Offene Schule Köln24 Privatleute bauen eine Schule in Rodenkirchen

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So soll die neue Offene Schule Köln mal aussehen.

Rodenkirchen – Ohne einen Cent öffentlichen Zuschuss, allein in Privatinitiative und mit nur zwei Jahren  Planungszeit, entsteht im Kölner Süden, genauer: im Sürther Feld, auf 112000 Quadratmetern ein Schulgebäude für 650 Schülerinnen und Schüler mit und ohne Behinderung, samt angeschlossenen Jugendzentrum. Wir berichten wie das funktioniert und unterhalten und mit der treibenden Kraft dahinter.

Projekt Offene Schule Köln   

 Mit 78 Schülerinnen und Schülern startete vor acht Jahren die Offene Schule Köln (OSK) – eine inklusive Gesamtschule und staatlich anerkannte Ersatzschule in privater Trägerschaft. An ihrem bisherigen Standort „An der Wachsfabrik 25“ – einem angemieteten und zu klein gewordenen Bürokomplex im Rodenkirchener Gewerbegebiet – werden derzeit 387 Schüler unterrichtet – 25 Prozent haben einen sonderpädagogischen Förderbedarf. Alle Schulabschlüsse  sind möglich - bis zum Abitur.

Wo Kinder mit und ohne Behinderung miteinander lernen

An der offiziellen Eröffnungsfeier im November 2012 nahm die damalige NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann teil und lobte das herausragende Engagement für das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Behinderungen.  Jetzt fand der Spatenstich statt für ein eigenes neues Schulgebäude sowie eine Dreifachturnhalle auf einer 11 300 Quadratmeter großen Fläche im Sürther Feld.

Schulbau für 650 Schüler und ohne öffentliches Geld

Der Neubau ist eine rein private Initiative mit 24 Investoren – ohne öffentliches Geld. Im August 2022 soll das Gebäude fertig sein und Platz bieten für 650 Schüler. Davon werden 550 in der Gesamtschule unterrichtet und 100 Kinder in einer neuen einzügigen Grundschule. Eingeplant sind auch Räume für eine Jugendeinrichtung.

Generalunternehmer ist die Bauwens Construction mit Geschäftsführer Martin Schick. Der Neubau grenzt direkt an die EMA-Grundschule an, die dort derzeit entsteht. Weitere Nachbarinnen sind die Gesamtschule Rodenkirchen, die Bezirkssportanlage und die Freiwillige Feuerwehr, für die dort ein Areal vorgehalten wird.

S elbständiges Lernen fördern

„Heute beginnen  wir damit, einen stabilen, geschützten, innovativen und agilen Raum zu schaffen, in dem wir selbstständiges Lernen noch besser fördern können“, sagte Schulleiterin Vivian Breucker. Für den Architekten Frank Hausmann war es besonders wichtig, das Konzept der Schule in ansprechende Lebensräume und großzügige Lernlandschaften umzusetzen.

Bauherr ist die Projektgesellschaft „OSK Bildung Sürther Feld“ mit Andreas Reimann als geschäftsführendem Gesellschafter. Reimann hob die ökologische Nachhaltigkeit des komplett barrierefreien Neubaus hervor, der mit Unterstützung der finanzierenden Kölner Pax Bank eG und der Bank im Bistum Essen eG errichtet wird.

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Spatenstich am Sürther Feld. Los geht's mit dem Bau der Offenen Schule Köln

44 Millionen Euro und 11000 Quadratmeter

Das Investitionsvolumen liegt bei 44 Millionen Euro. Bereits 2014 hatte die OSK an einen eigenen Neubau gedacht. 2018 stand dann das Konzept und es begannen die konkreten Planungen. Der Werdegang vom Ankauf des städtischen Geländes bis hin zur Finanzierung des Projekts sei schwierig gewesen, heißt es, zumal der Zeitplan eng gesteckt gewesen sei. Das gute Gelingen sei nur möglich gewesen wegen der großen Begeisterung und des außergewöhnlichen Engagements des gesamten OSK-Teams und der „Zähigkeit“ von Andreas Reimann – wie viele Rednerinnen und Redner  unisono bestätigten.

Schule der Superlative

Als letzte Amtshandlung in seiner Funktion als scheidender Bezirksbürgermeister begleitete Mike Homann den Spatenstich. Er drückte seine Hochachtung und seinen größten Respekt aus. „Mir fehlen die Superlative“, meinte er. Die Bezirksvertretung hatte sich bei den Grundstücksverhandlungen mit der Stadt für die OSK eingesetzt.

Die Leiterinnen der Ernst-Moritz-Arndt-Schule, Ute Kochsiek und Heike Brohsonn, sowie die Leiterin der Gesamtschule, Kerstin Gaden und Vivian Breucker haben sich bereits eine Zusammenarbeit in Projekten vorgenommen – „Wir werden viele Berührungspunkte haben.“ Für das Jugendzentrum sucht die Stadt noch einen Betreiber.

Initiator Andreas Reimann erklärt, wie man als Privatinitiative eine Schule baut

Herr Reimann, Sie hatten auf den Baustart im November gehofft, jetzt geht es schon im Oktober los. Wie haben Sie das geschafft? Andreas Reimann: Wir haben ein sehr effizientes Planungsteam, das den Bauantrag super vorbereitet hat. Schließlich hat das Bauaufsichtsamt sehr zügig gearbeitet – und nach nur sieben Monaten Bearbeitungszeit die Genehmigung erteilt. Man spürt wirklich, dass in der Verwaltung  Schulbau Priorität bekommen hat.

Wie lange hat es  gedauert von der ersten Planung bis zum Spatenstich? Wir haben mit der  Planung im Sommer 2018 begonnen, also vor etwas mehr als zwei Jahren. Bei uns wäre es noch schneller gegangen, wenn es nicht  mühsam gewesen wäre, private Investoren für unser Projekt zu gewinnen. Da gab es eben viele Bedenkenträger und Zweifler.

Bei städtischen Schulen dauert das  Prozedere sehr viel länger, warum? Öffentliche Planungs- und Bauvorhaben müssen europaweit ausgeschrieben werden. Das verlängert den Prozess um mindestens ein Jahr. Dazu kommen politisch bedingte Sonderwünsche und nachträgliche Änderungen. Die machen alles teurer und verzögern auch den Beginn der Vorhaben.

Wie viel persönliches Engagement und Know-how sind nötig, um so ein Projekt stemmen zu können? Wir haben ein sehr kompetentes Gesellschafterteam. Dazu gehören Menschen mit großer Nähe zur Schule, Profis aus der Start-up-Szene und eben ausgewiesene Immobilienexperten.

Und wie viel Risikobereitschaft braucht man? Es gibt keinen unternehmerischen Erfolg ohne Risiko. Alle sind bewusst Risiken eingegangen, um diesen Schulneubau möglich zu machen und als Ausgleich für das Totalverlustrisiko später eine angemessene Rendite zu erzielen. Das ist soziales Unternehmertum. Ich bin immer wieder überrascht gewesen, wenn ich in der Ansprache von potenziellen Investoren auf der einen Seite die Forderung nach einer staatlichen Garantie und auf der anderen Seite den Wunsch nach exorbitanten Renditen vernommen habe. Das geht nicht. Wir sind hier eben nicht bei »Wünsch Dir was», sondern bei »So isses«.

Kennen Sie ähnliche Projekte, Vorbilder? Ja, es gibt ja eine Reihe von Schulen in privater, nicht-kirchlicher Trägerschaft, deren Neubauten durch private Investoren finanziert werden. Auch in unserer Stadt. Unser Modell unterscheidet sich aber darin, dass es nicht einen oder zwei sehr große und sehr vermögende Investoren gibt, sondern dass sich 24 Menschen zusammengefunden haben, die sich in unterschiedlichem Umfang gemäß ihren Möglichkeiten engagiert haben. In der Bauwirtschaft drohen angesichts der Corona-Pandemie

Lieferengpässe, Erkrankungen, Bauverzögerungen. Glauben Sie trotzdem, dass das Gebäude im August 2022 bezugsfertig ist? Das hoffe ich zumindest. Letzte Garantien dafür kann es nicht geben. Aber an unserer Seite haben wir mit der Bauwens Construction einen sehr erfahrenen Generalunternehmer, der sich auf dem Baumarkt hervorragend auskennt und langjährige Beziehungen zu den Subunternehmern und Baustofflieferanten hat. Das ist zumindest beruhigend. Außerdem haben wir etwas Pufferzeit im Bauzeitenplan natürlich eingeplant.

Sie führen  ein internationales Unternehmen im Gesundheitsbereich, haben eine Familie mit zwei Söhnen, von denen einer mit dem Down-Syndrom lebt. Und  nebenbei bauen Sie eine  Schule. Wie bringen Sie das alles unter einen Hut ? Meine Söhne waren der Ansporn, gemeinsam mit 18 anderen Menschen, ab 2009 die OSK zu gründen. Und ich kann mich auf meine Frau und ein tolles Team bei der OSK, im Gesellschafterkreis und auch in meinem Unternehmen verlassen. Mein Geschäftspartner dort ist Vater einer Tochter mit einer Schwerstmehrfachbehinderung. Er hält mir auch den Rücken frei, wenn es mal eng wird. Das macht einfach alles ganz viel Freude.

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