Abo

Serie „Häuser mit Historie“Lang vergangene Pracht an der Zeughausstraße in Köln

Lesezeit 3 Minuten
Schlichte Funktionalität: Der Großteil des 1830 errichteten Baus wurde zerstört, an einen Wiederaufbau war nach dem Krieg nicht zu denken.

Schlichte Funktionalität: Der Großteil des 1830 errichteten Baus wurde zerstört, an einen Wiederaufbau war nach dem Krieg nicht zu denken.

  • Bauten erzählen Geschichte(n): In unserer Serie „Häuser mit Historie“ stellte Anselm Weyer Bauten in der Stadt vor.
  • Heute: das Regierungspräsidium an der Zeughausstraße.
  • Statt klassizistischer Pracht steht dort heute ein Zweckbau.

Köln – „Den Portikus aus vier dorischen Säulen von Stelzenberger Stein, mit einer Treppe von Niedermendiger Stein und Fliesenfußboden aus hartem Kalkstein kann man in der Ausführung vorzüglich gut nennen“, schwärmt der berühmte Architekt Karl Friedrich Schinkel, als er am 4. August 1833 das neue Kölner Regierungspräsidium begutachtet. „Das Ganze ist eine würdige, große, jedoch ganz einfache Anlage, die auch im Hofe und dessen Nebengebäuden eine vollkommene Symmetrie hat. Einige Details im Innern lassen in ästhetischer Hinsicht kleine Wünsche übrig.“

Das Lob ist einerseits wenig überraschend, ist doch das Gebäude die Verwirklichung seiner eigenen Bauvorstellungen. Andererseits war der Bauprozess nicht gerade frei von Konflikten zwischen den auf Disziplin und die Einhaltung vorgeschriebener Dienstwege pochenden Preußen und den aufmüpfigen Kölnern.

Nötig geworden war der Neubau, weil der bisherige Regierungssitz, das ehemalige Montanergymnasium, Unter Sachsenhausen, als zu klein und zu wenig repräsentativ erachtet wurde. Berliner Klassizismus sollte nun am Rhein entstehen, um auch architektonisch die preußische Herrschaft über die Rheinprovinz zum Ausdruck zu bringen. Den Auftrag erhielt wenig überraschend Matthias Biercher, ein Schüler der Berliner Bauakademie und Schinkels. Er entwarf einen dreistöckigen Hauptbau, den zweistöckige Seitenflügel flankierten.

Über dem zentralen Haupteingang war ein von sechs dorischen Säulen getragener Balkon. Als Baugrund wurde der ehemalige Weingarten des säkularisierten St. Andreas in der Zeughausstraße gewählt – eine weitsichtige Entscheidung, konnte der prächtige Park doch praktischerweise Stück für Stück all den bis heute erfolgten Um- und Erweiterungsbauten weichen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Wie nun aber sollte der Neubau aussehen? Die Preußen hatten für ihre staatlichen Gebäude klare Vorstellungen, die sogar in sehr detailfreudige und verbindlich zu befolgende Musterblätter für örtliche Baubeamte festgehalten waren. Über mehrere feste Instanzen hatten Pläne für Gebäude ab einer gewissen Bausumme zudem von der von Schinkel geleiteten Berliner Oberbaudeputation ästhetisch und wirtschaftlich geprüft zu werden.

Zurückgeschickt wurden dann Änderungswünsche, die bis hin zu vollkommenen Neuentwürfen reichen konnten. Bierchers Entwürfe gefielen der Stadt Köln aber selbst offenkundig so gut, dass man schnell zur Tat schritt. Zur Sicherheit wählte man schmeichelnd den 3. August 1830, den 60. Geburtstag von König Friedrich Wilhelm III., zur Grundsteinlegung und schickte die Baupläne mit dem Vermerk nach Berlin: „Zu der Anordnung des Grundplanes lässt sich nichts mehr ändern, denn die Souterrainmauern stehen bereits.“ In Berlin zeigte man sich irritiert und wünschte nachdrücklich wenigstens etliche Änderungen in Details. Biercher hörte sich das an und übernahm dann, was ihm schlüssig schien – was längst nicht alles war. Schon im November 1832 war der Neubau fertig – und gefiel glücklicherweise allseits.

Quartiere für die königliche Familie

Im Westflügel war die Dienstwohnung des Regierungspräsidenten untergebracht, die besonders prunkvoll ausfiel, weil sie den Mitgliedern der königlichen Familie bei ihren künftigen Köln-Besuchen als Quartier dienen sollte. In der Tat waren hier dann auch unter anderem König Friedrich Wilhelm IV. und Kaiser Wilhelm II. sowie später Reichspräsident Friedrich Ebert und Reichspräsident Paul von Hindenburg zu Gast.

Nachdem das Regierungsgebäude noch bis 1912 mit einen rückwärtigen An- und Aufbau versehen und die Seitenanbauten an der Straßenfront jeweils um eine Etage aufgestockt worden war, kam der Zweite Weltkrieg. Bomben und Artilleriefeuer fielen der westliche Seitenflügel komplett und der Mitteltrakt so schwer zum Opfer, dass an Wiederaufbau nicht ernsthaft gedacht wurde. So blieb vom Paradebeispiel Berliner Schule in Köln nur noch der restaurierte Ostflügel mit seinem klassizistischen Balkon und der Stuckfassade, um den Stück für Stück Neubauten entstanden.

Regierungspräsidium

Zeughausstraße 4Matthias Biercher1830 bis 1832

Rundschau abonnieren