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„Roxy“Von der Künstlerkneipe zum Kult-Club

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Köln – Viele lieben es, für manche war es sogar wie ein zweites Wohnzimmer, in jedem Fall ist es Kult: Das „Roxy“ in der Nähe des Rudolfplatzes feiert in diesem Monat 30-jähriges Bestehen. Begonnen hat alles aber noch viel früher, als Horst Leichenich im Jahr 1974 an der Maastrichter Straße eine Künstlerkneipe namens Roxy aufmachte. „Roxy – das war damals der Zeitgeist. Es gab Roxy Music, viele Kinos hießen so“, erklärt er die Namenswahl. Gute Musik wollte er spielen, also lief Velvet Underground oder David Bowie, dazu drehte sich eine Disco-Kugel. Die Idee zur Kneipe kam dem gelernten Fotografen Leichenich gemeinsam mit seinem Freund, dem Künstler Jürgen Klauke. Zusammen waren die beiden fast jeden Abend in irgendwelchen trendigen Kneipen unterwegs, bis der Gedanke kam: „Ich könnte jetzt auch in meiner eigenen Kneipe stehen.“

Gesagt, getan – zunächst eigentlich nur als Freizeitvergnügen. Schon bald fanden zahlreiche Künstler im Roxy eine Heimat. Viele, die heute Rang und Namen haben, kamen häufig in die Maastrichter Straße. Auch Musiker wie Arno Steffen, Wolfgang Niedecken oder Jürgen Zeltinger waren damals oft hier anzutreffen. Sogar für Aufnahmen wurde das alte Roxy genutzt. „Es war eine ungeheuer kreative Zeit, das Roxy war der Treffpunkt. Wir waren wie eine große Familie“, erinnert sich Leichenich gerne zurück. Mit der Zeit wurde die Kneipe seine Hauptbeschäftigung, später sollten weitere Läden hinzukommen.

1983 erfolgte dann der Umzug an die Aachener Straße 2 – das alte Roxy war zu klein geworden, zudem lag es an einer eigentlich ruhigen Straße, und die Nachbarn waren nicht immer begeistert vom Kneipenbetrieb. Die Öffnungszeiten am neuen Standort handhabte Leichenich – trotz anfangs noch existierender Sperrstunde – locker: Wenn der letzte Gast weg ist, wird zugemacht. Insbesondere Nachtschwärmer fanden daher in dem Club immer eine Anlaufstelle – ein weiterer Beitrag zum Kultstatus, denn hier mischten sich so Leute aus den verschiedensten Schichten und Berufen. 2011 hörte Horst Leichenich dann auf, doch das Roxy lebt weiter. Seit 2012 leitet Tobias Becker den Club und versucht, viel vom alten Charme zu bewahren, aber auch neue Wege zu gehen.

Becker ist mit seinen 34 Jahren nur wenig älter als sein Club. Er kommt aus der Musikszene, arbeitet als DJ und hat eigene Musiklabels. An das Roxy kam er durch eine Party, die er dort veranstaltet hat.

„Jeder ist willkommen, der ein gutes Herz hat“, fasst er seine Philosophie zusammen. Das Publikum bei seinen Veranstaltungen sei zwischen 20 und 74 Jahren alt, einige vom früheren Personal habe er übernommen. „Es ist lustig, wenn die älteren Gäste auf das altgediente Personal treffen – da fühlen sich alle gleich heimisch.“ Auch ansonsten sei es schön, wenn die Generationen miteinander feierten und ins Gespräch kämen.

Der Clubraum ist bewusst schlicht und zweckmäßig gehalten – „damit man sich auf die Musik konzentriert“ –, die Theken sind etwas anders angeordnet als früher, ein fahrbares DJ-Pult steht an einer Kopfseite. Becker setzt auf Kultur, nicht auf „sinnloses Besaufen“. Hip-Hop, Afro-Beat, 60er-Jahre-Soul und Funk, aber auch elektronische Musik: Für jeden Geschmack gibt es im neuen Roxy Veranstaltungen, und das „Über-den-Tellerrand-Schauen“ und dabei Neues entdecken ist ausdrücklich erwünscht. Gerne gesehen sind Gast-Künstler, etwa DJs aus den USA. Zudem will der Club-Betreiber auch dem Nachwuchs eine Chance geben.

Für die Zukunft kann sich Becker außerdem gut Jazz-Abende oder Lesungen vorstellen, schon jetzt ist der WDR regelmäßig mit seinem Funkhaus Europa zu Gast. „Den Laden gibt es jetzt seit 30 Jahren, es wäre schön, wenn weitere 30 dazukämen“, betont er und unterstreicht damit, dass er auf Langfristigkeit setzt.

Anlässlich des runden Geburtstages finden noch bis Monatsende verschiedene Sonderveranstaltungen statt. Weitere Informationen dazu gibt es im Internet.

http://roxykoeln.tumblr.com