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Neue Räume gesucht„Frauengedächtnis der Stadt“ muss Domizil in Zollstock verlassen

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Frauen stehen vor einer Regalwand mit Büchern.

Irene Franken (l.) und Ina Hoerner sind von Beginn an beim Kölner Frauengeschichtsverein dabei. 

Nach nur drei Jahren am Höninger Weg muss sich der Frauengeschichtsverein nach einer neuen Bleibe umsehen. Zum Ende des Jahres endet der Mietvertrag.

„Wir waren mit unserem Umzug nach Zollstock sehr glücklich, die Räume hier haben unsere Arbeit wirklich beflügelt“, sagt Ina Hoerner vom Kölner Frauengeschichtsverein. Erst im März 2022 war der Verein von der Innenstadt in den Kölner Süden gezogen. Die vorherigen Räume waren zu eng geworden, die Erdgeschossräume am Höninger Weg 100 a nahe der Bahnhaltestelle Pohligstraße boten mit 180 Quadratmetern mehr Platz und mehr Möglichkeiten. „Wir konnten hier auf zwei Räume verteilt unser umfangreiches Archiv unterbringen, haben genügend Büroplätze und können Besucher und Menschen, die zum Recherchieren kommen, unterbringen, ohne die Arbeitsabläufe zu beeinträchtigen“, berichtet Irene Franken. Sie gründete den Verein 1986, Hoerner war von Anfang an dabei. Ziel des Vereins: Die Frauen in der Kölner Stadtgeschichte und der Stadtgesellschaft auf allen Ebenen sichtbar machen.

Ein großformatiges Schild weist auf die Adresse des Frauengeschichtsvereins hin.

Seit März 2022 sitzt der Frauengeschichtsverein am Höninger Weg in Zollstock.

Nun ist es aber mit dem Glück in Zollstock bald vorbei, der Mietvertrag läuft Ende des Jahres aus. „Wir sind Untermieter, der Vertrag war von Beginn an befristet. Allerdings waren wir fest davon ausgegangen, dass wir verlängern und dauerhaft bleiben können. Sonst macht man so einen Umzug mit so viel Archivmaterial nicht. Das war sehr viel Arbeit“, sagt Franken. Einmal konnte der Verein den Mietvertrag verlängern, bis Ende 2025, auf die erneute Bitte vor einigen Monaten um Verlängerung reagierte der Vermieter bis jetzt noch nicht.

Daher starteten die Frauen bereits Anfang des Jahres die Suche nach neuen Räumen– bisher ohne Erfolg. „Wir suchen per Immoscout, über Makler, bekommen Hinweise, aber das meiste ist zu teuer oder zu abgelegen. Wir müssen für unsere Besucher gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sein“, sagt Hoerner.

Archivräume brauchen hohe Traglast

„Wir suchen eine Fläche von rund 200 Quadratmetern innerhalb des Gürtels, von Riehl bis Bayenthal. Auch rechtsrheinisch innenstadtnah, wie Deutz, geht“, sagt Franken. Ganz wichtig: Die Räume müssen von der Statik her die notwendige Traglast für die schweren Archivmaterialen und die Bibliothek haben. „Daher kommen für uns vor allem Räume im Erdgeschoss in Frage“, so Franken. Mit Fahrstuhl sei auch ein höheres Geschoss eine Option, wenn die Statik stimme, sagen sie und Hoerner. Trocken müssen die Räume wegen des Archivs sein und ohne Fußbodenheizung und behindertengerecht für die Besucher.

Der Kölner Frauengeschichtsverein ist inzwischen eine feste Größe in der Stadt. Sollen Straßen nach Frauen benannt werden, bitten Politiker und Verwaltung den Verein um Vorschläge. Durch den Einsatz des Vereins tragen mittlerweile immerhin mehr als zwölf Prozent der Straßen Frauennamen – ein großer Fortschritt im Vergleich zur Situation vor wenigen Jahren. Eine weitere Errungenschaft des Vereins kann man jeden Tag am Rathausturm sehen: Vor allem dem Engagement von Franken ist zu verdanken, dass dort mittlerweile auch 18 Frauenfiguren angebracht sind.  „Bei einem Empfang nannte uns Oberbürgermeisterin Reker das „Frauengedächtnis der Stadt“. Das ist eine tolle Anerkennung“, freut sich Hoerner.

Der Frauengeschichtsverein finanziert sich vorwiegend über Führungen und Vorträge. Seit 2020 erhält der Verein eine Förderung durch die Stadt. Weiterhelfen bei der Suche nach Räumen kann die Stadt allerdings kaum, da es so gut wie keine freien städtischen und für den Verein geeignete Flächen in Köln gibt. Tipps zu passenden Räumen nimmt der Verein gerne entgegen. „Wir freuen uns über jeden Hinweis“, sagen Franken und Hoerner. Kölner Frauengeschichtsverein e.V.