigkeit
Doch Waldmeister hatte keine Chance, auf dem freien Wohnungsmarkt eine Ersatzwohnung zu finden. Sie ist aufgrund einer schweren chronischen Erkrankung arbeitsunfähig und bezieht Bürgergeld. Zudem hat sie einen Schufaeintrag, weil sie Schulden nicht mehr bezahlen konnte, als sie arbeitsunfähig wurde. „Uns drohte die Obdachlosigkeit“, schildert Waldmeister. Sie wären dann in einer Notschlafstelle gelandet, gerade für ihre 15-jährige Tochter eine Katastrophe.
In ihrer Not wandte sie sich schließlich an die Sozialberatung der SSM. Dort fand sie Unterstützung und dann auch vom Wohnungsamt. Es beschlagnahmte ihre Wohnung für drei Monate, um die bevorstehende Obdachlosigkeit abzuwenden, was nur in Ausnahmefällen und für einen begrenzten Zeitraum zulässig ist. Das beherzte Durchgreifen der Behörde verschaffte Waldmeister einen zeitlichen Aufschub – und dann geschah das Wunder.
Hinweis einer Bürgerin war Rettung in der Not
Eine Bewohnerin der Wohnsiedlung an der Egonstraße/Stammheimer Ring, meldete sich beim SSM mit dem Hinweis, dass eines der Häuschen frei geworden sei. Die 50 bis 60 Quadratmeter ehemaligen Behelfswohngebäude aus der Nachkriegszeit befinden sich im Eigentum der Stadt. Der SSM informierte das Wohnungsamt über den Leerstand und so erhielt Waldmeister, die frohe Botschaft, von der Aussicht auf das Eigenheim – eine Woche vor der endgültigen Zwangsräumung. „Mittlerweile rann in der Küche eine braune Suppe die Wände hinunter“, erzählt sie. Grund sei ein weiterer Rohrbruch in den sanitären Anlagen darüber gewesen. Sie war froh, dass sie ausziehen konnte.
Doch es gab ein Problem: Das Häuschen musste noch saniert werden und das dauerte am Ende acht Wochen. Die SSM sprang ein und die beiden durften in ihrem Heim unterschlüpfen, provisorisch auf Luftmatratzen. „Das war eine absolute Ausnahme“, betont Rainer Kippe von der SSM. Denn die Lösung des Problems der Familie lag in unmittelbarer Reichweite – und Kippe freut sich genauso wie Waldmeister über das Happy End: „Wir möchten uns ausdrücklich bedanken“, sagen beide, „bei Frau Kerscher vom Wohnungsamt und bei dem Umwelt- und Liegenschaftsdezernenten William Wolfgramm.“