Staatsanwaltschaft prüft UntreueÄrger um Blaulichtfahrt zum Kollegen-Abschied

Auch ein Panzertruck der Spezialkräfte nahm an dem Konvoi teil. (Archivbild)
Copyright: Costa Belibasakis
Köln – Es ähnelte einem Staatsbesuch. Eine Polizeieskorte mit 17 Motorrädern schlängelte sich am Mittwoch über die Straßen von Brühl und den Kreis Euskirchen. Mit in der Eskorte ein riesiger Truck der Spezialeinheiten, der bei Rockerrazzien eingesetzt wird und ein Wasserwerfer. Aufgeschreckt über das massive Polizeiaufgebot griff die Leiterin einer Kindertagesstätte zum Telefon und wollte von den Beamten der Polizei wissen, was denn nur los ist.
Mit dem Anruf löste die Frau große Aufregung und Krisensitzungen bei der Polizei aus. Was war passiert ? Grund des „Großeinsatzes“ war der Abschied eines Polizisten nach vierzig Dienstjahren. Das Problem: Die Eskorte war in dieser Form nicht angemeldet und wie es hieß, war selbst beim Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan im Jahr 2018 eine kleinere Eskorte vom Flughafen zur Moschee in Deutz unterwegs. Etwa 35 Minuten und rund 25 Kilometer war der illegale Konvoi unterwegs – und wenn die Leiterin der Kindertagesstätte nicht ein ungutes Gefühl hätte – möglicherweise wäre der Fall nicht weiter verfolgt worden. Doch nun wird gegen mehr als 20 Beamte zunächst intern ermittelt, „gegen Teilnehmer und Planer“, wie ein Polizeisprecher sagte.
Gesprächsthema bei der Polizei
Die nicht genehmigte Kontrollfahrt ist derzeit das Gesprächsthema bei der Polizei – doch eine Skandalisierung des Falls lehnen viele Beamte ab. „Die Kollegen sind über das Ziel hinausgeschossen. Aber sie wollten einem sehr beliebten Kollegen einen würdigen Abschied ermöglichen“, sagte ein Beamter, der den pensionierten Polizisten kennt. Eigentlich, so ist zu erfahren, sollte die Feier zum Abschied kleiner ausfallen. Doch ein Kradfahrer meldete sich krank und konnte nicht beim Konvoi mitfahren. Der Mann schrieb an die Kollegen eine E-Mail und kurze Zeit später standen 17 Polizisten mit ihren Krädern parat. Außerdem hatte der pensionierte Polizist in der Vergangenheit einen privaten Schicksalsschlag erlitten und auch deswegen sollte der Beamte unterstützt und ihm ein großer Bahnhof ermöglicht werden. Genaue Vorgaben für einen Abschied gibt es bei der Polizei nicht. „Es ist eine Grauzone“, so ein Ermittler.
Das könnte Sie auch interessieren:
Der verdiente Kollege soll vernünftig verabschiedet, es dürfe aber nicht übertrieben werden. „Verabschiedungen mit erinnerungswürdigen Momenten sind erwünscht und im Übrigen auch vielfach praktizierter Standard. Dabei sind mit Blick auf die Planungen allerdings Regeln und Grenzen zu beachten“, betont Polizeisprecher Wolfgang Baldes. Dass Streifenwagen mit Blaulicht und Martinshorn durch die Stadt eilen, ist nicht erlaubt.
Der Fall vom Mittwoch erinnert stark an ein ähnliches Ereignis im Sommer 2014. Da waren fünf Beamte der Polizei auf ein Pylon der Severinsbrücke geklettert. Der Anlass war die Verabschiedung des Chefs der Spezialeinheiten. Für Fotos kam auch ein Polizeihubschrauber.