„Mache ich jetzt Homeschooling?“Zahlreiche Kinder erhalten keinen Platz an einer nahe gelegenen Grundschule

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Die Familie Pattathanath aus Porz-Eil soll ihr Kind auf eine 8,5 Kilometer weit entfernte Grundschule schicken.

Die Familie Pattathanath aus Porz-Eil soll ihr Kind auf eine 8,5 Kilometer weit entfernte Grundschule schicken.

Zahlreiche Kölner Kinder erhalten keinen Platz an einer nahe gelegenen Grundschule. Wir haben zwei Familien aus Porz getroffen, deren Kinder bisher an den Grundschulen ihrer Wahl abgelehnt wurden. 

„Das ist ganz, ganz weit weg. Das geht nicht“, Biby-Tiju Pattathanath weint, wenn sie über die Grundschule spricht, auf die ihr Sohn gehen soll. Die Krankenschwester mit Wurzeln in Indien hat am Dienstag erfahren, dass ihr Sohn nicht auf der Don Bosco Grundschule in Porz-Eil angenommen wurde. Auch dem Zweitwunsch wurde nicht entsprochen. 100 Plätze hatte die Don Bosco-Schule zu vergeben, 145 Anmeldungen gab es.

Die Familie aus Porz-Eil ist kein Einzelfall. Wie berichtet, gab es zum kommenden Schuljahr an mehr als einem Drittel der kommunalen Grundschulen in Köln mehr Anmeldungen als Plätze. Im Bezirk Porz hatten sechs der 15 städtischen Grundschulen einen Anmeldeüberhang gemeldet.

Nie und nimmer lasse ich einen Sechseinhalbjährigen alleine so weit mit Bus und Bahn fahren.
Georg Tiju Pattathanath

Auf der Katholischen Grundschule Hinter der Kirche in Langel könne sie ihr Kind anmelden, heißt es in der Ablehnung an Familie Pattathanath. Bis zum Freitag, 24. März, könne das geschehen. „Wir können das nicht regeln. Ich beginne um 5.30 Uhr im Krankenhaus, mein Mann muss auch zu seiner Arbeit fahren. Wir können unseren Sohn nicht bringen“, klagt die Mutter. Vater Georg Tiju Pattathanath sagt bestimmt: „Nie und nimmer lasse ich einen Sechseinhalbjährigen alleine so weit mit Bus und Bahn fahren.“ Laut Google-Maps sind es von der Wohnung der Familie bis zur Grundschule in Langel mit dem Auto auf der kürzesten Strecke 8,5 Kilometer. Bei der Familie herrscht Ratlosigkeit.

Ähnlich geht es Familie Pater. Vor gut eineinhalb Jahren erst ist Zahnärztin Dr. Bettina Pater zusammen mit Mann und zwei Kindern nach Porz-Eil in ein Haus gezogen. Eine schöne neue Kita habe man dort gefunden. Inzwischen ist noch ein sieben Monate altes Geschwisterkind geboren. Alles schien bestens. Auf die Idee, dass es mit der Grundschule problematisch werden könnte, kamen die Paters nicht im Traum. „Bis zur Don Bosco Schule sind es von uns 800 Meter“, sagt die Mutter. „Uns war eigentlich klar, dass wir dort unterkommen.“ Doch statt auf diese Grundschule, soll Leon nun auch nach Langel.

7,4 Kilometer bis ins Klassenzimmer

„Das sind 7,4 Kilometer. Das ist nicht zu bewältigen. Wie sollen wir das meistern?“, sagt Bettina Pater. Sie ist ratlos. „Mache ich jetzt Homeschooling?“, habe sie sich gefragt und sich direkt eingestanden, dass sie dafür weder die Zeit noch die Kraft habe. Sicher wolle sie Widerspruch einlegen. Noch hält Bettina Pater die schlechte Nachricht von Leon fern. „Ich will ihn nicht belasten. Er soll es nicht wissen“, sagt die Mutter. Aus dem Grund ist sie noch unschlüssig, ob sie mit den drei Kindern am Montag zur Demo in die Innenstadt fahren will. Eine rote Karte wolle sie aber auf jeden Fall beschreiben.


Demonstration am Montag

Stadtschulpflegschaft und Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft haben dazu aufgerufen, dass Eltern, Lehrkräfte und Kinder gegen den Mangel an wohnortnahen Grundschulplätzen demonstrieren. Das Motto der Protestaktion lautet „Kurze Beine, lange Busfahrten. Wir zeigen der Stadt die Rote Karte“.Die Demonstration soll am Montag von 16 bis 17.30 Uhr auf dem Theo-Burauen-Platz stattfinden.

Bevor am Montag Eltern, Kinder und Lehrkräfte auf dem Theo-Burauen-Platz demonstrieren wollen, fand am Donnerstag in Köln eine Verteilerkonferenz in Sachen Schulplatzvergabe für die weiterführenden Schulen statt. Teilnehmende waren die Stadt Köln als Schulträger, Schulleitungen und die Bezirksregierung.

Eine Sprecherin der Stadt teilte mit, das Treffen sei zu diesem Zeitpunkt des Anmeldeverfahrens „ein ganz normales, turnusmäßiges internes Arbeitstreffen“ , einzelne Plätze werden nicht vergeben. „Die Anmeldeverfahren für die weiterführenden Schulen und für die Grundschulen sind noch nicht abgeschlossen“, so die Sprecherin. „Alles wird aktuell noch ausgewertet.“ (hes)

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