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Seit 60 Jahren ein PaarDie Lassmanns aus Köln-Meschenich feiern Diamanthochzeit

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann und eine Frau sitzen nebeneinander.

Ewald und Edith Lassmann aus Meschenich sind seit 60 Jahren verheiratet.

Edith und Ewald Lassmann sind seit 60 Jahren verheiratet. Kennenlernten sie sich beim Tanzen. Ihr Rezept: „Wir haben uns immer gut verstanden.“ 

Zu Hause in Meschenich sitzen Ewald und Edith Lassmann an der Kaffeetafel und sehen wesentlich jünger aus als ihre diamantene Hochzeit vermuten lässt. Den 60. Hochzeitstag feierten die beiden am 23. April und hätten den Tag fast verpasst, weil sich der 25. als Jubiläumsdatum ins Gedächtnis geschlichen hatte. „Das darf man eigentlich gar nicht erzählen“, lacht die 81-Jährige.

Mit 17 Jahren lernte die gebürtige Brühlerin ihren Ehemann bei einer Tanzveranstaltung kennen. Dort, wo heute noch der Parkplatz Belvedere ist, stand früher ein Tanzlokal mit einer Kneipe nebenan, erzählen die beiden. Für die Veranstaltung hatte Ediths Oma ein gepunktetes Kleid mit Petticoat genäht. Mit ihrer Schwester und einer Freundin saß sie an einem Tisch, als die drei den „netten, jungen Mann“ erblickten, der gerade aus Amerika zurückgekommen war, wo er seine beiden Schwestern besucht hatte. Ewalds Familie kam von Schlesien nach Meschenich. „Wird er wohl eine ansprechen?“, fragten sich die drei. „Tatsächlich hat er dann erst mit meiner Schwester und meiner Freundin getanzt“, erzählt sie. „Ich habe mir gedacht, wenn ich direkt mit ihr tanze, bildet sie sich zu viel ein“, lautet seine Version der Geschichte.

Nach der standesamtlichen Hochzeit ging jeder zu sich nach Hause

Man verabredete sich zu festen Zeiten, immer samstags, mittwochs und sonntags. „Wir mussten immer pünktlich zu Hause sein. Meine Mutter hat am Fenster gewartet“, erzählt sie in der Rückschau und dass „das Heimliche“ etwas Schönes hatte. Auch nach der standesamtlichen Hochzeit gingen beide wieder zu sich nach Hause. „Das war eben früher so.“ Geheiratet wurde in einer Notkirche, in Brühl. Hierfür hatte die Oma ein weißes Kleid genäht, das mit Perlen bestückt war. Dass sie es irgendwann weggeben hat, bedauert sie noch heute.

Im Wasserturm in Brühl haben die Eltern der Braut die Feier ausgerichtet, die Männer waren für die Getränke zuständig. „Das war damals so.“ Genauso wie ihre Schwester ein Jahr zuvor nicht in Weiß, sondern in Beige heiraten musste, weil sie zu dem Zeitpunkt bereits schwanger war. Die gelernte Einzelhandelskauffrau und ihr Mann, der zunächst bei der Firma Linde in Sürth und dann 32 Jahre als Fräser und Dreher im Brühler Eisenwerk arbeitete, bauten auf seinem elterlichen Grundstück ein Haus. Hier wohnten sie mit ihren drei Söhnen. Mittlerweile haben sie auch sechs Enkelkinder.

Die Kinder gingen in Brühl zur Schule, auch die Enkel leben dort. Als der jüngste Sohn 13 Jahre alt war, wollte Edith Lassmann wieder arbeiten. „Das erzähle ich jetzt nicht“, sagt sie und verrät dann doch, dass sie sie einen Job auf dem Wochenmarkt fand und dafür mit 46 Jahren noch ihren Führerschein machte, den sie auch nicht missen möchte.

Heute reisen die beiden gerne, sie haben viele Flusskreuzkreuzfahrten unternommen, über Donau, Rhein, Mosel und sogar auf dem Nil. Die anstehende Reise zur Diamanthochzeit zum Millstätter See unternehmen sie mit dem Bus. Die schönste Zeit war für die beiden, als die Kinder aus dem Haus waren. Ein Patentrezept für eine lange Ehe haben sie nicht. „Wir haben uns immer gut verstanden“, sagt sie und ihr Mann ergänzt, dass ein Gewitter an und ab die Luft reinigt.

Er kümmert sich um den Garten, sie um das Haus, Treppenlift ist ungenutzt

Der 87-Jährige verbringt immer noch gerne seine Zeit im Garten. Wenn es das Wetter zulässt, spielt sich das Leben der beiden auf der Terrasse ab. Langeweile? Kennen die beiden nicht. Dass sie heute ein tolles Verhältnis zu ihren Kindern haben, ist für das langjährige Ehepaar das größte Geschenk. Ein Wunsch zur Hochzeit ist nur die Gesundheit. „Sonst haben wir alles.“ Natürlich haben sie sich auch Gedanken gemacht, dass das selbständige Leben vielleicht einmal enden kann. Sie haben nur eine Putzhilfe, die für die Reinigung der Böden sorgt, alles andere macht Edith Lassmann noch selbst. Den Treppenlift haben sie eingebaut. Benutzen tun sie ihn nicht. Wenn es irgendwann mal nicht mehr geht, dann wird sie ihn benutzen. Und wenn alle Stricke reißen, ziehen sie vielleicht in eine Seniorenanlage. Das Haus, das sie ausgesucht haben, steht in Brühl. Aber noch ist es nicht so weit. „Wir haben zwar das Alter, aber vorstellen können wir uns das noch überhaupt nicht.“