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Palliative Hilfe20 Jahre Hospiz St. Hedwig in Rondorf – Ein Zuhause in der letzten Lebensphase

Lesezeit 4 Minuten
Zwei Männer stehen in einem Hausflur vor einer Gongschale.

Peter Scharfe und Lukas Wester vor dem Gong, der im Hospiz-Alltag jeweils zum Innehalten einlädt.

Das Alexianer-Hospiz St. Hedwig in Rondorf verbindet Professionalität mit Ehrenamt – und öffnet sich auch für Menschen am Rand der Gesellschaft.

Die Tatsache ist unbestritten: zum Leben gehört auch der Tod. Dennoch fällt es vielen Menschen nicht leicht, Gedanken an das Sterben zuzulassen. Mit einer zugewandten Atmosphäre, die auch in der Nähe des Todes lebensbejahend wirkt, brechen Einrichtungen wie das Hospiz St. Hedwig in Rondorf das Tabu.

Vor 20 Jahren haben die Alexianer Köln hier in Zusammenarbeit mit den Cellitinnen zur Hl. Elisabeth und mit den Johannitern einen Ort geschaffen, an dem Menschen in ihrer letzten Lebensphase umsorgt werden. Jeweils elf Gäste, die nicht mehr geheilt werden können, erfahren im 2005 neu erbauten Hospiz palliative Hilfen in einer zugewandten und zugleich professionellen Atmosphäre.

Zum 20. Geburtstag der Einrichtung blicken Peter Scharfe, Regionalgeschäftsführer der Alexianer Köln, und Hospizleiter Lukas Wester auf die Entwicklung des Hauses. Es ist im dörflichen Ort verankert – und noch mehr im Erleben und Gestalten einer großen Zahl ehrenamtlich tätiger Menschen aus der Umgebung.

Rückkehr zu den Wurzeln der Alexianer

Für die Alexianer war es ein Novum, ein Hospiz zu schaffen, berichtet Peter Scharfe. Deshalb habe man sich in der Vorbereitungszeit zahlreiche Häuser und Konzepte angeschaut. In Zusammenarbeit mit einem Architekturbüro seien die Pläne für das offene Haus mit viel Platz und Licht für die Gäste, aber auch für deren Angehörige und für weitere Besucher umgesetzt worden. In gewisser Weise seien die Alexianer, im Mittelalter als eine bürgerschaftliche Organisation zur Hilfe für Notleidende gegründet, damit auch wieder zu ihren Wurzeln zurückgekehrt. Denn grundsätzlich verstehe sich die Hospizbewegung als Gemeinschaft, die auf großes persönliches Engagement vieler Helfer setze – auch unter engen finanziellen Rahmenbedingungen.

Die Alexianer seien mit dem Rondorfer Hospiz einen Weg gegangen, der Professionalität und Wirtschaftlichkeit mit Ehrenamt verbindet. Dabei habe die Dorfgemeinschaft das Haus von Anfang an unterstützt, erinnern Scharfe und Wester an den Einsatz des damaligen Vereinsvorsitzenden Josef Peter Nägel und seines Nachfolgers Berno Huber. Bei Veranstaltungen der Dorfgemeinschaft sei das Hospiz selbstverständlich einbezogen worden. Nähe schafft nach Westers Worten auch die Zusammenarbeit mit Arztpraxen in der Umgebung. Die Mediziner, die Patienten ans Hospiz überleiteten, seien mit ihrem Rat auch später präsent. Vertraute Strukturen nutze man im Sinne der Patienten und deren Angehörigen zudem bei Kooperationen mit dem Palliativteam SAPV der Uniklinik und mit den Johannitern, die vom Hospiz aus ambulante Dienste leisten.

Hospizarbeit mit Würde – Öffnung für sozial Benachteiligte

„Wir wissen, dass sehr viele Menschen am liebsten zu Hause sterben möchten. Dabei entstehen aber oft Strukturen, die für alle Beteiligten große Anstrengungen mit sich bringen. Im Hospiz können wir nicht nur den Kranken eine gute letzte Lebenszeit ermöglichen, sondern auch viel Druck von den pflegenden Familienangehörigen nehmen“, sagt Peter Scharfe. Ohne die Lasten der Versorgung könnten sich die Beteiligten wieder als Familie begegnen. Die Nähe zum Tod wird hier nicht beschönigt, aber mit Würde ausgestattet. So erklingt jedes Mal, wenn jemand gestorben ist, ein Gong, und danach liegt ein Abschiedsbuch aus.

Auf die individuellen Wünsche der Gäste im Haus einzugehen, ist dank eines professionellen Teams mit 13 Vollzeitstellen und vielen Ehrenamtlichen möglich. Personalprobleme wie mancherorts in der Pflege gibt es im Hospiz St. Hedwig nicht. Etliche gut geschulte Kräfte suchten vielmehr explizit nach diesem Arbeitsfeld, in dem sie kompetent arbeiten und Menschlichkeit zeigen können, macht Lukas Wester deutlich. Ehrenamtler in Haus und im herrlichen, offenen Garten sorgen dafür, dass Hausgäste und Besucher mit allen Sinnen angesprochen werden. Nicht zuletzt trägt ein freundlicher Hund, der zum Hospiz gehört, zum guten Miteinander bei.

Die zwei Jahrzehnte der Arbeit in Rondorf machen auch Veränderungen deutlich. „Wir haben erst durch die Zusammenarbeit mit der Pace-e-Bene-Stiftung erkannt, wie elitär die Aufnahmesituation bis dahin war“, merkt Scharfe selbstkritisch an. Waren bis dahin Hospiz-Plätze an krankenversicherte, sozial gut integrierte Menschen vergeben worden, erinnerte die Stiftung an die vielen obdachlosen und wohnungslosen Menschen, die in ihrer letzten Lebensphase keine Fürsprache und damit keine Chance auf einen Platz hatten. Seither seien drei Klienten aus diesem Milieu mit Unterstützung der Stiftung im Haus aufgenommen worden.


Bei einem Sommerfest zum Jubiläum am Samstag, 24. Mai, sind Gäste im Hospiz, St. Hedwig, Am Höfchen 16, dazu willkommen, in Haus und Garten die besondere Atmosphäre kennenzulernen.