Aus dem ArchivSo wohnt Köln – Leben auf 535 Quadratmetern in Hahnwald-Villa

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Die Villa in Hahnwald bietet 535 Quadratmeter Wohnraum.

  • In unserer Serie So wohnt Köln zeigen Kölnerinnen und Kölner, die in und an ungewöhnlichen Orten leben, ihr Zuhause.
  • Ob in schwindelerregender Höhe eines Hochhauses, in einem umgebauten Viehstall oder im schmalsten Haus Kölns.
  • Heute zeigt uns Künstlerin Nike Seifert ihre Hahnwalder Villa, in der sie und ihr Ehemann mit fünf Kindern und drei Hunden leben.

Köln-Hahnwald – Drei Jahre stand das Haus aus den 1980er Jahren leer. 2000 Quadratmeter Grund im Alt-Hahnwald, 535 Quadratmeter Wohnfläche, ein überwucherter Garten mit einem in die Jahre gekommenen Saunahaus und einem Pool, der nach drei Jahren Leerstand einem Biotop glich. Seit sieben Jahren wohnt dort die Künstlerin Nike Seifert mit ihrer großen Familie und drei Hunden. 

Das Interieur zu Zeiten der Besichtigung? „Wer braucht denn so etwas?“, dachte Nike Seifert – hier einzuziehen wäre das Letzte gewesen, was sie sich hätte vorstellen können. Mit ihrem Mann Ivo und den fünf Kindern wohnte sie damals in einem Haus in Sürth. „Hahnwald?“ fragte sie sich zunächst zweifelnd, versuchte dann aber, sich das heruntergekommene Haus ohne Tapeten, Teppiche in den Bädern, ohne schwere Gardinen an den Fenstern, Spiegeln an den Decken, dafür mit Trennwänden in einem überdimensionalen, aber völlig leeren Dachgeschoss, vorzustellen – dachte: „Bitte nicht. Irgendwie bin ich für eine solche Baustelle zu alt“.

Viel Platz für 5 Kinder und 3 Hunde im Kölner Hahnwald

Sieben Jahre ist das her. Heute kann sich Seifert kein anderes Zuhause mehr vorstellen. Wegziehen? Keine Option! Neben den fünf Kindern sind auch Pyrenäenhund Romy und die Landseer Bismarck und Welpe Elou eingezogen. „Inzwischen bin ich völlig begeistert und sehe, was ich damals nicht sofort erkannt habe: Wir haben Platz, ein frei stehendes Haus mit großem Garten, jeder hat ein Zimmer und ich kann von zuhause aus arbeiten“.

Auf zwei Etagen liegen neun Zimmer – manche mit Bad andere mit Vorraum – drei Arbeitszimmer, ein Wohnzimmer auf zwei Ebenen, ein lichtdurchflutetes Esszimmer, das von Sprossenfenstern eingerahmt wird und eine im Vergleich zu den anderen Dimensionen des Hauses nahezu lächerlich kleine Küche.

Gold bestimmt die Kunst der Kölnerin

Das Haus gleicht einem Labyrinth und es braucht Zeit, sich zurechtzufinden. „Es ist wirklich riesig, aber hier kann ich mich austoben“, meint Seifert. Der Keller ist ihr Arbeitsbereich. Einem Jurastudium ließ die 50-Jährige eine Vergolderausbildung folgen, eine Arbeit, mit der sie sich 1997 selbstständig machte. 2012 fing Seifert als Künstlerin an – mit der Kunstmeile 2013 in Rodenkirchen kamen sukzessive Anerkennung und Erfolg. Gold verwendet Seifert heute

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noch für ihre oftmals großformatigen Bilder, die mitunter einer gewaltigen Farbexplosion gleichen. Dazu mischt sie reine Pigmente mit Lacken, Kreide und Leimen an, die mehrfach auf- und abgetragen werden und dann die Tiefe hinterlassen, die ihre Bilder ausmachen.

Malen wollen, weil man es muss

Zwei Räume nehmen ihr Atelier im Keller ein, in einem anderen lagern Arbeitsutensilien. Als Künstlerin zu arbeiten und im Atelier zu sein, empfindet sie als Privileg. „Wenn ich sage, ich muss arbeiten, ist das eigentlich Quatsch. Ich will malen, weil ich es muss“, sagt sie. Daneben hat Seifert vor vier Jahren Reiten als Hobby entdeckt. „Hunde und Pferde erden“, sagt sie. Ihr Work-Life-Balance-Rezept? „Fünf Kinder, drei Hunde, vier Pferde“.

Solaranlage nimmt dem Dach den Charme

Dem Atelier schließt sich ein Partykeller an, so groß wie eine kleine Kneipe. Es folgt der Heizungsraum, Seiferts haben gerade ihre alte Ölheizung entsorgt und gegen eine moderne Pellet-Anlage ausgetauscht. Seitdem haben sie auch eine Solaranlage auf dem Dach. Optisch ist Seifert davon nicht begeistert, sie nehme dem Dach den Charme. „Das muss auch irgendwann saniert werden. Alle Räume benötigen einen neuen Farbanstrich, wir brauchen auch dringend neue Sofas. Das ist halt der Tribut: „Hunde und kleine Kinder machen alles kaputt“, sagt Seifert.

Party unterm undichten Saunahaus-Dach 

Im Saunahaus ist das Dach undicht, es regnet rein. Dennoch wird die Sauna regelmäßig genutzt, das Häuschen im Garten ist ein viel genutzter Partyraum. Im Garten wachsen die Kiwis am Rankgitter, hier und da steht Kunst von anderen Künstlerinnen und Künstlern. Um den Garten kümmern sich Nike und Ivo gemeinsam – es ist ihr Hobby.

Seifert hat keine Haushaltshilfe, keinen Gärtner. Waschmaschine und Trockner laufen rund um die Uhr. Kürzlich ist in der Nachbarschaft eingebrochen worden. Eine Alarmanlage kommt für Seiferts aber nicht in Frage. „Dieser Hightechkram ist nichts für mich und das brauche ich hier mit den Hunden definitiv nicht. Ich fühle mich sicher. Ich würde hier heute auch alles auflassen, auch wenn ich alleine bin“, sagt sie.

Bald ein Spa im Hahnwald?

Alleine ist sie allerdings eher selten und das will sie auch nicht. Im Gegenteil: „Ich bin ein totaler Familienmensch. Wir wollen das Haus, wenn es geht, immer voll haben. Natürlich sollen die Kinder ausziehen, aber sie sind immer wieder zu Hause willkommen“.

Nike Seifert bekommt im Hahnwald auf jeden Fall keiner mehr weg. „Und wenn niemand mehr nach Hause kommen will, dann breite ich mich mit meiner Kunst aus. Oder richte ein Musikzimmer ein. Eine Bibliothek. Oder vielleicht mache ich aus dem Saunahaus ein richtiges Spa. Dann würde ich es noch öfter nutzen“, überlegt Nike Seifert laut.

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