Schlag für Kölner MobilitätKölns Fußgängerbeauftragter geht – Ende eines langen Weges

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Nico Rathmann hat gekündigt

Nach nur zwei Jahren in Köln trennen sich die Wege des Fußverkehrbeauftragten und der Stadtverwaltung. Fühlte sich Nico Rathmann alleingelassen?

Dass er geht, gehört durchaus zum Arbeitsauftrag von Nico Rathmann. Dass er nicht mehr wiederkommt, ausdrücklich nicht. Doch so wird es nun laufen: Der erste Fußverkehrbeauftragte der Stadt Köln hat gekündigt. Sein letzter Arbeitstag wird der 31. März sein. Rathmann wechselt danach zur Stadt Bonn. Die Stadtverwaltung gibt auf Nachfrage der Rundschau bekannt, die Stelle des Fußverkehrsbeauftragten werde neu ausgeschrieben. Doch wer sich an den langen, holprigen Weg erinnert, der zu der Einstellung Nico Rathmanns führte, kann nur schwerlich davon ausgehen, dass die Wiederbesetzung im Eilschritt erfolgen kann.

Langer Weg zur Einstellung

Zwar war es immer Lippenbekenntnis des Verkehrsdezernats, dass der Fußverkehr stets mitgedacht werde, doch vor allem Regina Börschel (SPD, Bezirksvertretung Innenstadt) nahm es eher so wahr, dass die Fußgänger in Köln zwischen Fahrrad- und Autolobby aufgerieben wurden. Unermüdlich machte sie sich für die Einstellung eines Fußgängerbeauftragten stark. Später sollte sich mit dem neu gegründeten Kölner Ortsverein von Fuss e.V. einen Multiplikator für diese Forderung finden.

Der Druck wuchs, die Verwaltung beugte sich. Es gab die Zusage, ohne Umwege eine Stelle auszuschreiben. Doch was folgte, glich eher einem Eierlauf. Es wirkte, als würde sich die Verwaltung gegen eine Neueinstellung sträuben. Auf einmal hieß es, ein Ingenieur aus dem Verkehrsdezernat könne die Aufgabe miterledigen. Dann sollte sogar der Fahrradbeauftragte die Fußbelange zu 50 Prozent seiner Arbeitszeit mitdenken. Aufschrei in der Fußgängerszene. Sind doch die Interessen der Radfahrer und die der Fußgänger beileibe nicht immer deckungsgleich. Dann gab es zwar eine Ausschreibung, doch die blieb erfolglos. Was wiederum Kenner der Szene nicht wunderte, weil explizit ein Ingenieur gesucht wurde. Der zweite Anlauf sollte dann endlich Erfolg bringen. Nico Rathmann bewarb sich und wurde der erste Fußverkehrbeauftragte der Stadt Köln.

In Köln studiert

Zuvor hatte er sich über fünf Jahre in Heidelberg um den Fußverkehr gekümmert, mit dem Schwerpunkt auf der Mobilität der Schüler. Köln war Rathmann alles andere als unbekannt, hier hatte er Geographie studiert. Rathmann selbst will sich nicht zu seinem Weggang äußern, dass überlässt er dem Presseamt der Verwaltung. Demnach werde er „in einer anderen Funktion bei der Stadt Bonn beginnen“. Dort werde er wieder das Thema Schulweg in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellen. „Die Stadtverwaltung bedauert seinen Weggang sehr und bedankt sich herzlich für sein Engagement und die erfolgreiche Pionierarbeit, die er in Köln geleistet hat“, heißt es in der Antwort auf eine Rundschau-Anfrage. Seine laufenden Projekte, beispielsweise der „Fußverkehrs-Check“, werde von Kolleginnen und Kollegen übernommen.

Was nach viel Dur klingt, wird zu Moll, wenn man mit Fuss e.V. spricht. „Ich bedaure den Weggang von Nico Rathmann sehr, er war äußerst kompetent“, sagt Sprecherin Anne Grose. Verwundert ist sie indes nicht. Rathmann habe in der Kölner Verwaltung allein auf weiter Flur für die Sache der Fußgänger arbeiten müssen: von der Mailkorrespondenz am Morgen bis zur Informationsveranstaltung am Abend. Und das alles bei nullkommanull Entscheidungsbefugnis. Rathmanns Rolle in der Verwaltung war kaum mehr als die eines Ratgebers. Die Kritik bei ausbleibender Umsetzung musste er aber sehrwohl einstecken.

„Köln muss mehr tun“

„In anderen Stadtverwaltungen wird diese wichtige Aufgabe personell ganz anders abgefedert“, so Grose. Beispielsweise in Bonn, der zukünftigen Arbeitsstätte des Kölner Fugängerbeauftragten. „Dort sind 2,7 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich diesem Aufgabenbereich widmen“, sagt Grose. Allerdings, einen direkten Fußverkehrbeauftragten hat die Bundesstadt nicht. Da Rathmann sich nach Mitteilung der Stadt wieder dem Schulverkehr widmen wird, ist es wohl nicht unwahrscheinlich, dass er Teil dieses Teams wird. „In Düsseldorf sieht das Konzept für den Fußverkehr vier Stellen vor, von denen zwei bereits besetzt sind“, berichtet Grose weiter. In München seien es gar fünf Stellen. Für sie geht von diesen Vergleichen ein klares Signal für die neue Ausschreibung des Fußverkehrsbeauftragten aus: „Köln muss mehr tun“, sagt Anne Grose.