„Alles andere als ein Selbstläufer“Ex-Sportler informieren Kölner Nachwuchs über Profi-Karriere

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Michael Konermann vom AMAK, Jens Nowotny, Christine Tharra, Lena Lotzen, Michael Prus und Toni Schumacher (v.l.n.r.)

Sportkoordinator Michael Konermann vom AMAK, Jens Nowotny, Christine Tharra, Lena Lotzen, Michael Prus und Toni Schumacher (v.l.n.r.) liegt es am Herzen, dass sich jugendliche Leistungssportler nicht nur auf eine Profi-Karriere im Sport verlassen.

In einer Veranstaltung des Alfred-Müller-Armack-Berufskolleg sprachen Ex-Profis über die Gefahr, sich nur auf den Sport zu konzentrieren. Die NRW-Sportschule ermöglicht es Nachwuchstalenten, ihren Schulabschluss zu machen.

Profi-Fußballer werden, als erfolgreicher Eishockeyspieler übers Eis flitzen, bei der Tour de France das gelbe Trikot tragen oder als Tennisspieler die renommiertesten Turniere gewinnen – so manche jugendlichen Nachwuchsleistungssportler träumen von einer glorreichen Karriere im Sport.

Da scheinen Schule und Ausbildung oft nicht so wichtig. „Das ist eine große Gefahr“, findet Michael Konermann, Sportkoordinator am Alfred-Müller-Armack-Berufskolleg Köln (AMAK) in Zollstock. Dort betreut er seit zehn Jahren die Leistungssportler unter den Schülern, derzeit sind es über 40.

Die Einrichtung mit 2400 Schülern ist NRW-Sportschule. „Ich sehe, wie extrem das Umfeld bei diesen Jugendlichen ist, gerade im Fußball. Sie werden umjubelt und gehypt, verdienen durchaus bis zu 10.000 Euro im Monat in den U19-Mannschaften. Sie leben wie in einer Parallelwelt und wähnen sich sicher, dass sie Profis werden und bleiben“, erklärt der Lehrer.

Weniger als drei Prozent der Nachwuchsfußballer schaffen es in die ersten drei Liegen

Dabei zeige die Statistik, dass weniger als drei Prozent der Jugendlichen aus den Nachwuchsleistungszentren den Sprung in eine der ersten drei Ligen schafften. „Ich habe viele Schüler erlebt, die an ihrem Traum festhielten, jahrelang wenig erfolgreich durch die Lande tingelten und mit Mitte 20 in eine Depression fielen“, berichtet Konermann.

Um den Schülern bewusst zu machen, welche Hindernisse sie überwinden müssen, wenn sie Profi-Sportler werden und bleiben wollen, organisierte er jüngst eine Veranstaltung mit Sportgrößen wie Ex-Nationaltorwart und FC-Legende Toni Schumacher, Lena Lotzen, deutsche Meisterin mit Bayern München und Jugendkoordinatorin 1.FC Köln, Jens Nowotny, ehemaliger Weltklasseverteidiger unter anderem bei Bayer Leverkusen, Nationalspieler und U19 Nationaltrainer und Michael Prus, langjähriger Spieler bei Schalke 04 und U16 Nationaltrainer.

In der vollbesetzten Schulaula berichteten die Profis den Schülern, wie sie mit den Widrigkeiten und Herausforderungen in ihrer Karriere umgegangen sind. Sie berichteten von unzähligen Knochenbrüchen, Kreuzbandrissen und weiteren Verletzungen, die für so manche Sportler das Aus bedeuten.

Ex-Profisportler betonen Wichtigkeit eines Schulabschlusses

Sie betonten, dass es einer großen Bereitschaft bedürfe, sich in der jeweiligen Sportart weit über das normale Maß hinaus zu engagieren und dass man mental sehr stark sein müsse, vor allem im Hinblick auf den enormen Konkurrenzdruck. „Eine Profi-Karriere im Sport ist alles andere als ein Selbstläufer“, waren sie sich einig. Daher sei ein individuell bestmöglicher Schulabschluss unabdingbar.

Das AMAK begleitet die Jugendlichen schulisch so, dass sie beide Karrieren – Sport und Schule – unter einen Hut bringen könnten, sagte Christine Tharra, Leiterin des Berufskolleg. Als Sportschule stellt es die jugendlichen Leistungssportler frei für ihr Frühtraining, für Turniere und Trainingslager.

Wenn die Schüler nicht in Köln sind, können sie sich jederzeit digital zum Unterricht zuschalten, über eine Plattform bekommen sie Übungsaufgaben, die korrigiert werden, mit den Lehrern gibt es Videokonferenzen. „So gewährleisten wir, dass die Schüler den kompletten Lehrstoff mitbekommen“, sagt Tharra. „Für die jugendlichen Leistungssportler ist es ganz wichtig, dass sie sich nicht auf eine Profi-Karriere verlassen, sondern einen Plan B haben. Dafür zu sorgen, ist unsere Aufgabe“, betont sie.

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