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Raus aus der Corona-KriseWie der Tourismus in Köln sich wieder nach oben kämpfen will

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Köln – Frankfurt, Leipzig, Köln: Drei Städte, die bei aller Unterschiedlichkeit in einigen Bereichen sehr ähnlich aufgestellt sind. Eine starke Messe, viele Geschäftsreisende, viel Kultur und viel Internationalität. Grund genug für die drei Tourismus-Manager der Metropolen, in einer Video-Konferenz den Status Quo in Sachen Tourismus festzustellen sowie einen Ausblick in die Zukunft zu wagen.

Um den machen zu können, gab es erst einmal einen Sprung zurück. Und da es sah bei allen drei düster aus. Einbrüche von bis zu 70 Prozent im Jahr 2020 – es blieb viel Zeit zur Selbstbesinnung. Die habe man genutzt, erklärte Kölntourismus-Chef Jürgen Amann. Das abgelaufene Geschäftsjahr sei ein wenig „ambivalent“ gewesen, meinte er: Einerseits zwar katastrophale Tourismus-Zahlen, andererseits aber auch die Möglichkeit, sich neu aufzustellen und vor allem, die Bedeutung des Wirtschaftszweiges Tourismus in den Mittelpunkt zu rücken. Nämlich dadurch, dass er kaum stattfand.

Der Karneval war immerhin noch mit dabei

Immerhin, so Amann, habe man in Köln noch die beiden Anfangsmonate mitnehmen können. Inklusive Karneval, was das Loch nicht ganz so tief werden ließ wie in Frankfurt und Leipzig. „Runde 2,7 Milliarden Euro beträgt die Wirtschaftsleistung der Kölner Tourismus-Branche in normalen Zeiten“, erklärte der Tourismus-Chef. Sein Kollege Volker Bremer aus Leipzig konnte mit ähnlich eindrucksvollen Zahlen aufwarten: Er kam auf runde zwei Milliarden Euro.

Jürgen Amann

Und da setzten Amann, Bremer und der Frankfurter Thomas Feda, Geschäftsführer bei der dortigen Tourismus- und Kongress GmbH, auch mit einem eindringlichen Appell an: Es sei höchste Zeit, der Tourismus-Branche die Aufmerksamkeit zu geben, die sie verdiene. „Wir brauchen eine stärkere Lobby“, meinte Bremer unter Zustimmung seiner Kollegen. Der Leipziger berichtete von einer Veranstaltung im sächsischen Landtag, wo seitens der Politik Fragen zu allen erdenklichen Wirtschaftsfeldern gestellt wurden – aber so gut wie keine zum Tourismus. „Das läuft oft unter dem Radar nach dem Motto, das wird schon irgendwie.“ Auch wenn es mittlerweile sichtbare Zeichen der Aufmerksamkeit gebe: Das Standing der Branche sei seiner Wirtschaftsleistung nicht angemessen, da waren sich alle einig.

Köln setzt vermehrt auf die Veedel

Bei allen Ähnlichkeiten werden die drei Städte aber auch unterschiedliche Wege gehen. So setzt Leipzig neben Kultur und Subkultur sehr stark auf die Verzahnung mit dem Umland, Köln will sich neben vielen anderen Aktivitäten verstärkt der Entdeckung der Veedel – etwa durch Fahrrad-Führungen zur Kölner Büdchen-Kultur – widmen. Und Frankfurt konzentriert sich wieder verstärkt auf sein Kerngeschäft, dem Business-Bereich nebst der Durchführung von Großveranstaltungen, die in der Main-Metropole beim Tourismus angesiedelt ist.

Schwarze Jahre für den Tourismus

61,1 Prozent betrug im letzten Jahr der Rückgang der Übernachtungsgäste in Köln bedingt durch die Corona-Pandemie. Der Rückgang fiel weniger dramatisch aus als anderswo, da Köln die ersten beiden Monate noch mitnehmen konnte – inklusive Karneval. Nach einem Zwischenhoch im Sommer brachen die Zahlen im Herbst wieder ein. Für das laufende Jahr werden ähnlich schwache Zahlen erwartet. (two)

Amann, Bremer und Feda gehen davon aus, dass sich die Branche zwar erholen wird. Als Zeitfenster nannten sie 2024/ 2025, dann will man wieder in ähnlichen Regionen rangieren wie im gemeinsamen Rekordjahr 2019. Aber Veränderungen wird es geben, auch davon sind sie überzeugt: Um die großen Messen ist allen drei nicht bange, sie sind überzeugt, dass in diesem Bereich trotz aller Digitalisierung die Präsenzveranstaltungen ein starker und wichtiger Bestandteil des Portfolios bleiben. Und auch um den Bereich Freizeit-Tourismus machen sie sich wenig Sorgen, da gehen die Zahlen schon seit einiger Zeit wieder deutlich nach oben. Er werde eine zunehmend wichtigere Rolle spielen, auch wenn im Moment noch eine deutliche Personalknappheit speziell in der Hotellerie und Gastronomie zu spüren sei.

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Weniger optimistisch äußerte sich Amann dagegen bei den Mittelformaten, gemeint sind kleinere Kongresse, geschlossene Wirtschaftsveranstaltungen, Tagungen in überschaubaren Rahmen. Dort werde man sich überlegen müssen, wie mit der digitalen Konkurrenz umgegangen wird. Eine Skepsis, die bei vielen Unternehmen geteilt wird: Die haben in den vergangenen Monaten schnell und effektiv gelernt, Präsenzveranstaltungen auf digitale Plattformen umzustellen. Und sind damit größtenteils gut gefahren.