Abo

Stau beim FührerscheinTÜV kommt wegen Corona mit den Prüfungen nicht nach

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Theoretische Führerscheinprüfungen in Ausnahmezeiten: In den TÜV-Prüfstellen gelten die Corona-Auflagen.

  • Die Corona-Pandemie hat Folgen für alle Branchen und Spektren der Gesellschaft. Auch der TÜV Rheinland ist hart vom Virus getroffen worden.
  • Im Frühjahr habe der TÜV sechs Wochen lang keine Prüfungen abnehmen können, sagt ein Sprecher.
  • Wie die letzten Monate beim TÜV gelaufen sind, was die Probleme waren und wie es nun weitergeht.

Köln – Ruhig Blut: Neben allen Fahrkünsten und Kenntnissen  ist das wohl die wichtigste Eigenschaft beim Autofahren. Doch zurzeit kocht das Blut bei vielen Fahrschülern. Verantwortlich für die Abnahme der theoretischen und praktischen Prüfung ist der TÜV.

„Was dort in punkto Terminvergabe passiert, steht wirklich in keinem Verhältnis zur aktuellen Corona-Entwicklung“, schreibt ein Leser an die Rundschau. Monate müssten Prüflinge auf Termine für die theoretische Prüfung warten. Und wenn sie Pech hätten, müssten sie dafür  noch durchs Rheinland reisen.

TÜV von Lockdown hart getroffen

Der Corona-Lockdown hat alle hart getroffen. Auch den TÜV Rheinland. „Insgesamt haben wir im Frühjahr 2020 in NRW sechs Wochen lang keine Führerscheinprüfungen abnehmen können. In diesem Zeitraum sind 21.500 Prüfungen ausgefallen“, sagt Sprecher Jörg Meyer zu Altenschildesche. Da hat sich etwas angehäuft, das will erst mal abgearbeitet sein – zusätzlich zu den neu anfallenden Prüfungen. „Seit Ende der Zwangspause, seit dem 4. Mai, sind wir dabei. Wir arbeiten mit Hochdruck daran.“

Und zwangsweise dennoch mit angezogener Bremse. Denn es gilt Auflagen zu beachten. In den ersten Wochen durften längst nicht alle Computerplätze in den Prüfzentren besetzt werden. „In unserer Prüfstelle in Mülheim haben wir 24 Plätze. Nur jeden dritten davon konnten wir bei Einhaltung der Abstandsregel nutzen“, erklärt Jörg Meyer zu Altenschildesche.

Computerplätze stehen zur Verfügung

Zwar wurde diese Auflage Mitte Juni von der Landesregierung gelockert. Jetzt stehen wieder alle Computerplätze zur Verfügung. Unter Einhaltung strenger Hygienevorschriften und bei Tragen der Nase-Mund-Maske. Der Berg an angestauten Terminen ist aber immer noch nicht ganz abgearbeitet.

Vor Corona waren die Prüfstellen des TÜV Rheinland sozusagen offene Häuser. Wer wollte, konnte einfach vorbeikommen, sich an einen Computer setzen, so einer frei war, und sich an den Prüfungsfragen versuchen. Vorbei. Jetzt ist eine Online-Anmeldung erforderlich. Termine werden zugeteilt. Und auch Prüfstellen. Klar, vor Corona sind Prüflinge aus Köln vorzugsweise zu den beiden Kölner Prüfstellen in Mülheim und Bilderstöckchen gegangen. Jetzt müsse ein Kölner schon mal mit einer Prüfstelle im Umland oder im schlimmsten Falle in Düsseldorf vorlieb nehmen, heißt es aus der Pressestelle. Das sei zwar mehr Aufwand , schaffe aber Flexibilität.

TÜV ist auf gutem Weg

Das nunmehr komplizierte Verfahren hatte Folgen: „Anfangs war unsere Hotline total überlastet. Das haben wir jetzt aber im Griff“, versichert der Sprecher. Überhaupt, man befinde sich auf gutem Wege. „Die Kapazitäten haben wir im Verhältnis zu vor Corona um 20 Prozent erhöhen können.“ Dafür sei Personal aus anderen Bereichen abgezogen worden. Und auch die Terminvergabe komme wieder in geregeltere Bahnen: „Derzeit sind zwar in Köln alle Termine im August weitestgehend ausgebucht, aber es werden immer mal wieder Termine frei. Mit den Fahrschulen und dem Fahrlehrerverband sind wir zudem ständig im Austausch, um mögliche Probleme schnell zu lösen.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Auf einem guten Weg? Für Katrin Müller, Fahrlehrerin und Office-Managerin bei „Ming Fahrschull“ am Ebertplatz eher auf dem „Highway to Hell“. „Wir haben hier Leute, die warten über zwei Monate auf einen Termin. Und die schicken die überall hin, bis nach Dortmund.“ Da müsse einer eine zweistündige Reise antreten, um eine fünfminütige Prüfung abzulegen. „Anmelden kann man nur montags“, schnaubt Müller. Ständiger Austausch?

Die resolute Fahrlehrerin springt fast durch den Hörer: „Erreichen können Sie da keinen. Nicht mal den Chef vom Chef. Wir sind hier so was von angenervt.“ Und das geht nicht nur an die Nerven der Fahrschulen. Für nicht wenige Prüflinge drängt die Zeit. „Im August fangen einige eine Ausbildung in anderen Städten an oder brauchen den Führerschein für ein Auslandsjahr“, sagt Müller. Von wegen ruhig Blut.

Rundschau abonnieren