Laura de Luca arbeitet als Elfenbeinschnitzerin mit Rinderknochen an historischen Rekonstruktionen und Schmuck, oft für Museen und Sammler.
Seltenes Handwerk„Das Plastik der Antike“ – Kölnerin fertigt Reproduktionen aus Knochen

Laura de Luca fertigt Reproduktionen für Museen und Modeschmuck aus Knochen.
Copyright: Sandra Milden
„Rinderknochen sind das Plastik der Antike. Sie sind leicht zu kriegen, stabil, günstig und gut zu bearbeiten“, sagt Laura de Luca. Die heute 30-Jährige arbeitet seit ihrem Ausbildungsabschluss als selbständige Elfenbeinschnitzer-, Drechsler- und Holzspielzeugmachermeisterin. Die Berufsbezeichnung Elfenbeinschnitzer ist leicht fehl leitend. Seit 1989 ist das Arbeiten mit Elfenbein verboten. „Ein Traditionshandwerk kann aber nicht umbenannt werden, weil sonst die Förderung verloren geht“, erklärt sie.
Stattdessen arbeitet de Luca, in ihrem Atelier an der Ringstraße in Rodenkirchen, mit Rinderknochen, die sie in Argentinien oder bei einem Biobauern in Österreich bestellt, weil die hier gezüchteten Rinder im Normalfall kein stabiles Material lieferten, das für ihre Arbeit zu porös ist.

Die Knochen sind hauptsächlich vom Rind.
Copyright: Sandra Milden
Knochendrechseln für Museen und Sammler
Rund 70 Prozent ihrer Aufträge sind Reproduktionen archäologischer Fundstücke aus der Römerzeit für Museen und Privatsammler, die sie aus Oberschenkel- und Mittelfußknochen drechselt und anfertigt. „Auch die Römer konnten schon drechseln.“ Fast alle Aufträge kommen über Mundpropaganda, es gibt nicht viele, die das machen. Das war für de Luca eine der Reize, gerade weil sich kaum jemand für die Knochen interessiert. „Ich fand die Ausbildung auch cool, weil man lernt, mit vielen verschiedenen Materialien zu arbeiten, es ist ein bisschen feiner, kleiner und ich kann auch Schmuck herstellen“, sagt de Luca, die zunächst Kunst studieren wollte.
Aktuell arbeitet sie an einem 2000 Jahre alten Sonnenschirm, der bisher im römisch-germanischen Museum auslag. Die Einzelteile werden anhand einer wissenschaftlichen Ausarbeitung hergestellt. Sämtliche Verstrebungen für den rund 40 mal 40 Zentimeter großen Schirm sind aus Knochen. Wissenschaftliche Ausarbeitungen wie die, mit der sie hier arbeiten kann, sind selten. „Knochen interessieren kaum. Schwerter, Helme, Kettenhemden sind imposanter.“ Sie recherchiert viel und datiert auch.
„Haarnadeln mit Büsten sind immer recht einfach zu datieren, da sie die aktuelle Haarmode zeigen und wir diese mit Skulpturen von bedeutenden Persönlichkeiten vergleichen können“. So hat sie eine gut 19 Zentimeter lange Haarnadel für das British Museum in London rekonstruiert. „Das war ein recht beeindruckender Fund und es hat monatelange Suche nach dem perfekten Knochen gekostet.“

Die 19 Zentimeter lange Haarnadel ist eine Reproduktion für das Britisch Museum in London.
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Für ihre Arbeiten werden die Knochen aufgeschnitten, dann in Platten geschnitten, ehe sie zur Verarbeitung eingespannt werden. An filigranen Stücken arbeitet sie zwei Tage, Spielsteine gehen schneller. Oft zeichnet sie die Arbeit auf dem Knochen auf, ehe am Ende mit einem zahnärztlichen Fräser die Feinarbeiten erledigt werden. Die Aufträge kommen aus ganz Europa.
Mit Mammutstoßzahn entwickelt sie ihren eigenen Schmuck, den sie auf Festivals und Römer- und Germanentagen verkauft. Dann arbeitet sie mit einer 3000 Jahre alten Technik, bei der etwa weiche Edelsteinsplitter mit einem Meißel in den Knochen eingearbeitet werden. Am Ende wird das Schmuckstück auf Hochglanz poliert. „Dieser Schmuck wird gerne genommen, weil man das Material noch erkennen kann.“
Beliebt sind auch Stahlringe mit Mammutknochen. Das Material zu beschaffen, sei kein Problem. „Bis zu tausend Tonnen Mammut wird pro Jahr gefunden.“ Der Sommer ist Hauptsaison mit Festivals, wo sie ihren Schmuck verkauft. Holland, Belgien, Wien und Budapest stehen auf der Liste. Rund 70 Prozent ist sie allerdings mit Reproduktionen beschäftigt.
Ab Herbst soll es im neuen Atelier an der Weißer Straße auch wieder Tages- und Wochenendkurse geben, an denen sie ihre Handwerkskunst vermitteln möchte. Ein Wochenendkurs kostet 140 Euro. Bei einer großen Skulptur kommen rund 80 Euro Materialkosten dazu, gearbeitet werden kann aber auch für 20–30 Euro. Werkzeuge stellt sie zur Verfügung, auch die Werkstatt, wenn noch einmal nachgearbeitet werden muss. De Luca zeigt gerne ihr Handwerk. „Damit man sieht, wie viel Arbeit darin steckt“.