Traditions-Theater in Köln„Fünf vor Zwölf“ für die Volksbühne am Rudolfplatz

Auch die Paveier müssen demnächst leiser spielen – die Volksbühne will für Lärmschutz sorgen.
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- Für das einstige Millowitsch-Theater wird es höchste Zeit, Lärmschutz-Auflagen zu erfüllen – sonst droht das Aus.
- Doch die Förderung, die die Betreiber der Volksbühne bei der Stadt beantragt haben, wird nicht fließen: Der Finanzausschuss machte einen Strich durch die Rechnung.
- Wie soll es nun weitergehen?
Köln – Die Volksbühne am Rudolfplatz vor der Schließung? Nein, so dramatisch möchte es Birger Steinbrück, einer ihrer beiden Geschäftsführer, nicht formulieren. Aber: „Es droht die Rücknahme der Nutzungsänderung.“ Noch in den Theaterferien im August müssten Lärmschutzauflagen umgesetzt werden. Geld dafür hatte die Volksbühne bei der Stadt beantragt. Die Grünen machten am Dienstag im Finanzausschuss aber einen Strich durch die Rechnung.
Sie monierten, dass die Volksbühne laut Vorlage der Verwaltung 39.000 Euro aus einem Lärmschutzfonds für freie Kulturinstitutionen bekommen sollte, der aber mit gleicher Sitzung überhaupt erst beschlossen wurde. „Die anderen Einrichtungen müssen doch auch erst die Gelegenheit haben, sich zu bewerben“, sagte Jörg Frank.
„Aber wir reden hier übers Millowitsch-Theater!“, wandte Christian Joisten von der SPD ein und bat eindringlich um Beschluss der Förderung. „Die Volksbühne wird sonst geschlossen“, fürchtete auch Ulrich Breite, FDP. Die Volksbühne am Rudolfplatz hatte die traditionsreiche Spielstätte übernommen, nachdem Peter Millowitsch im März 2018 den Betrieb mangels Nachfolger eingestellt hatte.
Da ist Musik drin
Tommy Engel, Lupo und eine Revue über Joe Cocker – Musik bietet die Volksbühne am Rudolfplatz regelmäßig, nicht nur von Kölnern. Auch Ute Lemper kommt und Evi Niessner singt Piaf. Aber auch Kabarett und Comedy haben ihren festen Platz im Programm: Linus, Jörg Knör oder das Köln Comedy Festival. Noch bis Sonntag, 28. Juli, läuft die Slapstick-Komödie „The Show must go wrong“, ein Erfolgsstück aus London. Mehr Infos:
„Keiner will, dass das Theater geschlossen wird“, sagte Jörg Frank. Aber dann müsse das Geld eben aus einem anderen Topf kommen, zum Beispiel aus dem Technikfonds. Da seien nur noch 21000 Euro drin, warf die Kulturdezernentin ein. Trotzdem – einer „kölschen Lösung“, wie es Breite nannte, wollten die Grünen nicht zustimmen. Die Verwaltung bekam deshalb den Auftrag, innerhalb von zwei Wochen andere Möglichkeiten der finanziellen Förderung zu nennen. Dann soll diese per Dringlichkeitsentscheidung beschlossen werden.
Der Lärmschutzfonds, den das Kulturamt für die finanzielle Unterstützung der Volksbühne nutzen wollte, soll insbesondere Musikclubs dabei helfen, durch Lärmschutzmaßnahmen Streit mit Anwohnern zu entschärfen. „Für Theater ist der eigentlich gar nicht gedacht“, sagt Brigitta von Bülow der Rundschau. Maßnahmen, die gefördert werden, sind zum Beispiel schallschluckende Vorhänge, besser isolierte Fenster und Türen, der Einbau eines Limiters in der Musikanlage, der die Lautstärke begrenzen soll. 300 000 Euro sind im Topf. Nach dem Beschluss im Finanzausschuss soll jetzt die Ausschreibung erarbeitet werden, damit sich die Einrichtungen bewerben können.
Für die Volksbühne ist das zu spät. „Wir müssen jetzt loslegen“, sagt Birger Steinbrück. Denn es läuft ein Gerichtsverfahren, mit dem die Nachbarn der Volksbühne gegen die Nutzungsänderung vorgehen, die die Stadt der Volksbühne im Dezember 2018 erteilt hatte. Sie erlaubt ihr, nicht nur Theater, sondern auch Musik anzubieten. Allerdings unter zwei Auflagen: Sie soll mittels Technik die Lautstärke von Instrumenten und Verstärkern dimmen. Und vor allem eine Messanlage einbauen, die belegen kann, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Lärmschutzgrenzen eingehalten werden. Wenn das jetzt nicht geschehe, „werden wir unglaubwürdig“.
Deshalb „werden wir die Maßnahmen dennoch umsetzen“, sagt Steinbrück, in der Sommerpause im August. Das Geld müssten sie zunächst selbst auftreiben und „die Daumen drücken, dass von Seiten der Stadt noch etwas hinzu kommt“.