Prozess in Köln36-Jähriger soll Freundin nach fingiertem Unfall angezündet haben

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Mit Brandverletzungen am Dienstagvormittag auf der Anklagebank des Landgerichts.

Mit Brandverletzungen am Dienstagvormittag auf der Anklagebank des Landgerichts.

Köln – Nachdem der Angeklagte (36) von einem Wachtmeister auf Saal 112 des Landgerichts geführt worden war, bricht er plötzlich in Tränen aus. Ein Gefühlsausbruch, der allerdings eher theatralisch wirkte. Immer wieder schlug er sich die Hände vors Gesicht, schien sich dann aber mit kurzen Blicken in die Runde vergewissern zu wollen, ob auch alle Anwesenden seinen Gram und seine Verzweiflung mitbekamen.

Erst angezündet, dann gerettet

Gram wäre auch durchaus angebracht gewesen bei dem, was die Staatsanwaltschaft dem 36-Jährigen zur Last legt. Am frühen Morgen des 13. Juli 2019 soll er zunächst einen Unfall fingiert haben, indem er zwischen Dürener Straße und Gleueler Straße mit einem Seat vom Militärring abfuhr und das Auto gegen einen Baum setzte. Auf dem Beifahrersitz befand sich, erheblich alkoholisiert, seine damalige Freundin, mit der er eine jahrelange On-Off-Beziehung führte und zwei Kinder hat.

Nach der Kollision, so die Anklage weiter, habe der Mann „in Flaschen mitgeführten Otto-Kraftstoff“ im Fahrzeuginneren und über die Frau ausgeschüttet und angezündet. Nach einer nicht näher benannten Zeit soll der 36-Jährige die Frau, die in dem Prozess als Nebenklägerin auftritt, aber aus dem brennenden Fahrzeug gezogen und ihr somit das Leben gerettet haben. Bei der Aktion zog sich der Angeklagte auch Verbrennungen an den Händen zu. Über seinen Verteidiger Bernhard Scholz räumte der Angeklagte die Vorwürfe ein. Allerdings bestritt er in einem persönlichen Statement, dass er die 30-Jährige mit Benzin übergossen hätte. Nähere Angaben zur Tat, kündigte der 36-Jährige für den nächsten Prozesstag an.

„Er wollte, dass sie keinen Anderen findet“

Die Frau erlitt schwerste Verletzungen: 41 Prozent ihrer Körperoberfläche wurden verbrannt. Vor allem Brust, Hals, Oberkörper und beide Arme waren betroffen. Im Gerichtssaal waren lediglich einige Narben an Hals und in der Kiefergegend zu sehen. Über einen Monat hielten die behandelnden Ärzte in der Unfall-Klinik Duisburg die 30-Jährige im künstlichen Koma.

Über ein mögliches Motiv für die Tat machte die Anklage keine Angaben. Nebenklageanwältin Andrea Frimmersdorf sagte, dass ihre Mandantin sich im vergangenen Sommer endgültig vom Angeklagten habe trennen wollen. Mit der Tat, so vermutete Frimmersdorf weiter, habe der 36-Jährige die Frau entstellen wollen: „Er wollte, dass sie keinen anderen Mann mehr findet.“

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