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Ein Stück Österreich sagt Servus„Feinkost Seemann“ in Bayenthal schließt Ende Oktober

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Ein Feinkostladen mit Alpenflair – jetzt schließt Feinkost Seemann.

Ein Feinkostladen mit Alpenflair – jetzt schließt Feinkost Seemann.

Nach zwei Jahrzehnten Alpenflair in der Goltsteinstraße verabschieden sich Sabine und Ernst Seemann dankbar mit einem herzlichen „Pfiat eich!“.

Heute habe sie weinen müssen, erzählt Sabine Seemann. „Als eine Kundin sagte, wir hätten so viel Gutes gesät und würden sicher viel Gutes ernten, war es um mich geschehen.“ 20 Jahre führte die 56-jährige Kölnerin gemeinsam mit ihrem Mann Ernst den „Feinkost Seemann“ in der Goltsteinstraße 87a. Ende Oktober ist Schluss. „Es ist ein komisches Gefühl – da bricht ein großes Stück unseres Lebens weg“, sagt der 59-jährige Ernst Seemann, der aus der Nähe von Salzburg stammt.

Sabine und Ernst Seemann schließen ihren Feinkostladen nach 20 Jahren.

Sabine und Ernst Seemann schließen ihren Feinkostladen nach 20 Jahren.

Österreich im Veedel

Topfkuchen, Julius-Meinl-Kaffee, Kaiserschmarrn, Käse, Wurzen oder Almdudler – in ihrem kleinen Laden boten die Seemanns alles, was Österreich kulinarisch zu bieten hat. „Wir waren eine Art österreichischer Tante-Emma-Laden“, beschreibt Sabine Seemann. Auch der tägliche Mittagstisch mit österreichischen Gerichten wie Spinatknödeln oder Fleischlaiberln lockte viele an. „Die Menschen kamen nicht nur zum Kaufen oder Kaffeetrinken.  Wir waren immer Ansprechpartner, es ging bei uns stets sehr persönlich zu“ , schildert Sabine. Es entstanden auch Freundschaften im Laden, sogar ein Paar lernte sich hier kennen.

Viel Herzblut und harte Arbeit

Dass die Seemanns jetzt schließen, ist vor allem der Gesundheit geschuldet. „Ich habe seit Jahren Bluthochdruck, Anfang des Jahres kam eine Lungenentzündung dazu. Da stand mein Mann allein im Laden – das war hammerhart“, erzählt Sabine. Die Hausärztin habe schon länger geraten, kürzerzutreten. Da der Mietvertrag Ende November ausläuft und hohe Investitionen anstanden, stellten sich die Seemanns die Frage: Weitermachen oder aufhören? „Wir haben einen Abend intensiv geredet. Irgendwann sagte Ernst: ‚Wir hören auf‘. Ich gab ihm Recht, und da kam Erleichterung“, erzählt Sabine. Ihre beiden Töchter, beide über 30, machten die Ausbildung im elterlichen Betrieb, gehen heute aber eigene berufliche Wege.

„Das ist jetzt eine sehr emotionale Zeit. Wir haben den Laden mit viel Herzblut geführt“, sagt Sabine Seemann. Nicht nur viel Herzblut, auch harte Arbeit steckt hinter dem Feinkostladen. Von Montag bis Samstag waren die beiden vor sieben Uhr im Geschäft, kochten den Mittagstisch, bedienten Kunden, machten Einkäufe, räumten auf. Sonntags standen Buchhaltung und Planung an. „Urlaub war selten. Es hat sich eigentlich immer alles um den Laden gedreht“, erzählt Ernst. „Als meine Frau im Januar krank wurde, wurde uns klar: Wir stehen auf sehr dünnem Eis.“

Abschied mit Dankbarkeit

Viele Kunden zeigen Verständnis, aber auch Wehmut. „Ich werde die Seemanns vermissen“, sagt Stammkundin Yasemin Tanyel. „Hier war’s immer herzlich, ein bisschen wie Urlaub in Österreich.“ Auch Peter Hupertz meint: „Der Laden war wie Österreich – klein, geschmackvoll und voller netter Menschen.“

Im November wird ausgeräumt. Danach zieht das Paar zurück nach Österreich. „Dort können wir die Eltern meines Mannes unterstützen“, sagt Sabine. Ganz ohne Arbeit geht es bei den beiden aber nicht. „Wir suchen schon etwas Neues – nur diesmal mit einer Fünf-Tage-Woche“, sagt Ernst und lacht.

Am Samstag, 8. November, von 10 bis 13 Uhr, öffnen die Seemanns ihren Laden ein letztes Mal. „Wir möchten uns persönlich und in Ruhe von unseren Kunden verabschieden und von ganzem Herzen Danke sagen – für 20 Jahre Vertrauen und Treue“, sagt Sabine Seemann.