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Termin-Roulette beim BürgeramtWarum in Kölns Kundenzentren Termine Mangelware sind

Lesezeit 3 Minuten
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Blick ins Bürgeramt Nippes: Viele freie Stühle, wenige Termine.

  1. Auf Termine in den Bürgerämtern muss man immer noch wochenlang warten – oder durch die halbe Stadt fahren.
  2. Die Stadt plant nun ein weiteres Kundenzentrum.

Köln„Termin-Roulette beim Bürgeramt“. Unter dieser Überschrift berichtete die „Kölnische Rundschau“ am 18. November über die Zustände in den Kundenzentren der Stadt Köln. Seitdem hat sich die Lage kaum verbessert. Noch immer müssen Kölnerinnen und Kölner, die einen neuen Ausweis oder Reisepass benötigen, teils mehrere Monate auf einen Termin warten. Ein Überblick.

Wo liegen die Probleme?

Die Wartebereiche der Meldehallen, in denen sonst reger Publikumsverkehr herrscht, sind aus Infektionsschutzgründen gesperrt. Zentrale Leistungen sind daher weiterhin nur nach vorheriger Anmeldung möglich (mit 3G-Regel – geimpft, genesen oder getestet). Doch die Termine sind auf Wochen hinaus ausgebucht. Im Bezirksrathaus Lindenthal war gestern Nachmittag der 29. März der frühestmögliche buchbare Termin, um einen neuen Ausweis zu beantragen. Das sind fast neun Wochen. Auch in den anderen Kundenzentren sah es kaum besser aus.

Wie kommt man an Termine?

Online oder über das Bürgertelefon mit der Nummer 115 oder 0221/2210. Jede Nacht gibt die Stadt zwischen 0 und 1 Uhr die Online-Terminbuchung für einen weiteren Tag frei. Wer dann sofort zuschlägt, kann einen Termin in seinem eigenen Bezirk ergattern – allerdings erst zwei Monate später. Schneller geht es, wenn man räumlich flexibel ist. Ausweisanträge, Meldeangelegenheiten und andere Dienste werden in jedem Kölner Bezirksrathaus bearbeitet, egal wo man wohnt. Bürger können also in ein anderes Bezirksrathaus ausweichen, um schneller dran zu kommen.

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Sind auch Termine spontan verfügbar?

Wer bereit ist, spontan in einen anderen Stadtbezirk zu fahren, kann sogar tagesaktuelle Termine finden. Inzwischen hat die Stadt eine neue Software zur Terminbuchung im Einsatz. Vereinbarte Termine, die online abgesagt werden, stehen jetzt sofort nach der Stornierung wieder für andere Kunden zur Verfügung.

Wie funktioniert das in der Praxis?

Ein Beispiel: Die Kundin wohnt in Nippes und braucht dringend einen Reisepass. Sie schaut um 7.30 Uhr auf der Website der Stadt nach. In Nippes ist nichts mehr frei, aber um 10.40 Uhr in Porz. Das ist ihr zu weit. Sie wartet ab, schaut später erneut nach und hat Glück: In Ehrenfeld ist plötzlich ein Termin am nächsten Morgen verfügbar. Solche Treffer sind jedoch nicht planbar. Das macht es vor allem für Berufstätige schwer, den Gang zum Amt mit der Arbeit zu koordinieren. Für mobilitätseingeschränkte Personen stellen die teils weiten Wege zudem eine höhere Belastung da.

Was sagt die Stadt zu der Terminnot?

Sie gelobt Besserung. Ende Juni hat sie eine temporäre Pass- und Meldestelle in der Dillenburger Straße eingerichtet. In den Bürgerämtern wurden Schalter für schnelle Anliegen geschaffen, die ohne Termin möglich sind – etwa das Abholen von Ausweisen. Das Personal wird aufgestockt mit neun zusätzlichen Springerstellen (befristet) und 24,5 dauerhaften Stellen, von denen ab 1. Februar die ersten vier Stellen besetzt sind. Ein Problem sei, dass 10 bis 15 Prozent der Bürger ihre vereinbarten Termine nicht wahrnehmen, sie aber auch nicht absagen.

Was soll sich noch verbessern?

Man plane ein weiteres Kundenzentrum in der Innenstadt, um mehr Kapazität zu schaffen, so die Stadt auf Anfrage. „Die Verwaltung arbeitet mit Hochdruck an der Umsetzung und der Einstellung des neuen Personals.“

Was sagt die Politik?

„Die Zeit der Ausreden ist vorbei“, so Ratsherr Volker Görzel. (FDP) „Die Verwaltung muss jetzt dringend liefern.“