FamilienbetriebFeinkost Seemann bietet österreichische Kulinarik in Köln

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Sie ist Kölnerin, er Österreicher: Sabine und Ernst Seemann

„Im Moment sind die Hartwürste wie Hirschwurzen und Rehwurzen besonders gefragt“, weiß Sabine Seemann. Zusammen mit ihrem Mann Ernst führt sie den „Feinkostladen Seemann“ in Bayenthal. Hier gibt es über Marillenschnaps, Kaiserschmarrn, Semmeln, Käse und Weine alles, was Österreich an kulinarischen Köstlichkeiten zu bieten hat. „Wir sind eine Art österreichischer Tante-Emma-Laden“, lacht die 53-Jährige. Vor 17 Jahren öffneten die beiden – sie Bayenthalerin, er Österreicher – ihr Lebensmittelgeschäft an der Goltsteinstraße. „Anfangs waren die Bayenthaler skeptisch, aber das hat sich total geändert“, schmunzelt die Kölnerin.

Fester Bestandteil in Köln-Bayenthal

Der Feinkostladen Seemann ist zu einem festen Bestandteil im Veedel geworden. „Die meisten Kunden kommen aus der Nachbarschaft, seit vielen Jahren. Manche kommen von weiter her, aus Lohmar oder Düsseldorf, weil sie ein spezielles Produkt suchen“, erzählt Ernst Seemann, gelernter Lebensmittel-Einzelhändler.

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Draußen gibt es zwölf Sitzplätze.

Die Mittagsgerichte kosten 8,90 Euro, tägliche kleinere Gerichte wie Leberkäs oder Fleischlaiberl mit Kartoffelsalat 7 Euro. Für einen kleinen Braunen zahlt man 3 Euro, für einen Mokka 2,50 Euro und für eine Wiener Melange 3,20 Euro. Weine sind zwischen 7 und 20 Euro zu haben. Feinkost Seemann, Goltsteinstraße 87 a, 50968 Köln-Bayenthal, Telefon 0221 – 35 081 38, Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 9 bis 17 Uhr, Mittwoch und Samstag von 9 bis 14 Uhr. Vom 25. Juli bis zum 7. August ist das Geschäft wegen Urlaub geschlossen.

Die aus dem Veedel kommen zwar auch wegen der österreichischen Leckereien, aber genauso wichtig ist das Plaudern. „Die Kunden erzählen uns viel, wie es geht, ob jemand krank ist, ob der Hund gestorben ist, es ist eine persönliche Atmosphäre“, erzählt Sabine Seemann. Zuvor hatte das Ehepaar schon einen Lebensmittelladen in Österreich, aber deutlich größer.

Lebensmittel-Handel und Bäcker-Familien

Kennengelernt haben sich Ernst und Sabine, als er eine Freundin in Köln besuchte. Sabine war gerade 19, als sie mit Ernst in seine Heimat ging. Er kommt aus einer Lebensmittelhändler-Familie und auch Sabine kennt die Branche von klein auf. Ihr Vater hatte drei Bäckereien in der Südstadt.

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Produkte aus Österreich gibt es bei Seemann.

„Bei der Großmutter meines Mannes habe ich Österreichisch kochen gelernt, jeden Tag ein anderes Gericht oder einen Kuchen“, erinnert sie sich. In einer Kleinstadt in der Nähe von Salzburg führte das Ehepaar einen Lebensmittelladen. Mit der Zeit packte die Kölnerin aber das Heimweh nach ihren Eltern. „Als ihre Mutter krank wurde, hat meine Frau sehr unter der Entfernung gelitten“, erzählt Ernst. Zwischen Köln und Salzburg liegen 750 Kilometer. Als die Mutter starb, wollte Sabine zurück, um den Vater zu unterstützen. 

2003 folgte der Umzug nach Köln

So packte die Familie 2003 – die beiden Töchter waren damals zehn und zwölf Jahre alt - ihre Koffer, und von den Alpen ging es an den Rhein. Auch hier wollte das Ehepaar, das inzwischen seit über 33 Jahren verheiratet ist, wieder einen Laden öffnen. „Als das Ladenlokal in der Goltsteinstraße frei wurde, haben wir uns dafür entschieden. Wir wollten einen kleineren Laden. In Österreich hatten wir vor allem mit der Verwaltung zu tun und wir wollten mehr Kundenkontakt. Den haben wir hier“, freut sich der Lebensmittelkaufmann.

Wechselnder täglicher Mittagstisch

Die Seemanns bieten auch einen wechselnden Mittagstisch, natürlich mit österreichischen Gerichten wie Kaspressknödel – eine Spezialität aus Knödelbrot und Käse – Kürbisstrudel, Spinatnocken und Fleischlaiberl mit Kartoffelsalat. „Wir kommen um 6 oder 7 Uhr morgens in den Laden und bereiten das Essen vor.

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Eine Lederhose darf nicht fehlen.

Mal kocht mein Mann, mal ich, manchmal kochen wir zusammen“, berichtet Sabine Seemann. Manche Mittagsgäste kommen täglich, um in der gemütlichen Atmosphäre mit Alpen-Deko zu essen. Zwölf Plätze gibt es im Laden und auch vorm Geschäft finden rund zwölf Personen Platz. „Es sind hier schon Freundschaften entstanden.

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Zum Beispiel zwei Damen aßen oft hier, an getrennten Tischen. Durch das Mittagessen lernten sie sich kennen und aßen dann gemeinsam. Dann haben sie sich verabredet und richtig angefreundet“, freut sich Sabine. Sogar ein Paar habe sich durch den Feinkostladen gefunden, erzählt sie. „Das war ein begehrter Junggeselle, der mit einer Dame hier zusammengekommen ist“, lacht sie. Wenn sie in Rente gehen, wollen Sabine und Ernst Seemann wieder nach Österreich. Bis dahin dauert es aber noch ein paar Jahre. Jetzt fahren sich zunächst ab dem 25. Juli für zwei Wochen in den Urlaub in seine Heimat. „Die Kunden sagen, „Wir gönnen es euch ja, aber muss das sein?“ lacht Ernst Seemann. Am 8. August öffnet der Feinkostladen dann wieder seine Türen – zum Kaufen, Essen und Plaudern.

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