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Verkehrsfrust in Porz-WahnSo können sich Bürger an den Planungen des neuen Wohnquartiers beteiligen

Lesezeit 3 Minuten
Eine Ackerfläche.

Wo jetzt noch Ackerbau betrieben wird, soll unter dem Titel „Wahn West“ ein großes Wohnquartier geplant werden. Die Eisenbahnlinie trennt das neue Gebiet vom übrigen Stadtteil Wahn.

Ein Projekt ermuntert zu zukunftsfähiger Gestaltung rund um das projektierte Wohnquartier Wahn-West, noch ehe die offizielle Planung beginnt.

Ein neues Wohnquartier am Rand von Wahn, jenseits der Bahntrasse, ist seit 2018 ein Teil der Kölner Überlegungen zur Wohnraumschaffung für die wachsende Bevölkerung. Schon lange ehe dort für bis zu 4000 Menschen gebaut wird oder auch nur Planverfahren für das große Areal anlaufen, hat ein neuartiges Beteiligungsverfahren begonnen. Das „Entwicklungsgebiet Wahn-West“ und die angrenzenden Stadtviertel im Porzer Süden sollen in frühzeitiger, umfassender Bürgermitwirkung stehen. „Porz plant“ heißt das Projekt, bei dem hier lebende Menschen aktiv in weit über den Wohnungsbau hinausgehende Überlegungen eingreifen können.

„Statt fertige Konzepte serviert zu bekommen, an denen Bürger dann nur noch marginale Änderungen bewirken können, wird bei ‚Porz plant‘ der umgekehrte Weg beschritten“, sagt Hermann Jutkeit, Geschäftsführer der Baudata-Gruppe-Köln, der Projektentwicklungs- und Beratungsgesellschaft, die in Kooperation mit einem Grundstückseigentümer das Beteiligungsverfahren veranstaltet.

Im ersten Schritt machen demnach die hier lebenden Menschen ihre Wünsche, Visionen und Sorgen deutlich und entwickeln zukunftsträchtige Ideen. Erst auf dieser Grundlage soll dann die professionelle Planung einsetzen.

„Porz plant“: Workshops und Diskussionen zu neuem Wohngebiet geplant

In einer Reihe von Workshops und Diskussionsveranstaltungen, zu denen das Beteiligungsprojekt „Porz plant“ einlädt, werden die Themenfelder „Verkehr und seine Notwendigkeiten“, „Menschen und ihre Bedürfnisse“ sowie „Natur und ihre Anforderungen“ bearbeitet. Wie sehr komplexe Verkehrsfragen und seit Jahrzehnten ungelöste Probleme die Menschen im Porzer Süden beschäftigen, wurde bei einem gut besuchten Workshop im Pfarrzentrum Aegidium überdeutlich.

Ein Mann am Mikrofon hält einen Vortrag.

Zu Themenkreisen rund um drängende Verkehrsfragen konnten Besucher der Veranstaltung sich äußern und Schwerpunkte benennen.

Nicht nur der zu erwartende zusätzliche Verkehr, der durch mehr Menschen in einem künftigen Wohngebiet entstünde, war dabei Thema. Projektleiter Sebastian Samans und sein Team erfuhren von erheblichem Frust. Die jahrzehntealte vergebliche Forderung nach einer Umgehungsstraße, der belastende Durchgangsverkehr in Wahn, fehlende Carsharing-Angebote, unzureichende Sicherheit für Radfahrende und Fußgänger – das alles hat Bürger und auch die Bürgervereine schon so lange beschäftigt, dass Entmutigung eingesetzt hat.

Einige Vorschläge zu Verkehrsproblemen in Porz-Wahn gesammelt

Beispiele aus anderen Städten, in denen Verkehrsprobleme auf besondere Weise gelöst werden konnten, machten den Gästen der Veranstaltung aber Lust, an möglichen Verbesserungen mitzuwirken. In mehreren Arbeitsgruppen und unter Moderation von Kai Sterzenbach entstand eine Sammlung der größten Probleme und der wichtigsten Wünsche. Eine bessere Aufteilung des Straßenraums, Geschwindigkeitsbegrenzungen, die Verbannung des Schwerlastverkehrs aus dem Wahner Zentrum, die Forderung nach einem weiteren, auch für Radfahrer und Fußgänger sicheren Tunnel unter der Bahnlinie und der für den Porzer Süden wichtige Weiterbau der Straßenbahnlinie 7 gehören dazu.

Aus den vielen Vorschlägen könnten solche, die einfach umzusetzen wären, schon lange vor dem Baubeginn von Wahn West umgesetzt werden, hofft Henrik Sander vom Büro Orange Edge, der sich im Projekt um Verkehrsfragen kümmert. Jörg Wieck und Julian Straßburger von der Kölner Entwicklungsgesellschaft nahmen die Vorschläge interessiert auf. Es sei gut, mit den Menschen vor Ort an Problemen zu arbeiten und zu „erfahren, wo es knirscht, eher eine Neuentwicklung wie möglich in die falsche Richtung geht“, machte Wieckdeutlich. Der bei „Porz plant“ erprobte Planungsprozess könnte „eine Blaupause für künftige Verfahren werden“. Die damit verbundenen basisdemokratischen Ziele finden große Beachtung. Unter anderem unterstützen die deutsche Bundesstiftung Umwelt und die Technische Hochschule Köln das Projekt.

Allerdings wünscht sich das Team mehr Mitwirkende aus der Bürgerschaft. Gerade Menschen aus jüngeren Generationen, für die ein Wohnquartier und neue Ansätze einer umwelt- und menschengerechten Verkehrspolitik von Bedeutung sein werden, sind bei den bisherigen Porz-plant-Abenden kaum vertreten gewesen. Am 16. Januar soll eine weitere Veranstaltung zu Verkehrsthemen angeboten werden.

www.porz-plant.de