„Ganzes Dorf auf den Kopf gestellt“Anwohner in Köln-Rondorf gehen gegen Parkverbot auf die Barrikaden

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Autos parken vor einem Supermarkt und einer Apotheke, die gegenüber an einer Straße liegen.

Geparkt werden kann nur vor Geschäften und Dienstleistern auf der Rondorfer und Rodenkirchener Hauptstraße, die über Kundenparkplätze verfügen.

Gegen ein rigoroses Parkverbot im Ortszentrum von Rondorf wehren sich die Anwohner. Beschwerden einzelner hatten zu der drastischen Maßnahme geführt. 

Seit Oktober ist Schluss mit Parken in Rondorf und Hochkirchen auf der Rodenkirchener und Rondorfer Hauptstraße. Wie die Stadt bestätigt, waren Bürgerbeschwerden über illegales Parken auf dem Gehweg eingegangen. Das Ordnungsamt hatte das Parken daher vermehrt kontrolliert, in der Folge verlagerte sich das Parken an den Fahrbahnrand.

Mit dem Ergebnis, dass es auf der Fahrbahn zu Engpässen kam. Teilweise stand der Verkehr still, die Busse kamen nicht mehr aneinander vorbei, parkende Autos mussten mit viel Geduld überholt werden, es gab kleinere Unfälle. Also wurde beidseitig für die gesamte Rodenkirchener und einen Teilbereich der Rondorfer Hauptstraße ein absolutes Halteverbot eingerichtet.

Beschwerde an den Ausschuss für Bürgerbeteiligung formuliert

Was die Stadt mit einer „schnellstmöglichen Verbesserung“ umschreibt, weil „Gefahr im Verzug“ vorlag, halten viele Anwohner für existenzbedrohend und unangemessen. „Wie kann man auf Basis einzelner Beschwerden eine Entscheidung für alle Anwohner und Geschäftsleute treffen? Von jetzt auf gleich wurde ein ganzes Dorf auf den Kopf gestellt“, ärgert sich Anwohner und Geschäftsmann, Guido Schmitt, der das rigorose Vorgehen der Verwaltung nicht auf sich sitzen lassen möchte.

Im Rückspiegel ist ein Auto zu sehen, das ein parkendes Auto überholt.

Das absolute Park- und Halteverbot in Rondorf Richtung Hochkirchen hat das Parkproblem vom Gehweg auf die Straße verlagert, wo es nun eng ist.

Mitstreiter hat er viele. „Die Maßnahmen stößt hier fast überall auf Unverständnis.“ Schriftlich hat Schmitt die wichtigsten Punkte in einer Beschwerde an den Ausschuss für Bürgerbeteiligung zusammengestellt. Da er dort Ende Oktober kein Gehör fand, wird er mit Unterstützung der Dorfgemeinschaft Hochkirchen, Rondorf, Höningen in die kommende Sitzung der Bezirksvertretung am Montag, 27. November, ziehen. Schmitts Argumentation umfasst verschiedene Aspekte: Einzelhandel, Dienstleister, Gastronomie und deren Kunden seien massiv betroffen.

Kaum noch Parkmöglichkeiten im Zentrum von Köln-Rondorf

Neben den eigenen Parkplätzen, die Kunden angeboten werden, stehen sämtliche Kurzzeitparkzonen nicht mehr zur Verfügung. Vielen Anwohnern wird überdies generell eine Parkmöglichkeit genommen. Es können auch nicht alle in den Nebenstraßen parken. „Die Zeiten der Anlieferungen und Abholungen verzögern sich, da sie jetzt mit erheblichen Mehrwegen und längeren Fußstrecken verbunden sind“, sagt Schmitt und fürchtet, dass der positive Charakter der belebten Dorfstraße durch die Maßnahme verloren geht. „Das wird doch eine Raserzone.“

Verständnis kann der Geschäftsmann für Engstellen aufbringen, wo es die Busse schwer haben, aneinander vorbeizukommen, wenn auf der Fahrbahn geparkt wird. Aber absolut und überall? „Man muss Bereiche schaffen, wo eine Ko-Existenz von Bürgern, Kraftfahrzeugen und Bussen möglich ist. Es muss ja auch möglich sein, die Gastronomiebetriebe anzuliefern oder Pflegediensten einen Halt einzuräumen.“ Der Dissens erreichte auch Bezirksbürgermeister Manfred Giesen im Urlaub, der Mitte Oktober direkt einen Ortstermin mit Stadt und Ordnungsamt anordnete.

Verwaltung sieht kaum weiteren Spielraum

 „Die Sache hat sich nach den Beschwerden verselbständigt“, lautet sein Resümee. Als kurzfristigen Kompromiss hat die Stadt am 11. Oktober auf Höhe Rodenkirchener Straße 162 und 129 eine Be- und Entladezone für drei Pkw angeordnet. Hier können schwerbehinderte Menschen bis zu drei Stunden mit Ausweis parken. Weiteren Spielraum sieht die Verwaltung kaum. Es besteht die Möglichkeit, mit den ortsansässigen Geschäftsinhabern zu sprechen, die über Parkplätze verfügen. Laut Protokoll aus dem Ortstermin müssten die entsprechenden Eigentümer dafür aber einen Antrag auf Sondernutzung stellen.

Die Fahrbahnbreite von sieben Metern lässt nach Aussage der Stadt kein alternierendes Parken zu, da die Restbreite der Straße auch bei einseitigem Parken nicht ausreichend ist. „Die Bezirkspolitik und alle Beteiligten bemühen sich, im Umfeld nach alternativen Parkmöglichkeiten zu suchen. Eine Lösung ist bisher noch nicht gefunden worden“, schreibt die städtische Pressestelle.

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