Im Auenviertel sorgt anhaltender Leerstand trotz Wohnungsnot für Ärger bei Anwohnern und Politik. Doch dagegen vorzugehen, ist schwierig.
Geisterhaus-ArmadaAnwohner und Politik ärgern sich über leerstehende Häuser im Kölner Auenviertel

Das Fertighaus aus den 50er-Jahren an der Arndtstraße 12 gammelt vor sich hin.
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Das Haus fällt auf, durch seine Wellblechfassade – und seinen Gammel-Look. Die helle Außenwand ist grün-moosig und rot-rostig überzogen. Das Einfamilienhaus an der Arndtstraße 12 steht seit vielen Jahren leer. Auf einem Immobilienportal, wo es irgendwann einmal zum Verkauf angeboten wurde, finden sich einige Infos: Es handelt sich um ein Fertighaus von 1951, mit zwei Stockwerken. Die ehemalige Eigentümerin sanierte 2012 noch das Erdgeschoss und wohnte dort, während das Obergeschoss sanierungsbedürftig blieb. Was dann geschah, ist unklar. Als Eigentümer im Grundbuch ist nun ein Mann eingetragen, der allerdings auf die Fragen zum Haus keine Auskunft gibt.
Das geteilte Dasein als Geisterhäuser
Mitten im schönen und grünen Auenviertel ist es in einen Dornröschenschlaf verfallen. Dieses Schicksal teilen im Viertel zahlreiche Wohnhäuser – obwohl Leerstand nach der Wohnraumschutzsatzung als Zweckentfremdung geahndet und mit einem Ordnungsgeld bestraft werden kann. Ein Auenviertelbewohner, der namentlich nicht genannt werden möchte, ärgert sich angesichts der Wohnungsnot in der Stadt sehr darüber. Er kennt viele Geisterhäuser im Viertel: An der Gneisenaustraße 2 steht ebenfalls ein zweistöckiges Wohnhaus seit langer Zeit leer. An der Mainstraße 76 und an der Hermann-Löns-Straße 21 sind Einfamilienhäuser bereits länger unbewohnt. An der Uferstraße 34 fristet eine herrschaftlich wirkende Doppelhausvillenhälfte ein Dasein als Geisterhaus. In dem Spitzdachhaus an der Rotdornstraße 19 wohnt seit Jahrzehnten niemand mehr. Daneben liegt ein Grundstück brach, auch das Haus an der Nummer 25 steht seit Jahren leer.

Die linke Hälfte des herrschaftlichen Wohngebäudes an der Uferstraße mit der Hausnummer 34 ist unbewohnt.
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An der Rotdornstraße wird zumindest ein Haus wiederbelebt
Die beiden Häuser an der Rotdornstraße und die Brache gehörten einer bekannten Kölner Gastronomin, die vor einigen Jahren verstarb. In der Nachbarschaft lebt SPD-Ratsfrau Berit Blümel. Sie hofft, dass an der Rotdornstraße 19 bis 25 bald wieder Menschen leben: „Die Erben scheinen Pläne mit dem Elternhaus und mit der Brache zu haben“, schildert sie. „Aber alles dauert wohl sehr lange mit der Entschlussfassung und den Genehmigungen.“
Die Politikerin beklagt den hohen Leerstand im Viertel. „Ich habe im Sommer an über 5000 Haustüren geklingelt“, sagt sie. „Unsere Einschätzung in den Monaten des Tür-zu-Tür-Wahlkampfes: Zehn Prozent der Wohnungen und Häuser im Wahlkreis Rodenkirchen Marienburg scheinen unbewohnt.“ Das hält auch sie angesichts des angespannten Immobilienmarktes in Köln für inakzeptabel.
Die Stadtverwaltung bestätigt, dass es Pläne für das Haus an der Rotdornstraße 25 gibt. „Zum Gebäude an dieser Hausnummer liegt eine Baugenehmigung für einen Umbau des Wohngebäudes in ein Mehrfamilienhaus vor“, schreibt eine Sprecherin der Stadt. „Dabei sollen drei Wohneinheiten gebildet werden.“ Für die Brache und das Haus mit der Nummer 19 lägen der Stadt allerdings keine Pläne vor.

Das Anwesen an der Rotdornstraße 25 soll bald in drei Wohneinheiten umgebaut werden.
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Lange Bauverzögerung an der Mainstraße 76
Auch für das Grundstück an der Mainstraße 76 sind laut Auskunft der Stadt bereits zwei Bau- und eine Abrissgenehmigung erteilt worden. Letztere sei jedoch nicht in Anspruch genommen und daher sei auch nicht gebaut worden. Der Eigentümer des Hauses sieht die Verantwortung dafür beim Bauaufsichtsamt: Die Genehmigung der ersten Pläne für zwei Wohneinheiten hätten über ein Jahr gedauert, schreibt er. Danach sei sie für ihn nutzlos gewesen, da das Vorhaben aufgrund stark gestiegener Baukosten für ihn nicht mehr realisierbar gewesen wäre.
Die Genehmigung des danach geplanten Fertighauses mit Einliegerwohnung sei zwar schneller erteilt worden. Doch die Abrissgenehmigung habe sich so verzögert, dass das Fertighaus nicht mehr in der geplanten Zeit vorproduziert werden konnte. Das Haus solle jetzt aber im kommenden Jahr in die Produktion gehen und Ende des Jahres gebaut sein. „Das setzt voraus, dass die Abbruchgenehmigung fristgerecht verlängert wird“, so der Mann. Er habe durch die Verzögerung nicht nur viel Geld, sondern auch jegliches Vertrauen in die Stadtverwaltung verloren.
Wohnungsamt fehlen Mittel, um gegen den Leerstand vorzugehen
Zu den anderen leerstehenden Immobilien fehlen der Stadt Informationen. Die Eigentümer hüllen sich in Schweigen. Gegen den Leerstand auf der Basis der Wohnraumschutzsatzung vorzugehen, ist oft schon deswegen nicht möglich, weil Einfamilienhäuser erst seit der Neufassung im Jahr 2019 unter den von der Satzung geschützten Wohnraum fallen. Alle Häuser, die bereits länger unbewohnt sind, dienten schon vorher nicht mehr zu Wohnzwecken und werden von der Satzung somit nicht erfasst. Zudem ist das Wohnungsamt laut Auskunft der Stadtverwaltung mangels personeller Ressourcen überlastet: „Das Amt ist dazu gezwungen, die Aufgaben zu priorisieren“, schreibt die Stadtsprecherin. Neue Verdachtsmeldungen sowie bereits eingeleitete Verfahren von geringerer Bedeutung würden daher nachrangig bearbeitet.

