Scharfe Ware am EigelsteinSchleiferei Balwinski setzt Familientradition fort

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Stefan Schönfeld bringt an seinen Schleifböcken die Messer seiner Kunden wieder in Form. Sein Großvater hat schon in dieser Werkstatt gearbeitet und seit einem Jahr ist auch sein Sohn im Geschäft.

Stefan Schönfeld bringt an seinen Schleifböcken die Messer seiner Kunden wieder in Form. Sein Großvater hat schon in dieser Werkstatt gearbeitet und seit einem Jahr ist auch sein Sohn im Geschäft.

Köln – Das alte Schild hängt noch im Hausflur: „Zur Schleiferei. Vorsicht zwei Stufen“. Der Weg endet vor einer Tür mit einer verschlossenen Durchreiche. „Hier wurden früher die stumpfen Messer und Werkzeuge abgegeben“, erklärt Stefan Schönfeld (54), Chef der Schleiferei Balwinski in der Weidengasse. Die Durchreiche hat ihren Dienst getan, bis Stefan Schönfeld vor sieben Jahren einen Verkaufsraum im Vorderhaus an der Weidengasse 13 eröffnet hat.

Seitdem gehen die Schneidwerkzeuge vorne über die Ladentheke. Stefan Schönfeld hat die Schleiferei von seinem Vater übernommen und dieser von seinem Vater. Seit einem Jahr ist auch sein Sohn Dinis (27) im Geschäft. Vier Generationen von Messerschleifern.

Maschinen aus Vorkriegszeiten

Schönfeld öffnet die alte Tür mit der Durchreiche. Dahinter verbirgt sich die Werkstatt, das Herzstück seiner Schleiferei. Auch hier ist die lange Familientradition zu erkennen. Über einige ganz alte Maschinen, die kaum noch benutzt werden, hat sich sanft der Schleifstaub gelegt. Zum Beispiel über den Schleifbock aus Vorkriegszeiten, der noch mit Wasserkühlung funktioniert und über einen Riemen angetrieben wird. Ganz früher stand dafür extra ein Elektromotor im Keller.

Um ein Messer zu schärfen, sind viele Arbeitsschritte notwendig. Neben dem modernen Schleifbock, mit dem der Grundschliff erledigt wird, liegen die feinen Messer sortiert in Holzkästen, daneben zwei grobe Sensen. Stefan Schönfeld kümmert sich nicht nur um das Schneidwerkzeug von Köchen, Institutionen und Privatleuten, sondern zum Beispiel auch um Gartenwerkzeug, Scheren und Rasenmäherklingen. Mit viel Geduld bringt er an seinen Böcken die Messer wieder in Form, manche sind ausgewetzt, krumm und zerkratzt. „Das verschwindet alles wieder“, sagt er. Der Schliff eines Rasenmähermessers kostet 9,90 Euro, eines Messers über 33 Zentimeter 12,90 Euro, eine Schere bis 30 Zentimeter wird für 10,50 Euro wieder scharf. Von Messerschleifern, die herumreisen und ihre Dienste an der Haustür anbieten, hält Stefan Schönfeld gar nichts. „Davon sollte man die Finger lassen“, rät er. „Nur ganz wenig kann ambulant gemacht werden.“ Manche der schlecht behandelten Messer landen anschließend bei ihm.

Standortwechsel kam nie in Frage

In der Werkstatt leuchtet ein rotes Licht auf, wenn Kunden das Geschäft betreten, zusätzlich ist ein Monitor an der Wand angebracht. Stefan Schönfeld kehrt zurück in den Verkaufsraum. Ein Mann möchte ein frisch geschliffenes Küchenmesser abholen, eine Frau ein Schnitzmesser kaufen. Dinis Schönfeld wischt noch einmal über die Klinge und demonstriert an einem Blatt Papier die Schärfe. Die Schnipsel rieseln auf die Theke. An den Wänden hängen Vitrinen mit Messern eines Herstellers aus Solingen, die kleineren Messer gibt es für unter 50 Euro, das Brotmesser kostet 184 Euro. In dieser Manufaktur hat Dinis seine Ausbildung zum Schneidwerkzeugmechaniker abgeschlossen.

Wer in der Schleiferei Balwinski vorbeikommt, weiß genau, was er will. Laufkundschaft gibt es kaum. Ein Standortwechsel kam aber nie in Frage: „Wir sind ein kleiner Familienbetrieb. Hier sind wir, hier bleiben wir.“ Aber auch vom Eigelstein aus erreicht der Messerschleifer bald die ganze Welt: In Kürze soll der Online-Shop fertig sein.

Schleiferei Balwinski, Weidengasse 13, Telefon (02 21) 12 15 95, geöffnet von dienstags bis freitags 10 bis 19 Uhr, samstags von 10 bis 15 Uhr, Homepage: schleiferei-koeln.de

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