„Rund um Köln"-Veranstalter„Es sollten mehr Frauen aufs Rennrad"

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Markus Fritsch

Markus Fritsch

Köln – Markus Frisch (53) veranstaltet als Chef der Marathon Veranstaltungs- und Werbe GmbH erstmals „Rund um Köln“. Thorsten Moeck sprach mit ihm über seine Ziele und die Folgen der Pandemie für den Sport.

Überwiegt bei Ihnen die Anspannung vor der Organisations-Premiere bei „Rund um Köln“ oder die Erleichterung über die Rückkehr zu einem Breitensport-Ereignis?

Zuallererst überwiegt die Freude. Anspannung ist auch dabei, weil es für uns etwas gänzlich Neues ist. Aber wir hatten ja nun auch mehr als zwei Jahre Vorbereitungszeit. Ich bin unendlich erleichtert, dass es jetzt sportlich weitergehen kann.

Geplant ist eine dreistündige Live-Übertragung auf verschiedenen Online-Kanälen. Eine sehr bewusste Investition in die Außenwirkung?

Wir haben mit der niederländischen Produktionsfirma NEP einen erfahrenen Dienstleister gefunden, die eine extrem gute Expertise im Radsport haben. Für die Übertragung benötigen wir eine 60 mbit-Internetleitung mitten auf der Straße im Ziel, da müssen wir noch ein wenig zaubern und ein paar Kabel anschließen. Mit vier Kamera-Motorrädern und einem Hubschrauber investieren wir eine überregionale Berichterstattung. Ein tolles Rennen in einer herrlichen Landschaft ist ein schönes Signal in die Radsportwelt. Auch der WDR und die Sportschau zeigen den Livestream im Internet. Hinzu kommen Eurosport, GCN (Global Cycling Network) und auch L'Equipe, die französische Sportzeitung. Ich hoffe, dass wir mit der gesamten Veranstaltung überregionaler werden.

"Wir wollen mit "Rund um Köln" wieder internationales Format erreichen"

Eine Live-Übertragung im Fernsehen hat es bei „Rund um Köln“ schon länger nicht gegeben. Eine Frage der sportlichen Qualität?

Mittelfristig wollen wir mit dem Rennen wieder internationales Format erreichen. Es ist unser Ziel, die Wertigkeit des Rennens zu steigern, dann kommt vielleicht auch die Live-Übertragung wieder. In der Renn-Klassifizierung des Weltverbandes UCI befinden wir uns in der dritten Liga, wenn man es auf den Fußball übertragen würde. Ich würde gerne ein World Tour-Rennen veranstalten, also ein Rennen der höchsten Kategorie. Durch den engen Terminkalender ist das aber nicht leicht.

Was heißt mittelfristig?

Etwa fünf Jahre. Auch das Jedermannrennen würde ich gerne attraktiver gestalten, um die Zahl der Teilnehmenden zu steigern. Perspektivisch möchten wir ein kürzeres Rennen einbauen, damit die Einstiegshürde nicht so hoch ist. Und ich würde mir sehr über eine höhere Frauenquote bei den Hobbyrennen wünschen, denn die ist mit fünf Prozent sehr überschaubar.

Je mehr Spitzenteams, desto interessanter wird das Rennen auch für Zuschauer und Sponsoren.

Und auch für die Hobbyfahrer, die beim Jedermannrennen antreten. Nach der Pandemie ist es schwierig, eine Prognose abzugeben, was die Starterzahl angeht. Wir haben rund 3000 Anmeldungen, das war mein Wunsch. Jede Anmeldung hilft uns – gerade nach zwei Jahren Pause.

Bei vielen Laufveranstaltungen ist nach der Pandemie die Zahl der Teilnehmenden um 30 Prozent zurückgegangen. Schlechte Nachrichten.

Der Halbmarathon in Berlin war gerade so gut ausgelastet wie vor der Pandemie. Zwei Jahre lang waren Großveranstaltungen verboten, den Menschen sind Kontaktbeschränkungen eingetrichtert worden. Da wird es eine gewisse Zeit dauern, bis die Bereitschaft zurückkehrt, sich zu solchen Veranstaltungen anzumelden. Viele Menschen sind noch vorsichtig.

"Wir konnten unsere Mitarbeiter während der Pandemie alle halten"

Wie haben Sie als Veranstalter die vergangenen zwei Jahre bewältigt? Es war ja ein dauerndes Planen und Absagen.

Es war keine schöne Zeit. Wir haben ständig umgeplant, hatten kaum Perspektive hinsichtlich konkreter Zusagen darüber, welche Corona-Regeln in den kommenden Wochen gelten. Das zehrt. Und am Ende musst du dann doch absagen. Mir war wichtig, unsere acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten. Das haben wir geschafft. Wirtschaftlich hatten wir Glück, weil wir alle staatlichen Corona-Hilfen in Anspruch nehmen konnten. Und viele Sportlerinnen und Sportler haben sich trotz aller Widrigkeiten angemeldet und am Ende sogar auf die Rückerstattung des Startgeldes verzichtet, um uns zu unterstützen. Das ist nicht selbstverständlich. Und die Kommunen im Umland sind uns zum Glück treu geblieben.

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Wie wichtig war Artur Tabat mit seinem Erfahrungsschatz und einem riesigen Netzwerk?

Artur Tabat ist nach wie vor in alle Vorgänge involviert und steht uns mit Rat und Tat zur Seite. Und er ist ein gnadenloser Optimist. Er war traurig über die Absagen, aber immer die Ruhe selbst. Ein toller Mensch, vor dem ich höchsten Respekt habe.

Wie sieht die Arbeitsaufteilung zwischen Ihrem Team und Artur Tabat aus?

Wir sind die Organisatoren, aber Artur Tabat ist das Gesicht der Veranstaltung und wird es immer sein. Deshalb ist es mir wichtig, dass er so oft es geht dabei ist. Er wird vorne stehen, den Start freigeben, die Bürgermeister der Umlandgemeinden grüßen.

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