Ein Mann steht in Köln wegen schweren Raubes vor Gericht, nachdem er bei einem Rolex-Verkauf eine Waffe gezückt haben soll.
Prozess in KölnKrimi um Rolex-Verkauf in Restaurant in Bickendorf

Eine Rolex in einer Schaufensterauslage (Symbolbild)
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Eigentlich sollten für eine Rolex Daytona Platin bei einem vereinbarten Verkaufstreffen in einem Kölner Restaurant 105.000 Euro auf den Tisch gelegt werden. Doch die Musik spielte dann plötzlich unter dem Tisch, als der Kaufinteressent (28) eine Pistole vom Typ Walter PPK gezogen und den Rolex-Verkäufer (30) damit bedroht haben soll, ehe er ohne zu zahlen, aber mit Rolex und den entsprechenden Papieren das Restaurant verlassen habe.
Seit Dienstag steht der 28-Jährige wegen besonders schweren Raubes vor dem Landgericht. Laut Anklage sollen sich der Angeklagte und der 30-Jährige, der in dem Prozess als Nebenkläger auftritt, am 25. Oktober 2022 in Bickendorf in einem Restaurant getroffen haben. Zuvor soll bereits der Preis von 105.000 Euro für die Luxusuhr verabredet gewesen sein. Im Restaurant sollen die beiden Männer dann laut Anklage gegessen haben, wobei der 28-Jährige die Rolex probegetragen habe. Da das Armband zunächst zu eng gewesen sei, habe der 30-Jährige es weiter gemacht. Der Angeklagte habe dann vorgegeben, dass ihm schlecht sei, weshalb er sich auf die Toilette zurückgezogen habe. Als er wiedergekommen sei, habe er unter dem Tisch die Pistole auf den 30-Jährigen gerichtet. „Der Angeklagte sagte, er werde jetzt mit der Rolex gehen und der Zeuge solle keinen Aufstand machen“, wurde der Angeklagte in der Anklageschrift indirekt zitiert. Das Gericht gab zunächst den rechtlichen Hinweis, dass es sich bei dem Fall auch „lediglich“ um einen schweren, statt einem besonders schweren Raub gehandelt haben könnte.
Verteidiger spricht von „Räuberpistole“
Dies wäre der Fall, falls sich nicht beweisen lasse, dass die Waffe geladen war. Der Unterschied wäre nicht unerheblich, ist die Mindeststrafe für schweren Raub mit drei Jahren Haft doch zwei Jahre geringer, als für einen besonders schweren Raub.
Der Angeklagte bestritt über seinen Verteidiger Dr. Jürgen Graf die Vorwürfe. Der Verteidiger meinte, bei der Geschichte handle es sich um eine „Räuberpistole“. Zwar habe es das Treffen und die Übergabe der Uhr gegeben. Aber nicht sein Mandant habe die Uhr kaufen wollen, sondern er habe einen Interessenten für die Uhr an der Hand gehabt. Dieser sei dann letztlich aber doch nicht an einem Kauf interessiert gewesen. „Da der Geschädigte aber noch 25.000 Euro Schulden bei der Familie des Mandanten hatte, hat er die Uhr als Pfand behalten“, sagte der Verteidiger. Zur laut Anklage angeblich bei dem mutmaßlichen Raub benutzten Pistole, gab der Verteidiger weiter an, dass diese der Familie des Angeklagten vom Geschädigten untergeschoben worden sei.
Der Angeklagte sagte, er werde jetzt mit der Rolex gehen und der Zeuge solle keinen Aufstand machen.
Auch habe es im Nachhinein aus dem Kreis der Familie des 30-Jährigen massive Bedrohungen mittels „Drohanrufen und Besuchen von verschiedenen Mafia-Organisationen“ gegenüber der Familie des Angeklagten gegeben. Da beide Familien der Volksgruppe der Roma angehören, sei es auch zu einem Friedensgericht gekommen, bei dem der Streit geschlichtet werden sollte.
Drohanrufe nach dem Vorfall
In einem Video, dass es von dem Friedensgericht gebe, erkläre der Nebenkläger zudem, dass er in dem Restaurant nicht mit einer Waffe bedroht worden sei, sagte Graf weiter. Der 30-Jährige hingegen bestätigte die Angaben in der Anklage weitgehend. Auch dass es das „Roma-Gericht“, wie er es nannte, zur Streitbeilegung gegeben habe, bestätigte der Nebenkläger zu Beginn der Gerichtsverhandlung am Dienstagvormittag.
Der Prozess wird fortgesetzt.