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Internationaler KatzentagIm Tierheim Zollstock gibt es ehrenamtliche Katzenkrauler

5 min
Katze „Maunzi Finchen“ sitzt auf dem Rücken der Katzenrevierleiterin Elke Sans.

Sehr aktiv: Katze „Maunzi Finchen“ klettert gerne auf ihre Besuchenden. Mittlerweile hat sie ein Zuhause gefunden.

Im Kölner Tierheim können Menschen Katzen ehrenamtlich kraulen oder ihnen eine Geschichte vorlesen.

Am 8. August wird Deutschlands beliebtestes Haustier gefeiert: die Katze. Doch während viele Miezen gemütlich auf dem Sofa liegen, warten andere noch auf ein Zuhause. Im Tierheim Zollstock bekommen sie mehr als nur Futter und Pflege. Hier werden sie ehrenamtlich gekrault und sie bekommen Geschichten vorgelesen. Zum Internationalen Katzentag hat die Kölnische Rundschau das Tierheim besucht und mehr über das Ehrenamt erfahren.

Samtpfote Karen steht schon ganz aufgeregt am Gitter. Sie hört die Fußstapfen auf sie zukommen. Passend zu ihrer Rasse, Britisch Kurzhaar, fängt sie nicht an, lautstark zu miauen. Dafür kullern ihr die riesigen Augen fast aus dem flachen Gesicht, als Elke Sans das Katzengehege betritt. Denn jetzt heißt es: Kuscheln! 

Sans ist seit 2013 Katzenrevierleiterin des Tierheims im Zollstock. „Ehrenamtliches Gassigehen für Hunde gibt es ja schon seit Ewigkeiten. Aber für die Katzen gab es nichts“, erzählt sie. „Für die schüchternen Katzen braucht man Geduld und Zeit, von der wir nicht viel haben.“ Die kuscheligen Miezen betteln oft um Zuneigung. So kam Sans auf die Idee, Katzenkraulen- und vorlesen als Ehrenamt einzuführen.

Tierheim Zollstock: Vorlesen hilft schüchternen Katzen

Katzen eine Geschichte vorzulesen, kann sich erstmal absurd anhören. Hintergrund ist eine Initiative aus einem US-amerikanischen Tierheim, die „BookBuddies“ genannt wird. In diesem Rahmen lesen Kinder den Katzen eine Geschichte vor. Beide Seiten profitieren davon: Die Kinder verbessern ihre Lesefähigkeit, und die Miezen gewöhnen sich an den Umgang mit Menschen. Gerade für zurückhaltende Tiere ist das von Vorteil. 

„Oft kennen die Katzen nur eine Person. Gerade die, die von älteren Besitzern kommen, sind auch kaum an Besuch gewöhnt“, so Sans. „Wenn jemand sich ruhig in das Gehege setzt und was Nettes erzählt, werden die Katzen nach einer Weile neugierig und kommen raus.“ Zudem helfe das Vorlesen bei der Vermittlung, denn die Katzen würden auftauen. Das Ehrenamt finde viel Zulauf: „Ich habe rund 400 Krauler registriert. Nicht alle machen aktiv mit oder kommen regelmäßig. Aber wir haben Tage, da geben sich die Krauler die Türklinke in die Hand.“

Im Gehege von Karen tummeln sich noch Tanja und Lucky. Karen und Tanja sind wahrscheinlich Schwestern, obwohl sie sich nur in Fell- und Augenfarbe ähneln. Karen wirkt wie eine flauschige Wolke, Tanja eher wie ein wolliger Teppich. Beide sind rassetypisch zurückhaltend, aber sehr freundlich – und vor allem kuschelig.

Katze „Karen“ genießt die Streicheleinheit.

Katze „Karen“ genießt die Streicheleinheit.

Auch Lucky liebt das Kraulen, auch wenn er sich etwas mehr zurückhält. Der Kater stammt aus einer sogenannten Qualzucht, der Rasse Scottish Fold. Der Knorpel in den Ohren dieser Tiere ist fehlgebildet, wodurch sie flach am Kopf anliegen. Für manche mag das niedlich aussehen – doch Scottish Fold leiden häufig unter Fehlstellungen am gesamten Körper. Tierschutzorganisationen wie PETA warnen deshalb eindringlich vor der Zucht und Haltung dieser Tiere. Hinzu kommen hohe Tierarztkosten, mit denen viele Haltende nicht rechnen – weshalb die Tiere letztendlich oft im Heim landen.

Lucky ist nicht mal zwei Jahre alt und soll laut einer Tierärztin unter Arthrose leiden. Er muss dafür vermutlich unter Schmerzmittel gesetzt werden, was auf Dauer zu Organschäden führen kann. Dass der Kater unter Schmerzen leidet, ist aber nicht ersichtlich. Er lässt sich tragen, streicheln – und manchmal auch anfauchen. Denn rassebedingt verhalten sich Scottish Fold etwas ungewöhnlich, weswegen andere Katzen sie seltsam finden könnten. Wie Karen, die ihn anfaucht, als sie Lucky auf den Armen von Sans sieht. Zu einer Prügelei kommt es aber nicht, dafür sind die Rassekatzen zu gediegen.

Manche Tiere kommen aus einer Sicherstellung

„Den Tieren geht es hier ja gut, wir kümmern uns um sie“, so Sans. Lucky hat durch die Qualzucht regelmäßige Tierarztbesuche, für die das Tierheim aufkommt. „Das Gerücht, dass das Tierheim der schlimmste Ort für ein Tier ist, ist absolut falsch.“ Einige Katzen, sogenannte Sicherstellungen, kennen deutlich schlimmere Orte. Dabei werden Tiere behördlich in Obhut genommen – meistens liegen Tierschutzverstöße oder ein Haltungsverbot gegen die Besitzer vor.

Kater Valerian kommt aus solchen Umständen. Gemeinsam mit anderen Katzen, Schildkröten und einem Hund wurde er von einem sogenannten „Animal Hoarder“ beschlagnahmt und durfte nicht wieder zurück. Tiersammelsucht ist eine Form der Tierquälerei, bei denen Menschen eine große Anzahl von Tieren halten, ohne in der Lage zu sein, sie angemessen zu versorgen. 

Die Vernachlässigung macht sich an Valerians Augen sichtbar: Die Mieze schielt und das linke Auge ist mit Hornhaut verwachsen. Zum Glück kann er aber einwandfrei sehen und braucht dafür keine Behandlung. Trotzdem hat Valerian sein Vertrauen zu Menschen nicht verloren: Der Kater ist sehr verschmust und wirft sich auf seinen Rücken, um den Bauch gestreichelt zu bekommen. 

Kater Valerian kann trotz verwachsener Hornhaut am Auge einwandfrei sehen.

Kater Valerian kann trotz verwachsener Hornhaut am Auge einwandfrei sehen.

Im Tierheim Zollstock werden jährlich rund 1200 Tiere aufgenommen, aktuell leben dort etwa 300. „Wir bekommen ungefähr jeden zweiten Tag eine Anfrage, bei der Menschen eine Katze bei uns abgeben wollten“, so Sans. Bei Hunden sei es häufiger: Täglich kämen etwa fünf Anfragen. Die Gründe seien verschieden: Kosten, mangelnde Zeit, Umzug oder auch Familienplanung mit Kindern.

Sans ärgert sich über die Verantwortungslosigkeit einiger Haltenden: „Manche denken, dass sie die Tiere einfach wieder abgeben können, wenn sie sie nicht mehr halten können. Dabei sind wir eine Übergangslösung und haben mehr als genug Tiere da.“ Wer sich ein Tier anschafft, solle sich bewusst sein, dass er eine Verantwortung übernimmt – und sie auch tragen muss.


Wer im Tierheim Katzen kraulen oder ihnen vorlesen möchte, muss eine gültige Tetanusimpfung und eine Haftpflichtversicherung vorweisen. Minderjährige dürfen nur in Begleitung Erwachsener teilnehmen.
Mehr Informationen zum Ehrenamt gibt es auf der Website des Tierheims.