Mieter in Köln-Bayenthal sind wütendVonovia-Wohnpark „verwahrlost zusehends“

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Auch die Vonovia-Parkanlage in Bayenthal ist ungepflegt.

Köln-Bayenthal – 1974 – das war noch eine gute Zeit, da sind sich viele der langjährigen Mieter und Mieterinnen, die im Vonovia-Wohnpark zwischen Goltsteinstraße und Alteburger Straße wohnen, einig. Damals gehörte der Wohnpark mit seinen über 600 Wohnungen, den 2009 das Wohnungsunternehmen Vonovia übernommen hat, der Allianz Versicherung. „Wir hatten hier vier Hausmeister, ein Schwimmbad und eine Zeit lang sogar einen Concierge“, erinnert sich Helgard Heckendorf, die seit über 40 Jahren hier wohnt, und sich, wie viele andere Mieterinnen und Mieter über die Verwahrlosung des Wohnparks aufregt.

Ein kleines Dorf in Bayenthal

Heute ist sie mit ihren Nachbarinnen oft im Park unterwegs und ärgert sich wieder einmal. Man kennt sich in den Häusern. Es lebt sich wie in einem kleinen Dorf, Nachbarinnen und Nachbarn duzen sich. Der Park liegt geschützt fernab der Straßen und ist den Mietern vorbehalten. Doch nach Meinung vieler hat sich die Optik des Wohnparks in den vergangenen Jahren radikal verschlechtert. Wenig sei gemacht worden. Viele Wohnungen stünden leer. Insbesondere die Parkpflege und der damit einhergehende Tierschutz macht den Bewohnerinnen Sorge.

„Hier leben ganz viele seltene Vögel wie Kiebitze, Spechte und Eichelhäher. Der Teich ist Nistplatz für die Wasservögel“, sagt Mieterin Monika Abitzsch, die täglich mehrfach mit Hündchen Susi ihre Runden durch die Anlage dreht und am liebsten dem Hausmeister assistieren würde. „Es ist von Jahr zu Jahr schlimmer geworden“, ist ihre Meinung. Im Frühjahr wurden im gesamten Parkgelände viele Büsche abgeholzt und somit auf Stock gesetzt. Die Überreste des Rückschnitts wurden seit März nicht weggeräumt.

Sorge um Biotop im Wohnpark in Bayenthal

Entsetzt zeigen sich die besorgten Anwohnerinnen über die Aussage des Gärtners, dass im September um den Teich herum weitere Büsche abgeholzt werden sollen. „Damit sind die Schlafstätten von den Enten weg, ein ganzes Biotop wird zerstört“, befürchten die Bewohnerinnen. Den Unmut kann das Wohnungsunternehmen verstehen. Doch: „Ein konsequenter Rückschnitt war nötig. Es wurden keine Sträucher tot geschnitten, sie waren teilweise über zwei Meter hoch. In kurzer Zeit sieht es auch nicht mehr so frisch geschnitten aus“, sagt Bettina Benner, Pressesprecherin der Vonovia.

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Den Mieterinnen reicht das nicht. Sie suchen aktiv den Dialog mit der Objektverwaltung und haben auch die Regionalleitung angeschrieben. „Die machen sich das zu einfach, das braucht Jahre, ehe die Büsche nachgewachsen sind“, sagen sie und weisen darauf hin, dass die Parkpflege durch die Mietnebenkosten mitgetragen wird. Bei einer 96 Quadratmeter großen Wohnung werden dafür rund 160 Euro im Jahr fällig, rechnet eine Anwohnerin vor.

Es ist allerdings nicht das einzige Problem, wie sich bei einem Rundgang durch den Park zeigt. Im Teich hätten in den vergangenen Tagen Kinder und Jugendliche gebadet und damit die Jungküken, viele Fische und Karpfen aufgeschreckt. Auch Kühlschränke und Bänke wurden im Biotop entsorgt. Das Problem: Zwar ist die Parkanlage für die Anwohnerinnen und Anwohner gedacht. Doch insbesondere in den Abendstunden sind auch viele jugendliche Cliquen, die nicht dort wohnen, anzutreffen. „Zu einer solchen Anlage gehört eine Security“, meint Abitzsch, die, wie viele andere auch, bereit wäre, hierfür Geld zu zahlen. „Der Wohnpark verwahrlost zusehends, zudem stehen immer mehr Wohnungen leer, manchmal fühlt man sich hier nicht mehr sicher“, sagt Abitzsch.

Köln-Bayenthal: 62 Wohnungen und eine Kita stehen leer

Derzeit stehen nach Aussage von Vonovia 62 Wohnungen leer, die aufgrund des aktuellen Sanierungsbedarfs nicht vermietet werden könnten. „Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass eine umfassende Sanierung mit deutlichen Belastungen für die Bewohnerinnen und Bewohner verbunden ist. Ein Konzept, das diese Belastungen so gering wie möglich halten soll, ist in Arbeit“, stellt die Unternehmenskommunikation in Aussicht. Für den seit Jahren leerstehenden Kindergarten, der eigentlich idyllisch eingebettet in der Parklandschaft liegt, werde gerade mit der Stadt nach einer Lösung gesucht. „Es besteht das Interesse an einem Neubau der Kita und anschließender langjähriger Anmietung durch die Stadt“, erklärt Benner.

Vonovia prüft Verkauf

Das Gerücht, dass der Wohnpark eventuell verkauft wird, vermochte die Unternehmenssprecherin nicht zur Gänze auszuräumen. „Für die Zukunft von Bayenthal prüft Vonovia alle Optionen. Dies kann eine Quartiersentwicklung, aber auch einen potenziellen Verkauf bedeuten“, sagt Pressesprecherin Bettina Benner.

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