Streetwork18 Sozialarbeiter helfen in Kölner Brennpunkten

Lesezeit 3 Minuten
Als Streetworker sind sie täglich im Einsatz in sozialen Brennpunkten: Lasse Golob, Elena Pfeifer und Franziska Kraft (v. l.).

Als Streetworker sind sie täglich im Einsatz in sozialen Brennpunkten: Lasse Golob, Elena Pfeifer und Franziska Kraft (v. l.).

Köln – Streetworker sei er „aus Neugier“ geworden, erzählt Lasse Golob (30). „Nach dem Studium der Sozialpädagogik habe ich bei einem Bildungsträger angefangen, doch nur im Büro zu arbeiten, war auf Dauer nicht das Richtige für mich.“ Er wollte raus auf die Straße – Menschen helfen. Jungen Leuten, die sich abgehängt fühlen, neue Perspektive aufzeigen. Inzwischen ist er seit sechs Jahren dabei und hat seine Wahl nicht bereut. „Unsere Arbeit macht Sinn. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man etwas zum Positiven verändern kann.“

Zahl der Streetworker verdoppelt

Golob ist einer von 18 Streetworkern, die momentan in Köln im Einsatz sind – je zwei pro Stadtbezirk. Als Teamleiter verantwortet er das rechtsrheinische Köln und die Bezirke Nippes und Chorweiler. Zwölf der Streetworker sind bei der Stadt Köln angestellt, der Stadtrat hatte Ende 2016 die Zahl der Stellen verdoppelt. Sechs weitere Streetworker der Arbeiterwohlfahrt (Awo) werden vom Jobcenter finanziert.

Ziel des Programms, das 2008 zunächst befristet ins Leben gerufen wurde, um Jugendkriminalität zu bekämpfen, sei es, „Menschen zwischen 14 und 27, die von belastenden und ausgrenzenden Faktoren tangiert sind, ein eigenverantwortliches und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen“, betont Jugenddezernent Robert Voigtsberger.

Seit 2017 fahren Stadt, Awo und Jobcenter ein gemeinsames Konzept für mehr bedarfsgerechte Hilfen – mit niederschwelligen Angeboten für Jugendlichen in Problemlagen, darunter auch Geflüchtete. Die 18 Streetworker sind täglich in sozialen Brennpunkten unterwegs, um – teils unterstützt durch Sprachmittler – auf der Straße ins Gespräch zu kommen und bei Bedarf Hilfe anzubieten – sei es bei Behördengängen, Suche nach Arbeit oder Ausbildungsplatz, bei Schulden, Wohnungslosigkeit, Problemen in der Schule oder Ärger mit der Polizei. Wichtig sei, respektvoll und offen auf die Menschen zuzugehen, betont Golob. So werde Vertrauen aufgebaut, und man könne den Betroffenen Wege aus schwierigen Lagen aufzeigen.

Abends im Dunkeln vor der Hochhaussiedlung

Zum Arbeitsalltag der Streetworker gehöre es, dass man schon mal abends im Dunkeln vor einer Hochhaussiedlung auf eine Gruppe feiernder Jugendlicher treffe. „Wer sich diesen Beruf nicht ausgesucht hat, würde wohl eher die Beine in die Hand nehmen“, beschreibt Golob solche Situationen, in denen er und seine Kollegen tätig werden. „Wir sagen den Leuten, wer wir sind und was wir tun, lassen eine Visitenkarte da. Wenn jemand reden will, hören wir zu.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Negative Erfahrungen habe er bisher keine gemacht. „In sechs Jahren habe ich noch nie erlebt, dass jemand aggressiv oder handgreiflich wurde.“

Zu dem seit 2017 verfolgten Konzept gehört auch die Einrichtung so genannter „Streetwork Points“ – Büros in Brennpunkten, die zu festen Zeiten in der Woche offene Sprechstunden anbieten. Auch am Fuße der Hochhaussiedlung Kölnberg in Meschenich wurde ein Streetwork Point eröffnet. „Anfangs hat es gedauert, bis wir von den Menschen aufgenommen wurden als Teil des Kölnbergs.

Akzeptanz und Grüße

Aber jetzt sind wir akzeptiert – man grüßt uns, wir helfen uns gegenseitig“, berichtet Streetworkerin Elena Pfeifer. Kollegin Franziska Kraft pflichtet ihr bei: „Je länger wir hier vor Ort sind, desto herzlicher ist das Verhältnis.“ Viele Bewohner würden mit dem Stigma kämpfen, das ihr Wohnsitz mit sich bringe. „Auch auf gute Bewerbungen setzt es häufig Absagen, wenn der Absender am Kölnberg lebt. Das demotiviert.“

Weit mehr als 1000 Kontakte haben die Streetworker pro Jahr. Dass ihre Arbeit jungen Menschen ohne Ausbildung und Beruf konkrete Hilfen bietet, bestätigt Michael Faust vom Jobcenter. „Der bürokratische Apparat schreckt viele ab. Wenn über Streetwork Jugendliche zu uns kommen, gehen wir die Anträge mit ihnen gemeinsam durch. Das ist für diese Jugendlichen Gold wert.“ Der Bedarf an Streetworkern in Köln sei aber größer als die bisher vorhandenen 18 Stellen, sagt Awo-Geschäftsführerin Ulrike Volland-Dörmann. „Da ist noch Luft nach oben.“

Rundschau abonnieren