Die Freunde des Zollstocker Dienstagszugs sind gerettet. Nachdem die Auflösung des Vereins drohte, konnte nun ein neuer Vorstand gewählt werden.
Karneval im Kölner SüdenZollstocker Verein sichert seine Existenz und den Dienstagszug

Michael und Silke Siegenbruck, Andreas Büttner, Karl-Heinz Villmonts, Sven und Vanessa Reidock und Yvonne Rademacher (v.l.) sind froh, dass der Zollstocker Dienstagszug vorerst gerettet ist.
Copyright: Stephanie Broch
„Ich dachte schon, wir müssen alles beerdigen“, sagt Michael Siegenbruck. Der 53-Jährige ist seit zehn Jahren erster Vorsitzender der „Freunde des Zollstocker Dienstagszuges“ und seit 16 Jahren im Vorstand. Schon vor Monaten wollte er seinen Posten abgeben, aber es war nicht leicht, Nachfolger zu finden. Es drohte bereits die Auflösung des Vereins und damit das Ende des Karnevalszugs in Zollstock.
Nun fanden sich aber doch neue Engagierte für den Vorstand. Auf der Mitgliederversammlung Ende Juni wurde Andreas Büttner, 42, als stellvertretender Vorsitzender gewählt, als Schriftführerin – wie gehabt – Silke Siegenbruck, als Kassiererin Vanessa Reidock, als Stellvertreterin für beide Aufgaben Yvonne Radermacher, als Besitzer Karl-Heinz Villmonts und als neuer Zugleiter Sven Reidock. „Wir sind total glücklich, dass wir frischen Wind im Vorstand haben, der Verein bestehen bleibt und der Zug gesichert ist“, freut sich Siegenbruck. Für ein Jahr lang bleibt er noch erster Vorsitzender, um den Übergang geschmeidig zu gestalten. Im kommenden Jahr soll Büttner den ersten Vorsitz übernehmen. Eine gute Lösung, findet der 42-Jährige. „Für mich ist es ja praktisch von null auf hundert im Verein“, sagt er.
Veedelszug wichtig für die Kinder
Die Neuen im Vorstand kommen aus Zollstock und Raderberg. „Wir machen es in erster für die Kinder, damit es weiterhin einen Karnevalszug in ihrem Veedel gibt“, sagt Büttner. Es sei auch wichtig, das Brauchtum in den Veedeln zu erhalten, ergänzt Silke Siegenbruck. Die Finanzierung der Veedelszüge sei in den vergangenen Jahren durch die höheren Sicherheitsauflagen und gestiegenen Kosten immer schwieriger geworden, berichtet Siegenbruck. Der Zollstocker Zug kostet um die 14.000 Euro. In diesem Jahr bekam der Veedelszug noch einen Zuschuss von 2.250 Euro aus öffentlichen Mittel, diese Förderung lief jetzt aus. Über Corona seien Sponsoren weggebrochen, und auch das jährliche Sommerfest, das der Verein viele Jahre auf dem Zollstocker Markplatz organisierte, habe zuletzt keine Einnahmen mehr gebracht, sagt Siegenbruck. „Nach Corona ist es auch zunehmend schwierig geworden, Menschen zu finden, die mit anpacken“, erklärt seine Frau.
Um so glücklicher sind alle, dass sich „Nachwuchs“ für den Vorstand fand. „Wir werden uns zunächst auf den Zug und unseren karnevalistischen Frühschoppen fokussieren. Alles Weitere, ob es Feste oder ähnliches geben wird, sehen wir dann“, sagt Büttner. Man arbeite daran, dass der Zug 2026 wieder über den Gottesweg laufe, erklärt Sven Reidock. In diesem Jahr wurde der Gottesweg aus Kostengründen ausgespart. Zudem will sich der Verein auf die Suche nach weiteren Unterstützern und Sponsoren machen. „Wir hoffen auch auf Hilfe von der Stadt“, so Büttner und Siegenbruck.
Der Verein gründete sich 2011, um den Zollstocker Dienstagzug zu retten, der auch damals kurz vor dem Aus stand. Im ersten Jahr gingen 300 Teilnehmer mit. In diesem Jahr waren 24 Gruppen – inklusive Musik- und Tanzgruppen – dabei, insgesamt 1.400 Menschen, darunter 800 Kinder.