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Strenge VorschriftenStadt Köln streicht weitere Parkplätze in zu engen Straßen

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Auch in der Wilhelm-Waldeyer-Straße in Sülz werden Parkplätze wegfallen.

Köln – Es nahm seinen Anfang in einer kleinen Seitenstraße in Deutz, die wohl nur die wenigsten Autofahrer auf dem Plan hatten. Dabei kommt ihr nun „Pionierstatus“ zu. Denn was im vergangenen November in der Tempelstraße begann, zieht Kreise. Über das gesamt Stadtgebiet hinweg. In immer mehr engen Kölner Straßen werden Parkplätze weggenommen, weil ansonsten die in der Straßenverkehrsordnung vorgeschrieben Mindestbreite für die Fahrbahn nicht eingehalten werden kann.

Weitere Straßen sind bereits ausgeguckt

Nach der Tempelstraße hat es auch die Wilhelm-Waldeyer-Straße in Lindenthal getroffen. Von da aus geht es wieder zurück nach Deutz: Die Verwaltung kündigt an, dass auch in der Arminiusstraße, Benjaminstraße und der Rupertusstraße Pkw-Stellplätze weichen müssen, um den Vorschriften Genüge zu tun. 3,05 Meter ist das Maß der Dinge, so sieht es die Straßenverkehrsordnung vor. Die vorgeschriebene Restfahrbahnbreite muss beispielsweise der Feuerwehr zur Verfügung stehen, wenn Autos am Fahrbahnrand parken. In der Tempelstraße mussten dafür 54 Parkplätze weichen. In der Wilhelm-Waldeyer-Straße kommen 23 weg. Wie groß der Aderlass in den weiteren Straßen sein wird, muss sich noch zeigen. Für die Anwohner ist das nicht selten ein Schock über Nacht. Parkten sie gestern wenn möglich noch vor der Tür, müssen sie nun nach Alternativen Ausschau halten. Das hat Auswirkungen auf die Nachbarstraßen. Der Parkdruck in den entsprechenden Wohnkarrees nimmt allgemein zu.

Die Stadt hat dieses Problem im Blick. In Deutz sollen darum Bewohnerparkgebiete ausgeweitet werden, um den Konkurrenzkampf um Stellplätze zu mindern. Konzepte dafür liegen der Bezirksvertretung Innenstadt (BV 1) vor. Was greifen wird und ob es Linderung verschafft ist also noch offen. Zumal bei der BV 1 Parkplätze kein gutes Image haben. In dem Gremium wurde auch die autofreie Deutzer Freiheit auf die Bahn gesetzt. Gepaart mit den Maßnahmen zur Einhaltung der Mindestbreite ist so der Druck bei der Parkplatzsuche im Kern von Deutz sprunghaft angestiegen.

Stadt prüft Straßen nach und nach

Erst Deutz, dann Lindenthal – und dann? „Wenn weitere Straßen in der Stadt nicht die erforderlichen Straßenbreiten aufweisen, müssen auch hier die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden“, sagt ein Stadtsprecher. Sukzessive würden nun die Straßenzüge durchforstet. Bei der Größe der Stadt und bei der Vielzahl alter enger Straßen werde das „einen langen Zeitraum in Anspruch nehmen“.

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Hier ist es zu eng, sagt die Verwaltung.

Wobei die „Kontrollgänge“ der Stadtverwaltung durch die Veedel Kölns nur die halbe Wahrheit sind. Es gibt nämlich noch einen Weg, der zu weniger Parkplätzen und mehr Straßenbreite führt: Anwohnerbeschwerden. Der Protest Betroffener waren sowohl in der Tempelstraße als auch in Wilhelm-Waldeyer-Straße der Auslöser für Kontrollen und Maßnahmen. „Die Verwaltung muss in solchen Fällen tätig werden“, sagt ein Stadtsprecher. Sie kann die Beschwerde also nicht auf die lange Bank schieben mit dem Argument, nach und nach würden alle infrage kommenden Straßen in Augenschein genommen, früher oder später also auch die, über die Beschwerde geführt wurde. Ein Umstand, der dazu geeignet ist, den Nachbarschaftsfrieden zu gefährden.

Doch warum musste es überhaupt so weit kommen? Die Mindestbreite für eine Fahrbahn wird nicht erst seit gestern in der Straßenverkehrsordnung vorgeschrieben. Dass sie über Jahrzehnte beflissentlich übersehen wurde, bezeichnete Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) in der Rundschau bereits als die berühmte „kölsche Lösung“, auch in anderen Fällen schon praktiziert. Wobei er sich dennoch wunderte, dass es so lange gut gehen konnte.