Recycling-Zentrum in Köln-Raderberg„Unser Betrieb hat an diesem Standort eine Seele“

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Nathalie Balthasar (l.) und Assistentin Jasmin Arzt führen die Geschäfte. 

In der Halle „Nathalie“ hat der Bagger das Sagen. Er übernimmt die erste grobe Sortierung der Lieferungen im „Balthasar-Recycling-Zentrum“ auf dem Großmarkt-Gelände an der Sechtemer Straße. Dann geht es weiter in der Sortieranlage: Ein Förderband transportiert die Wertstoffe auf eine Bühne, auf der vier Männer per Hand Hartkunststoffe von Holz, Papier und Bauschutt trennen.

Eine Halle namens Nathalie

Nathalie Balthasar, nach der ihr Vater und Betriebsgründer Slawomir Balthasar die Halle genannt hat, führt die Geschäfte der Firma und zeigt gemeinsam mit ihrer Assistentin Jasmin Arzt den Betrieb. „Mein Vater hatte keine Lust auf Namen wie Halle 1 und Halle 2“, erklärt Nathalie Balthasar die ungewöhnliche Namenswahl. Folgerichtig heißt die zweite Halle wie ihr Bruder: Sebastian. Dort liegen dann die Haufen sozusagen sortenrein sortiert.

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Auch ehemaliges Mobiliar aus Entrümpelungen landet bei Balthasar und wird verwertet. 

Geschredderte Hölzer, die in Kraftwerken der Umgebung der Stromerzeugung dienen, Kunststoffe, die verpresst und in Recycling-Prozesse „vermarktet“ werden, wie die Fachfrau sagt und daran erinnert, dass ihre Firma den Umweltgedanken hoch hält. Und damit meint sie nicht, dass zahlreiche Vögel die Halle für sich entdeckt haben; und die eine oder andere Füchsin dort schon Junge geboren hat.

AWB lagern gelbe Tonnen bei Balthasar

Die Abfallwirtschaftsbetriebe lagern die Wertstoffe aus den gelben Tonnen der Südstadt bei Balthasar. Deren Inhalte werden hochwertig wiederverwertet, zum Beispiel als PET-Flaschen. Begonnen hat alles 1989 mit einem kleinen Betrieb in Langenfeld. 1994 zog Slawomir Balthasar mit seinem Betrieb auf die Westseite des Großmarktes. „Mit einem Wohnwagen als Büro und einer kleinen Waage“, berichtet Nathalie Balthasar aus der Firmenhistorie. „Damals funktionierte der Großmarkt noch.“ Die Firma wuchs mit der Verarbeitung der Großmarktabfälle. Rund 30 Menschen arbeiten im Recycling-Zentrum. In dem Familienbetrieb legt man Wert auf Kontinuität. Ein Mitarbeiter ist seit 27 Jahren dabei.

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Die Händler vom Großmarkt liefern auch heute noch verdorbene Lebensmittel, die in Biogas-Anlagen verwertet werden. Früher wurde das Gemüse als Dünger an Bauern verkauft. Das ist heute nicht mehr erlaubt. „Der Markt für Abfälle ist einer der bestregulierten überhaupt“, erklärt die Geschäftsführerin. Balthasar übernimmt die Trennung der Lebensmittel von den Verpackungen. Heutzutage nimmt man auch Bauschutt entgegen. Und die Reste des Rosenmontagszuges und der Schull- und Veedelszöch. „Hoffentlich wieder im nächsten Jahr“, sagt die 34-Jährige wehmütig und denkt dabei ganz bestimmt nicht in erster Linie ans Geschäft.

Kurze Wege für Händler aus der City

Auch die Händler der Innenstadt nutzen den „kurzen Dienstweg“, um ihre Wertstoffe zu entsorgen. Der ist für Nathalie Balthasar ein großer Standortvorteil. „Wegen der geringen Entfernung wird nicht so viel CO2 produziert.“ Dem mittelfristig anstehenden Umzug des Großmarktes sieht sie mit gemischten Gefühlen entgegen. „Unser Betrieb an diesem Standort hat eine Seele.

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Die Wertstoffe aus den gelben Tonnen der Südstadt landen bei Balthasar

Hier drückt sich ein Lebensgefühl aus.“ Das „Balthasar-Recycling-Zentrum“ wird wohl mitkommen, wenn die Händler voraussichtlich nach Marsdorf ziehen. Das wird aber nicht vor 2026 passieren. Und am neuen Standort wird es „den Balthasar“ wohl auch nicht in der jetzigen Größe geben. „So, wie es jetzt aussieht, werden wir uns wohl außerhalb von Köln in einem Gewerbegebiet im Umland ansiedeln“, trauert Nathalie Balthasar den alten Zeiten schon jetzt ein wenig nach.

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