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90. GeburtstagDie Kölner Opernsängerin Gerti Peer blickt auf ein bewegtes Leben

3 min
Eine ältere Dame mit kinnlangem Haar, Brille und Rollkragenpullover steht lachend in ihrem Wohnzimmer.

Opernsängerin Gerti Peer ist am 24.10. 2025 90 Jahre alt geworden.

Gerti Peer, gefeierte Sopranistin und Kammersängerin, blickt zum 90. Geburtstag auf ein erfülltes Leben zwischen Kunst, Familie und Falderhof.

Der Titel Kammersängerin ist eine hohe Auszeichnung für besondere Verdienste im Bereich Oper und klassischem Gesang. Gerti Peer hat so eine Auszeichnung, verliehen von der Deutschen Oper Berlin. In den 1970er und 1980er Jahren hatte sie dort ihre erfolgreiche Zeit. Ende Oktober ist die Sopranistin 90 Jahre alt geworden. Wegen der Liebe zu ihrem Mann, dem Künstler und Bildhauer Rudolf Peer, zog sie im Jahr 1976 von der großen Stadt ins kleine Dorf Sürth, wenngleich sie aus beruflichen Gründen jahrelang immer noch „einen Koffer“ in Berlin hatte. Mit Rudolf Peer ist sie seit 49 Jahren verheiratet. Sie führten und führen ein Leben mit Kunst und Kultur, und gemeinsam haben sie in Sürth das Hotel und das Restaurant Falderhof auf- und umgebaut und dabei die historischen Strukturen des leer stehenden, verfallenen Bauernhofs an der Falderstraße erhalten.

Ein Fachwerkhof mit Innenhof und blühenden Pflanzen ist zu sehen.

Der Falderhof mit Restaurant ist ein Schmuckstück in Sürth.

Gerti Peer wirkt munter und lebensfroh. „Ich habe ein gutes Leben gehabt“, sagt sie. Auch wenn es nicht immer einfach war. Vor allem der jahrelange Aufbau des Falderhofs sei schon eine „Schufterei“ gewesen, meint sie mit einem Lächeln. „Wir haben Steine geklopft, Schutt weggebracht und überhaupt fast alles selbst gemacht“, erzählt sie. Gleichzeitig pendelte sie acht Jahre lang für ihre Auftritte zwischen Köln und Berlin hin und her und war auch in Wien, Salzburg oder Barcelona zu sehen und zu hören.

Eine Frau im Kostüm singt.

Gerti Peer in der Operette Graf von Luxemburg Mitte der 1970er Jahre

Gleichzeitig hat sie zwei Söhne groß gezogen und das Hotel Falderhof samt Restaurant geleitet, sobald das bautechnisch möglich war. „Damals habe ich gar nicht gemerkt, wie viel Arbeit das war“, sagt sie und ergänzt: „Uns war komischerweise nichts zu viel.“ Und ihr Mann Rudolf sagt mit viel Respekt: „Ich hätte damals nicht gedacht, dass sie, die gefeierte Sopranistin, so zupacken kann.“

Gearbeitet hat sie mit Herbert von Karajan und Leonard Bernstein

Geboren wurde sie als Gerti Zeumer in Braunschweig. In Hannover und Detmold studierte sie Musik und Gesang, sie hat auch Erfahrungen im klassischen Tanz. Nach ihrem Abschluss erhielt sie mit 24 Jahren direkt ein Engagement an der Oper Braunschweig. 1970 wechselte sie an die Deutsche Oper Berlin. Dort blieb sie 14 Jahre. Sie erinnert sich gern an die glamouröse Zeit mit großartigen Kolleginnen und Kollegen, an Dirigenten wie Herbert von Karajan oder Leonard Bernstein, an die „großen Sachen“, die sie gesungen hat. In der Zauberflöte, beim Rosenkavalier, den Meistersingern, oder bei Hänsel und Gretel“. 1984, mit 49 Jahren, beschloss sie, mit ihrem Beruf aufzuhören – und sie hat seitdem auch nicht mehr gesungen. Zumindest nicht öffentlich. Nie habe sie den Entschluss bereut, sagt sie fröhlich, „ich habe meine Familie genossen, von der Bühnenwelt hatte ich genug.“

Geblieben ist das Interesse an Kunst und Kultur sowie an kulturhistorisch interessanten Reisen nach Ägypten, in den Oman, in den Iran. Ein paar Jahre lebten sie in Italien, der Heimat ihres Mannes. Eine größere Veränderung oder Reise stehe nun nicht mehr an, sagt die 90-Jährige. Ihr größter Wunsch sei es, dass sie und ihr Mann noch ein paar schöne gemeinsame Jahre verbringen können.