Ananasküken in Köln-PorzKunst mit Überraschungseffekt im Zündorfer Wehrturm

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Eine Frau betrachtet kleinformatige Bilder, die an einer Wand hängen.

Mit Tusche auf Papier überlagert Kai Müller eigentlich vertraut wirkende Bilder und lädt damit zu einer vertieften Betrachtung ein

Die neue Ausstellung im Zündorfer Wehrturm lädt  mit geheimnisvollen Einblicken dazu ein, die eigene Fantasie anzuknipsen. 

Beim Kunst-Studium in Düsseldorf haben sie sich kennengelernt und festgestellt, wie gut ihnen der Austausch tut. In künstlerischen Fragen, beim Blick auf die  Sichtweise der jeweils anderen sind  Sarah Kirschnick, Kai Müller und Nadja Nafe einander verbunden. Jetzt zeigen sie in der Ausstellung „Der Letzte macht das Licht aus“  eine Auswahl ihrer Arbeiten und lassen Gäste  im Zündorfer Wehrturm an den Ergebnissen künstlerischer Prozesse teilhaben.

Ausstellung auf verschiedenen Ebenen am Rheinufer in Köln-Porz

Stufenweise können Interessierte auf den verschiedenen Etagen des trutzigen Turms am Rheinufer die Arbeiten betrachten und ihre eigene Fantasie anknipsen. Denn aus vertrauter Wahrnehmung entsteht hier oft Unerwartetes. Hinter dem ersten Bild, das das Auge unvoreingenommen wahrnimmt, öffnen sich weitere Szenarien.

So setzt Sarah Kirschnick ihre Malerei in bemerkenswerte Zusammenhänge mit  Textilkunst. Sie gestattet  Fabelwesen aus Stoff, eine eigens für  sie geschaffene Landschaft in Besitz zu nehmen, lässt Regen aus Stepp-Stichen der Nähmaschine über einem Akt-Ölgemälde niedergehen, denkt sich in die Nacht einer Fledermaus hinein. In Collagen vermittelt sie ihre Eindrücke vom „drunter, draus und drüber“ und bringt mit kleinen Arbeiten wie dem  gestickten „Ananasküken“ zum Lächeln.

„Machine-Painting“ im Wehrturm in Zündorf

Kai Müller gelingt es unter anderem durch die Technik des „Machine-Painting“, ein Spannungsfeld zwischen dem  Gegenständlichen und dessen Auflösung in die Zeichensprache einer technisierten Welt zu erzeugen. Landschaft, Architektur, Menschen erschließen sich erst beim Blick durchs Zeichenraster. Der Prozess des Schauens und Entdeckens  braucht Zeit. Das ist wie  beim Blick auf eine Fotografie, die im Entwicklerbad noch ihrer Vollendung harrt. Manche seiner Bildtitel  bei Öl- und Acrylgemälden  fordern schon mit ihren Titeln zum Enträtseln heraus. „Y29yb25hXzk=„ – klingt das nicht wie ein computergeneriertes, geheimes Passwort?

Nadja Nafes monochrome Keramik-Arbeiten scheinen aus den Treppenstufen vor den Wehrturm-Fenstern zu wachsen und bilden mit ihrer Erdhaftung einen schönen Kontrast zum schwebenden Eindruck,  den ihre Scherenschnitt- Arbeiten erwecken. Mit Tusche, Ölfarbe, Leinwand und Transparent Papier erschafft sie Collagen, die vorsichtige Durchblicke eröffnen und ihre Geheimnisse doch bewahren. Die Künstlerin hat Fotografien gesammelt, sie im Arbeitsprozess aufgelöst und neu zusammengebracht. Spannung entsteht dabei im Wechsel der räumlichen Tiefe und  Oberflächenstruktur. Mit frei gehängten, überlappenden,  hinterleuchteten Bögen Transparentpapier, in die natürlich wirkende Muster eingeschnitten sind, schafft Nafe unterm Dach des Turmes  den Lückenschluss „zwischen jetzt und später“.


Die Ausstellung ist bis zum 8. Oktober im Zündorfer Wehrturm, Hauptstraße 181, 51143 Köln, zu sehen -  jeweils mittwochs und samstags von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 14 bis 18 Uhr.

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